Samstag, 18. Mai 2013

Auf welche Weise wir die Nächstenliebe durch unsere Gedanken üben müssen

Vom hl. Alfons Maria von Liguori, Kirchenlehrer 

Vorerst müssen wir also die Nächstenliebe durch unsere Gedanken üben, indem wir ohne einen hinlänglichen Grund niemals lieblos über jemanden urteilen: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Matth. 7,1.

Wer ohne hinlängliche Ursache urteilt, dass jemand eine Todsünde begangenen habe, der begeht hierdurch selber eine schwere Sünde; hat man dagegen nur verwegenen Argwohn, so macht man sich hierdurch wenigsten einer lässlichen Sünde schuldig. 
Hat man aber hinlängliche Ursache, ein Urteil zu fällen, oder einen Verdacht zu haben, so begeht man keine Sünde. 
Wer aber von wahrer Nächstenliebe beseelt ist, der glaubt nur Gutes von jedermann und schlägt solches Urteil, solchen Argwohn aus dem Sinn: Die Liebe denkt nichts Arges. 1. Kor. 13, 5.

Desungeachtet sind jene, die dem Hauswesen vorstehen, verpflichtet, immer das Böse zu befürchten, was die Mitglieder der Familie begehen könnten. 
Einige leichtsinnige Hausväter und Hausmütter sehen es ruhig mit an, wie der Sohn mit schlechten Gefährten Umgang hat, wie er häufig jene Häuser besucht, wo junge Leute beiderlei Geschlechts zusammen kommen; sie sehen wie die Tochter sich allein mit Männern unterhält, und lassen das alles zu, indem sie sagen, ich will mich nicht mit bösen Gedanken aufhalten. 
Ach, welche Torheit ist das, da wir doch in solchen Fällen verpflichtet sind, das Böse, das geschehen kann, zu argwöhnen, und die Kinder zurechtzuweisen, damit das Böse nicht wirklich geschehen.

Wer indes das Hauswesen nicht zu leiten hat, der muss sich hüten, die Fehler und Handlungen der anderen auszuspähen.

alles aus: Gesammelte Predigten, dreißigste Predigt


Montag, 13. Mai 2013

Die Kunst, gut zu sterben, gelehrt vom hl. Kirchenlehrer Robert Bellarmin

Heute ist das Fest des hl. Kirchenlehrers und Bischofs Robert BellarminEbenso wie der hl. Kirchenlehrer und Bischof Alfons Maria von Liguori  hat er ein Buch über die Kunst gut zu sterben geschrieben. 

Beide Kirchenlehrer preisen diese Kunst als diejenige, die jeder Christ lernen muss, denn um in den Himmel zu kommen, muss man eines guten Todes gestorben sein, wie beide erklären. 


Es kann aber niemand eines guten Todes sterben, der schlecht gelebt, d.h. sich um Gott nicht gekümmert hat. 
Da jeder nur ein einziges Mal stirbt und sich danach beim persönlichen Gericht die ganze Ewigkeit  Himmel oder Hölle – entscheidet, sollte man möglichst seine ganze Zeit hier auf Erden in das Erlernen dieser Kunst stecken. 

Das Buch des hl. Robert Bellarmin 
Etwas für alle oder die Kunst gut zu sterben ist hier kostenlos zu lesen und herunterzuladen. Kapitel zwei beschäftigt sich damit, wie man der Welt absterben muss. 



Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen

„Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen." Pred. 3, 7. 
Der hl. Johannes war ein besonderer Freund des Stillschweigens, er tat dies aber nur, um desto mehr mit Gott im Gebete reden zu können, um immer gesammelten Geistes zu sein und mit seiner Zunge nicht anzustoßen. 
Aber du musst nicht denken, dass Johannes gar kein Wort geredet hat; er redete, aber zur rechten Zeit. Es wäre ja ein Fehler, zu schweigen, wo man reden musswie es ein Fehler ist, zu reden, wo man schweigen soll.

O wie zahlreich und wie groß sind oft die Sünden, welche mit der Zunge geschehen; mit Recht nennt der hl. Jakob die Zunge eine Welt voll Ungerechtigkeit; und betet der weise Mann (22,23): 
„Wer stellt vor meinen Mund eine Wache und drückt auf meine Lippen ein festes Siegel, dass ich durch sie nicht falle und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürze!"
Wann aber soll man reden; oder welches sind die Regeln des Redens, um nicht anzustossen? Die Heiligen geben folgende an:

1) Soll man reden nach reiflicher Überlegung. „Jedes Wort werde zuerst erwogen, dann gesprochen," schreibt der hl. Augustin. 

„Der Toren Herz ist in ihrem Munde" heißt es im Buche Sirach 2l, 29, d. h. die törichten Menschen schwätzen, ohne zu denken, sie reden nur, um reden zu können. 
„Von jedem unnützen Worte aber musst du Rechenschaft geben", sagt Jesus.

2) Soll man nur reden, was ehrbar ist und das mit reiner Absicht zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen. Gar manche, sagt der hl. Bonaventura, reden Gutes und Frommes, aber aus Eitelkeit!!

3) Soll man beim Reden bedenken, zu wem und vor welchen Leuten man redet;

4) Soll man immer zur rechten Zeit reden; wenn nämlich das Reden einen Nutzen bringt und Schweigen eine Sünde wäre.

5) Soll man mit sanfter Stimme reden, mit heiterem Gesicht; und im Zorne und bei aufgeregtem Gemüte schweigen, bis die Ruhe wieder eingekehrt ist.

Übrigens ist es immer besser, nicht viel zu reden und gerne zu schweigen. Das Schweigen wird dich selten, wohl aber oft das Reden reuen, und wegen des Schweigens wirst du gewiss einst nicht so gestraft werden, als wegen des Redens. 
Daher hat auch der hl. Arsenius öfters ausgerufen: 
„Oft hat es mich gereut, gesprochen, aber nie, geschwiegen zu haben." 
Entschließe dich daher, deine Zunge beständig zu bezähmen; gelingt es dir, dann hast du ein großes Werk vollbracht. Mache daher öfters ein Kreuz auf deinen Mund und denke: 
„O mein Gott, ich weihe dir meine Zunge; ich will sie nicht anders als zu deiner Ehre gebrauchen, hilf mir, daß ich sie bezähme!!"
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858


Samstag, 11. Mai 2013

Der heilige Bischof Mamertus, Stifter der Bitttage vor Christi Himmelfahrt


Im Römischen Martyriologium wird heute des Todes des heiligen Bischof Mamertus zu Vienne in Frankreich gedacht. Angesichts eines drohenden Unglücks hielt er in jener Stadt an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt feierliche Bittprozessionen. Diesen Brauch hat später die ganze Kirche übernommen.


Jahr 477.

Über fünfzig Jahre lang wurden zwei Provinzen Frankreichs, Dauphine und Savoien besonders aber die Stadt Vienne, fast alljährlich von immer neuen Unglücksfällen heimgesucht
Die Erdbeben waren beinahe täglich; Feuer
brünste verheerten die schönsten Wohnungen, und die wilden Tiere wurden so zahlreich und kühn, dass sie am hellen Tage mitten in die Stadt drangen, ohne die Einwohner zu fürchten.
Der Schrecken erreichte den höchsten Grad, als in der Osternacht des Jahres 469, während das Volk in der großen Kirche der Stadt mit feinem Bischöfe, dem heil. Mamertus, die heiligen Geheimnisse feierte, das Feuer ein Stadthaus, ein prächtiges Gebäude auf einer Anhöhe, ergriff.

Man glaubte, die ganze Stadt würde in Asche gelegt werden. Alle Gläubigen verließen die Kirche, um sich und ihre Habe zu retten; nur der heilige Bischof blieb allein vor dem Altare, vertrauend auf den Schutz Gottes. 

Er war ein Mann des Glaubens und des Gebetes. Unter einem Strom von Tränen flehte er zu Gott, er möge sich des Volkes erbarmen und so vielen und großen Drangsalen Einhalt tun.
Die ganze Nacht harrte er so in der Kirche im Gebete aus, und siehe da, kaum war der Tag angebrochen, da erlosch plötzlich der große Brand.


Jetzt eilte das Volk voll Freude und Dank gegen Gott wieder in die Kirche zurück, um den heiligen Gottesdienst fortzusetzen.
Nachdem der heilige Bischof die hochheiligen Geheimnisse vollendet hatte, wandte er sich an das versammelte Volk und mahnte es mit den eindringlichsten Worten zur Buße und Besserung des Lebens, denn nur dadurch würde der Zorn des Himmels besänftigt und sein Segen wieder erlangt werden. 


Seine Rede schloss er mit den Worten, dass er während der Nacht am Altare stehend, Gott versprochen habe, mit seiner Herde drei Tage nacheinander, öffentliche Bittgänge zu halten und alle sollten sich durch Fasten, Almosengeben und reumütiges Sündenbekenntnis darauf vorbereiten. 

Das ganze Volk stimmte dem heil. Bischöfe bei und mit allgemeiner Zustimmung der Geistlichkeit wählte man zur Erfüllung des Gelübdes die drei Tage vor Christi Himmelfahrt. Als die Zeit erschienen war, bezeichnete der heil. Bischof eine Kirche außerhalb der Stadt als das Ziel der Prozession.
Hierher zog nun das Volk in schönster Ordnung unter Anrufung aller Heiligen, weinend und betend. Als der heil. Bischof den Eifer des Volkes sah, bestimmte er noch zwei andere weitere Kirchen, wohin das Volk eben so an
dächtig wallfahrtete. 

Das bußfertige Flehen fand bei Gott Erhörung, die Drangsale hörten auf, und Friede und Ruhe kehrte wieder ein in der Stadt und im Lande.

Als nun die französischen Bischöfe von dieser heilsamen Übung gehört, führten sie dieselbe auch in ihren Bistümern ein und von da verbreitete sie sich dann unter Zustimmung des Papstes über die ganze Kirche.

Der heilige Mamertus lebte nach diesem Ereignisse nur mehr 7 Jahre; aber er hatte die Freude, noch vor seinem Tode zu sehen, wie seine vielen Gebete und Arbeiten für das Heil seiner Herde endlich doch noch Früchte brachten. 

Das Volk bekehrte sich; und Tugend und Frömmigkeit fingen an, in den Herzen der Gläubigen Platz zu greifen. Hochbetagt starb er gottselig im Jahre 477.


Von der Bedeutung der Prozessionen und den Bittgängen.


In der katholischen Kirche werden öfters im Jahre Prozessionen, d. h. Umgänge gehalten. Das gläubige Volk samt der Geistlichkeit zieht nämlich, das Kreuz, dies Zeichen der Erlösung an der Spitze, mit fliegenden Fahnen unter Gebet und Gesang von einer Kirche zur anderen oder auch bloß um die Fluren. Es liegt eben darin eine tiefe Bedeutung. 

Es sind solche Prozessionen oder auch Bittgänge ein Zeichen der Einheit im Glauben an Jesus, den Gekreuzigten, daher wird das Kreuz an der Spitze getragen, oder es wird auch vom Priester das
hochwürdigste Gut selbst mitgetragen. Jesus ist aber der Mittelpunkt der Einheit; er ist der treue Hirt seiner Schafe, die ihm alle nachwandeln, die um ihn sich sammeln, bei ihm bleiben sollen. — Ferners sind die Prozessionen ein Sinnbild unseres Pilger- oder Wanderlebens auf Erden. Wir müssen alle fort von hier; der Himmel ist das Ziel unserer Reise, daher der Einzug in das Gotteshaus am Schlüsse der Prozession.

Wer an der Prozession Teil nimmt, legt ein öffentliches Bekenntnis seines Glaubens ab, dass Gott, dem Allmächtigen Lob, Dank und Anbetung gebührt und dass nur von Gott allein Hilfe kommt. 

Die Prozessionen sind endlich ein öffentlicher Triumph des christlichen Glaubens über die finstere Macht des Heidentumes; daher die wehenden Fahnen, deren rote Farbe auf das Blut der hl. Märtyrer deutet, die über die Macht der Hölle gesiegt haben und uns sagt, wie auch wir unter der Fahne des Kreuzes kämpfen und siegen müssen.

Schäme dich also nicht, christliche Seele, den Prozessionen und Bittgängen beizuwohnen und gehe mit, indem du folgende gute Meinung machst: 

„Ich will dadurch meinen Gott verherrlichen; ihm für alle seine Gnade danken und von ihm Hilfe in allen meinen Nöten erbitten. Ich will dadurch öffentlich meinen Glauben an Jesus bekennen und ich will immer Christo, dem Gekreuzigten nachfolgen!"
Tust du dieses und betest du vom Herzen mit allen Gläubigen, die mit dir gehen, dann wird dein Gebet Erhörung finden; denn Christus sagt ja: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."


alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858





Was ein lauer Pfarrer nach der Konsekration der Hostie erlebte

P. Cäsarius aus dem Kloster Heisterbach schreibt: Bei uns war ein Mönch namens Gottschalk. 
Als dieser vor 6 Jahren in der Christnacht an einem Nebenaltare zelebrierte, sah er nach der Wandlung an Stelle der Hostie ein so schönes Kindlein in seinen Händen, dass auch die Engel an solcher Schönheit ihre Freude haben mussten. Nicht lange danach erkrankte er, und vor seinem Tode offenbarte er seinem Obern diese Erscheinung.


Dieser erzählte dieselbe einem Pfarrer, Adolf von Deifern genannt, welcher seufzend erwiderte: 
Warum offenbart Gott solche Dinge den heiligen und im Glauben vollkommenen Männern? Vielmehr sollte er uns armen Sündern solche Erscheinungen zukommen lassen, damit unser schwacher Glaube gestärkt werde.
Als er nun nicht lange nachher bei der heiligen Messe die hl. Hostie zerbrechen wollte, siehe, da sah er darin ein überaus schönes Knäblein sitzen und ihn freundlich anlächeln. 

Hierüber erschrak er anfangs gar sehr, und er musste sich erst ein wenig erholen, bis er das Kindlein mit Freuden anzuschauen wagte. Nach einer Weile wollte er wissen, was auf der anderen Seite der Hostie sein möchte, wendete dieselbe um und sah Christus am Kreuze hangend, wie er gleich darauf sein Haupt neigte und seinen Geist aufzugeben schien. 


O Jesus in der Heiligen Hostie, 
wir opfern Dich durch Maria dem Vater auf
Dieser Anblick ging dem Priester so tief zu Herzen, dass er Tränen vergoss. Die Gestalt des sterbenden Heilands blieb lange vor seinen Augen, und lange stand er da, ohne zu wissen, ob er mit der hl. Messe einhalten oder fortfahren sollte. Unterdessen verschwand die Gestalt des sterbenden Heilands und der Priester vollendete die Messe unter vielen Tränen. 

Das Volk wollte wissen, was ihm geschehen sei, und warum er so langsam Messe gelesen habe. Deswegen stieg er auf die Kanzel, erzählte ihnen die Erscheinung des Christkindleins und wollte ihnen auch die Gestalt des sterbenden Christus erklären.

Aber sein Herz war so weich, dass er kaum ein verständliches Wort hervorbringen konnte, deswegen stieg er von der Kanzel, brachte mehrere Tage in Reue über seine Sünden und Betrachtung des bitteren Leidens Christi zu und erzählte vielen frommen Leuten die gehabte Erscheinung.

Diese blieb ihm all sein Lebtag so tief ins Herz eingedrückt, dass er sein Leben besserte, seine begangenen Sünden abbüßte, und seinen Pfarrkindern fortan mit dem besten Beispiel voranleuchtete.

Aus dieser Erzählung können wir einigermaßen erkennen, auf welche Weise unser treuer Erlöser seinen bitteren Tod Gott und dem ganzen Himmel vor Augen stellt, nicht um sie zu betrüben, sondern um ihnen die große Liebe, mit welcher er einen so gar bitteren Tod zur Erlösung der Welt gelitten hat, zu erkennen zu geben.

O, wenn wir auch die Gnade haben möchten wie jener Priester, wie gerne würden wir zur Messe gehen, wie andächtig würden wir Messe hören, und was für ein herzliches Mitleiden würden wir mit unserem Erlöser haben! Sehen wir dieses auch nicht mit den leiblichen Augen, so sehen wir´s doch mit den Augen des Verstandes und halten es fest durch den Glauben unseres Herzens.

So oft wir diesen Glauben erwecken, so oft tun wir Christo einen großen Dienst und verdienen jedes Mal einen sehr großen Lohn.

alles aus dem Kapitel "In der heiligen Messe wird Christi Tod erneuert" in: Erklärung des heiligen Messopfers von P. Martin von Cochem

Beschreibung weiterer eucharistischer Wunder: Hier clicken


Dienstag, 7. Mai 2013

Von der brüderlichen Zurechtweisung, zum Fest des hl. Stanislaus, Bischof und Märtyrer

Stanislaus von Krakau lebte von 1030 bis 1079, er wurde 1253 von Papst Innozenz IV. heiliggesprochen. Sein Feiertag ist der 7. Mai. Heiligenlegende hier, Brevierlesung hier 

Von der brüderlichen Zurechtweisung
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

Der heilige Stanislaus ist ein Opfer seiner Nächstenliebe und seiner Pflicht geworden. Um den unglücklichen König vom Verderben zu retten und die Gläubigen vor dessen bösem Beispiel zu bewahren, öffnete er seinen Mund und mahnte und warnte mit heißem Flehen den Sünder, und als sein Mahnen nichts half, ergriff er das Mittel der Strafe. Er richtete zwar bei dem gottlosen Könige nichts aus; er mußte sogar eines grausamen Todes sterben, aber sein Andenken ist unsterblich und ewige Herrlichkeit hat ihm Gott zum Lohne gegeben.


Nimm dir nun, christliche Seele, ein Beispiel an dem Heiligen. Wenn du nämlich siehst und gewiss weißt, dass dein Mitbruder in eine schwere Sünde gefallen ist, oder in der Gefahr schwebt, in eine Sünde zu fallen, so schweige dazu nicht, sondern warne und mahne ihn mit aller Sanftmut und Liebe, aber ja nicht mit Heftigkeit und Zorn. Du musst seine Person schonen und nur seine Sünde angreifen. Ein gutes Wort findet ein gutes Ort.
Zur Sünde deines Nächsten schweigen, würde auch dich in die Sünden stürzen. (Buchtipp: Fremde Sünden und Ärgernis von Prälat Georg May) 

Kannst du selbst deinen Mitmenschen nicht warnen; erkennst du, dass er auf dein Wort nicht merkt, dass er vielleicht gar noch boshafter wird, dann sage es denen, welche die Pflicht haben, zu reden, aber wohlgemerkt, du musst von dem bösen Wandel deines Nächsten überzeugt sein, damit du ihm nicht unrecht tust. 


Wenn du aber die Pflicht hast, über das Betragen deines Mitmenschen zu wachen, wie z. B. die Eltern über ihre Kinder, die Priester, die Lehrer, die Lehrmeister, die Obrigkeiten etc., dann darfst du nie schweigen und mußt die Untergebenen mahnen, warnen und sogar auch strafen. Aber doch soll es jedesmal im Geiste der Liebe und mit der Absicht geschehen, den Nächsten zu bessern und von seinem bösen Wandel abzubringen. 


Wenn du auf solche Weise deinen Mitmenschen gewinnest, so wird dir eine große Belohnung zu Teil werden; denn der heilige Jakobus sagt: „ Meine Brüder, wenn Jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und einer ihn zurückführt, der wisse, dass, wer einen Sünder von seinem Irrwege zurückführt, eine Seele vom Tode errette und die Menge der Sünden bedecke." (5,9,10.) 

Lasse dich also aus feiger Menschenfurcht oder Gefälligkeit nicht abhalten, deinen fehlenden Mitmenschen freundlich zu warnen und zurechtzuweisen; noch weniger aber, wenn du die Pflicht hast, zu reden; du würdest deinen Mitmenschen und dich selbst ins Verderben stürzen.

Gebet. O mein Gott, der du ganz Liebe bist, gib mir eine recht innige Liebe zu dem Nächsten und lasse nie zu, dass ich schweige, wo ich reden soll zu deiner Ehre und zum Heile der Seelen. Amen.


Papst Benedikt XVI. mahnte in seiner Botschaft für die Fastenzeit 2012 an, sich wieder auf diese Dimension der christlichen Nächstenliebe zu besinnen, die als "die Sünder zurechtweisen" eines der sieben Werke der geistlichen Barmherzigkeit ist.
Leider steht in dem Fastenhirtenbrief nicht auch, dass man sich auch fremder Sünden mitschuldig macht, wenn man schweigt oder diese Sünden gar gut heißt, ein Aspekt, der oben und hier herausgearbeitet ist.

"(...) Auf die Brüder und Schwestern zu „achten“ beinhaltet auch die Sorge um ihr geistliches Wohl. Und hier möchte ich an einen Aspekt des christlichen Lebens erinnern, von dem ich meine, daß er in Vergessenheit geraten ist: die brüderliche Zurechtweisung im Hinblick auf das ewige Heil. Heutzutage ist man generell sehr empfänglich für das Thema der Fürsorge und der Wohltätigkeit zugunsten des leiblichen und materiellen Wohls der Mitmenschen, die geistliche Verantwortung gegenüber den Brüdern und Schwestern findet hingegen kaum Erwähnung.  
Anders war dies in der frühen Kirche und ist es in den wirklich im Glauben gereiften Gemeinden, wo man sich nicht nur der leiblichen Gesundheit der Brüder und Schwestern annimmt, sondern mit Blick auf ihre letzte Bestimmung auch des Wohls ihrer Seele. In der Heiligen Schrift lesen wir: „Rüge den Weisen, dann liebt er dich. Unterrichte den Weisen, damit er noch weiser wird; belehre den Gerechten, damit er dazulernt“ (Spr 9,8f). Christus selbst befiehlt, einen Bruder, der sündigt, zurechtzuweisen (vgl. Mt18,15). Das Zeitwort elenchein, das hier für die brüderliche Zurechtweisung verwendet wird, ist dasselbe, das die prophetische Sendung der öffentlichen Anklage bezeichnet, die Christen gegenüber einer dem Bösen verfallenen Generation erfüllen (vgl. Eph 5,11).  
In der kirchlichen Tradition zählt „die Sünder zurechtweisen“ zu den geistlichen Werken der Barmherzigkeit. Es ist wichtig, sich wieder auf diese Dimension der christlichen Nächstenliebe zu besinnen. Vor dem Bösen darf man nicht schweigen. 
Ich denke hier an die Haltung jener Christen, die sich aus menschlichem Respekt oder einfach aus Bequemlichkeit lieber der vorherrschenden Mentalität anpassen, als ihre Brüder und Schwestern vor jenen Denk- und Handlungsweisen zu warnen, die der Wahrheit widersprechen und nicht dem Weg des Guten folgen. Die christliche Zurechtweisung hat ihren Beweggrund jedoch niemals in einem Geist der Verurteilung oder der gegenseitigen Beschuldigung; sie geschieht stets aus Liebe und Barmherzigkeit und entspringt einer aufrichtigen Sorge um das Wohl der Brüder und Schwestern.  
Der Apostel Paulus sagt: „Wenn einer sich zu einer Verfehlung hinreißen läßt, meine Brüder, so sollt ihr, die ihr vom Geist erfüllt seid, ihn im Geist der Sanftmut wieder auf den rechten Weg bringen. Doch gib acht, daß du nicht selbst in Versuchung gerätst“ (Gal 6,1). In unserer vom Individualismus durchdrungenen Welt ist es notwendig, die Bedeutung der brüderlichen Zurechtweisung wiederzuentdecken, um gemeinsam den Weg zur Heiligkeit zu beschreiten. Selbst „der Gerechte fällt siebenmal“ (Spr 24,16), heißt es in der Heiligen Schrift, und wir alle sind schwach und unvollkommen (vgl. 1 Joh 1,8). 
Es ist also ein großer Dienst, anderen zu helfen und sich helfen zu lassen, zu aufrichtiger Selbsterkenntnis zu gelangen, um das eigene Leben zu bessern und rechtschaffener den Weg des Herrn zu verfolgen. (...)"
http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/messages/lent/documents/hf_ben-xvi_mes_20111103_lent-2012_ge.html


Freitag, 3. Mai 2013

Das Fest der Auffindung des heiligen Kreuzes

3. Mai

Heute feiert die heilige katholische Kirche das Andenken an den Tag, an dem das heilige Kreuz, welches der göttliche Heiland auf den Kalvarienberg geschleppt, an das er so schmerzvoll genagelt und an welchem er für aller Menschen Heil und Erlösung von Sünde und ewigem Tod verblutet hat, aufgefunden wurde, nachdem es lange Zeit unter Staub und Schutt begraben lag.

Das Kreuz war nach dem Tode Jesu ein Gegenstand vorzüglicher Verehrung aller Gläubigen. — Da es bei den Juden Sitte war, mit denen, die hingerichtet wurden, auch die Werkzeuge ihrer Hinrichtung zu begraben, so wurde das Kreuz samt den Nägeln in eine Grube nahe bei dem Grabe geworfen. 

Nach der Auferstehung suchten die Juden sorgfältig alle heiligen Reliquien der Verehrung der Christen zu entziehen. Noch mehr aber taten dies die Heiden, welche sogar jedes Andenken an Christus zu vertilgen suchten.
Sie wussten, dass bei Christen ihre Götzen und Götzentempel verabscheuten; darum ließ denn auch der Kaiser Hadrian die Grotte des heiligen Grabes mit Schutt und Erde anfüllen und dann darüber der scheußlichen Venus einen Tempel bauen, wo schändliche Opfer dargebracht wurden, um die Christen zu verhindern, diesen Ort zu besuchen.

So blieben das Kreuz und die übrigen kostbaren Reliquien den Christen verborgen bis zur Zeit des Kaisers Konstantin. Dieser, noch ein Heide, aber im Herzen den Christen schon zugetan, wurde vom Kriegsheere seines Vaters in seinem dreißigsten Jahre zum Kaiser ausgerufen. 

Ihm machte nun Marentius, der in Rom als Kaiser seinen Sitz hatte, die Krone streitig. Eine große Schlacht sollte entscheiden, wer fortan Herrscher des römischen Reiches sehn sollte. Marentius hatte ein ungeheures Kriegsheer; Konstantins Streitmacht war schwach; er sah, dass er ohne außerordentliche Hilfe nicht siegen könne.

Da betete er in größter Not zu dem Gott der Christen, von dessen Allmacht er schon gehört hatte und siehe da, am Himmel zeigt sich ihm und seinem Heere ein glänzendes Kreuz mit der Inschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." Er ließ nun nach diesem Kreuze eine Fahne machen und dieselbe in der Schlacht vorantragen. Mutig griff er den Feind an und besiegte ihn. Von diesem Augenblicke an (313) war Konstantin ein Anhänger Jesu, des Gekreuzigten und nachdem er auch einen anderen Gegner in einer großen Schlacht besiegt hatte und alleiniger Herr des großen Römerreiches geworden war, beschloss er aus Dankbarkeit gegen Gott auf dem Kalvarienberg eine prachtvolle Kirche zu bauen; allein der Ort, wo das Kreuz des Herrn gestanden, war nicht mehr zu erkennen, noch weniger aber das Kreuz selbst zu finden.

Doch die Mutter des Kaisers,die fromme Helena, obschon 80 Jahre alt, scheute keine Mühe, den Willen ihres Sohnes ins Werk zu setzen. Sie reiste selbst nach Jerusalem und ließ nun den Venustempel niederreißen, in der Hoffnung, das Grab des Heilandes und dabei auch das Kreuz zu finden. 
Nachdem der Schutt hinweggeräumt und die Erde weggeschafft war, fand man wirklich das heilige Grab und in seiner Nähe drei Kreuze von gleicher Gestalt und Größe nebst drei Nägeln und dem Titel von Holz, mit der Inschrift: „Jesus von Nazareth, König der Juden." 
Kreuzauffindung
Jan van Eyck
Nun konnte man aber mit Sicherheit nicht erkennen, welches das wahre Kreuz sei, da der Titel abgerissen bei den Kreuzen lag. In dieser Verlegenheit fragte nun die fromme Kaiserin den heiligen Makarius, Bischof von Jerusalem, um Rat. Nach innigem Gebete ließ Bischof Makarius von Jerusalem die drei Kreuze nacheinander einer schwerkranken Frau auflegen. Die beiden ersten brachten ihr keine Besserung, das dritte jedoch machte sie auf der Stelle gesund.

Von dieser Zeit an erwies man dem heiligen Kreuzholze die tiefste Verehrung und feierte zum Andenken an diese Begebenheit bis jetzt das Fest der Kreuzauffindung. 
Die heilige Helena ließ an derselben Stelle, wo das Kreuz gefunden wurde, eine prachtvolle Kirche bauen. In diese Kirche kam die Hälfte vom heiligen Kreuzholz in Gold und Edelsteine eingefasst. 

Die andere Hälfte gab Helena ihrem Sohne Konstantin, der einen Teil in Konstantinopel behielt und den anderen Teil nach Rom sendete und dort in der hl. Kreuzkirche, welche er erbaute, aufbewahren ließ. Schon frühzeitig, wie der heil. Cyrillus, Bischof von Jerusalem, schreibt, wurden kleine Teile oder Partikel dieses hl. Holzes abgeschnitten und in alle Welt versendet und der Heilige versichert als Augenzeuge, dass, so viel man auch Teile abschneide, das Holz doch nicht kleiner werde.
Auch von dem Teile des hl. Kreuzholzes, der sich in Rom befindet, werden Partikel in kleinen silbernen Gefäßen versendet. Um aber zu wissen, ob diese Partikel echt seien, muss man darauf sehen, ob sie mit roten Seidenfäden umwunden, mit dem Wappen eines Kardinales versehen und in einer eigenen Schrift als echt erklärt seien.

Das Kreuz, das lehrreichste Buch!

Seit den Tagen des Kaisers Konstantin ist das Kreuz kein Zeichen der Schmach, des Fluches und des Abscheus mehr; es ist ein Zeichen unendlicher Liebe, unendlichen Segens, höchster Verehrung. Es ist aufgerichtet auf den Gebäuden, auf den Gipfeln der Berge, an Strassen und Wegen; es strahlt auf den Fahnen, befindet sich in den Gemachern und Kammern, glänzt am Halse der Frauen und schimmert an der Brust der Krieger und der Fürsten und ziert ihre Kronen. Immer aber, in welcher Gestalt du es siehst, christliche Seele, ist es ein Buch, das dir die erhabenste und trostreichste aber auch fruchtbarste Lehre gibt.

Was sagt das Buch des Kreuzes? Es sagt dir, dass dich Gott unendlich liebt; denn an diesem Zeichen der Schmach, an diesem Werkzeug der Qual und Pein ließ er seinen geliebten Sohn für dich sterben! — Es sagt dir, was deine Seele wert ist; denn am Kreuze hat sie der Sohn Gottes mit seinem Blute erkauft! — 

Es sagt dir, was die Sünde für ein entsetzliches Übel; denn nur die Sünde allein hat dies Kreuz auf Golgatha aufgerichtet: die Sünde hat den Sohn Gottes an dies schmachvolle Holz geschlagen! Es sagt dir, dass du mit Gott versöhnt bist, dass deine Schuld bezahlt ist, dass der Himmel dir offen steht, wenn du an den Gekreuzigten glaubst und nach diesem Glauben lebst! — 

Es sagt Dir, dass du nicht verzagen sollst, wenn Leiden dich drücken, denn Gottes Sohn hat ja gelitten und dir ein Beispiel hinterlassen, dass du in seine Fußstapfen trittst.
Das Kreuz lädt dich zur Nachfolge ein und sagt dir, dass du durch Kreuz eingehst in ewige Freude. — Es sagt dir, dass du im Kreuze siegen kannst über alle Feinde deines Heiles, denn am Kreuze hat Christus überwunden und jedem, der an ihn glaubt, die Kraft erworben im und mit dem Kreuze zu überwinden. — 

Es sagt dir aber auch, dass du einst heulen wirst vor Angst, wenn du es am Ende der Welt in den Wolken des Himmels erblickst, wenn du ein Feind des Kreuzes im Leben gewesen, wenn du durch deine Sünden Christum fort und fort gekreuzigt hast!!

O lies fleißig in diesem Buche; höre, was es spricht und befolge es; dann wird das Kreuz im letzten Augenblicke dein Trost, deine Freude, deine Seligkeit sein!!



alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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