Freitag, 14. Juni 2013

Der hl. Kirchenlehrer Basilius der Große

passende Brevierlesung hier

Einer der tapfersten Streiter für Christus und seine heilige Kirche war der heilige Basilius, der Große genannt wegen des Reichtums seiner Kenntnisse, wegen der Erhabenheit seiner Tugenden, wegen der glänzenden Siege, die er über den Irrtum und die Lüge erfochten.
Sein Vater Nasilius, seine Mutter Emmelia samt ihren zehn Kindern glänzen in der Kirche Gottes alle als Heilige. Man darf also sagen, dass Basilius schon die Heiligkeit mit der Muttermilch eingesogen, und mit der Luft, die ihn im Hause seiner heiligen Eltern umgab, eingeatmet hat.
Seine heilige Mutter bildete sein Herz, sein heiliger Vater aber seinen Verstand, indem er ihn die Vorkenntniffe der schönen Wissenschaften lehrte. Noch jung wurde er auf mehrere hohe Schulen gesendet, um sich tüchtige Kenntnisse in allen Zweigen der Wissenschaften zu erwerben.
Zu Athen lernte er den heil. Gregor v. Nazianz kennen, der, damals noch ein junger Mann, mit heil. Eifer den Wissenschaften oblag, und schloss mit ihm ein inniges Freundschaftsbündnis. Beider Herzen stimmten zusammen; beide liebten die Wissenschaften, und was noch mehr ist, beide hatten eine feurige Liebe zu Gott, beide strebten eifrig darnach, heilig zu werden, und so konnte es nicht fehlen, dass einer den anderen an sich zog und beide eines Herzens und eines Sinnes wurden.

Sie wohnten beisammen, aßen an einem Tische, beteten unablässig miteinander, machten die nämlichen Bußübungen und die gleichen Studien. Sie hatten nur einen Willen, nur einen Wunsch, nämlich Gott zu verherrlichen, ihm vom ganzen Herzen zu dienen. — Sorgfältig vermieden sie die Gesellschaft verdorbener junger Männer; nur wer sittsam und friedfertig war, durfte ihres Umganges sich freuen. 

In der großen, prächtigen Stadt mit ihren vielen Schauspielhäusern und Belustigungsorten kannten sie nur zwei Straßen, eine zur Kirche und den Priestern, die andere zu der Schule und zu ihren Lehrern. „Unsern größten Ruhm, schreibt der heilige Gregor, setzten wir darein, Christen zu heißen und auch zu sein.

Da beide Freunde, Basilius und Gregor, die Absicht hatten, sich einst dem Dienste der Kirche zu weihen, so verlegten sie sich mit allem Fleiße auf die Redekunst, welche zum Predigtamte so notwendig ist. Sie hörten die größten Meister, lasen ihre Bücher, ahmten sie sorgfältig nach, und übten sich beständig in der Kunst, gut zu reden und zu schreiben. Ihren redlichen Fleiß belohnte Gott mit herrlichem Erfolge. Noch heute sind ihre Schriften welche sie hinterließen, ein Muster der heiligen Beredsamkeit.
(hier und hier)

Der heilige Basilius, so jung er noch war, genoss bald die höchste Verehrung seiner Lehrer und Mitschüler, und als er die Stadt verlassen wollte, um in sein Vaterland zurückzukehren, wandten sie alle Mittel an, um ihn zurückzuhalten. Aber Basilius glaubte seinem Vaterlande nützlicher sein zu können und kehrte heim; sein Freund Gregor blieb noch einige Zeit in Athen. — 
In seiner Heimat angekommen, eröffnete er eine Schule der Beredsamkeit, und übernahm auch die Führung einiger Rechtsbändel. Das Lob und der Beifall aber, welches ihm von allen Seiten zu Teil wurde, versetzte ihn in die größte Angst; er fürchtete, stolz und übermütig zu werden, weshalb er den Vorsatz fasste, der Welt gänzlich zu entsagen, wozu ihn besonders seine heilige Schwester Makrina, und sein Freund Gregor ermunterten. 

Er verteilte auch wirklich den größten Teil seiner Güter unter die Armen und zog sich dann in ein stilles Kloster zurück. Hier lebte er einige Zeit in strenger Buße, da er aber besorgte, er möchte nicht genau die Pflichten eines Einsiedlers befolgen, besuchte er auf einer weiten Reise die heiligen Einsiedler, welche in großer Menge in der Wüste das Leben heiliger Engel führten, und fragte dieselben um Rat. Hingerissen von dem erhabenen Beispiele dieser Männer des Glaubens und heiligen Gottvertrauens, kehrte er wieder in seine Heimat zurück, und wählte sich zu seiner Wohnung das Hans seiner heil. Großmutter, das am Flusse Iris lag.  Nahe dabei hatten seine heil. Mutter und seine heil. Schwester ein Nonnenkloster gestiftet. 

Basilius fasste nun den Entschluss, ebenfalls für Männer ein Kloster zu stiften, und da sich bald viele zur Aufnahme meldeten, stiftete er noch mehrere in der Umgegend. Diesen schrieb er nun eine heil. Regel vor, welche noch heute von den Mönchen im Morgenlande beobachtet wird. Er selbst führte im Kloster, das aus mehreren ärmlichen Hütten bestand, in welchem die Mönche wohnten, das strengste Leben. 
Seine Wohnung war eine kleine, arme Hütte; seine Kleidung bestand aus einem groben Unterkleid, von einem ledernen Gürtel zusammengehalten, und einem einfachen Mantel. Seine Schlafstätte war die bloße Erde, auf der er nur einige Stunden ruhte; seine Decke war ein härenes Kleid; oft durchwachte er ganze Nächte. In der strengsten Kälte änderte er seine Kleidung und seine Schlafstätte nicht. Nur einmal des Tages genoss er eine Mahlzeit, die aus Brot und Wasser und einigen Kräutern bestand und so gering war, dass man glauben sollte, er könnte davon nicht leben. Deshalb wurde auch sein Gesicht ganz blass, und sein Körper gänzlich abgemagert. Beständig war er kränklich und oft dem Tode nahe; dennoch behandelte er seinen Leib wie einen Feind, und versagte sich sogar das Bad, welches im Morgenlande so notwendig für die Gesundheit ist.

Bei einer herrschenden Hungersnot verkaufte er noch den letzten Teil seiner Güter, um der Not der Armen abzuhelfen. Von nun an lebte er nur mehr von dem, was ihm mitleidige Freunde mittheilten; er wollte nur mehr dem armen, gekreuzigten Heilande nachfolgen.
Sein sehnlichster Wunsch war, ganz unbekannt in tiefster Einsamkeit zu leben, und von allen Menschen verachtet zu werden. Über alles schätzte und liebte er die jungfräuliche Keuschheit; schon ein unreiner Gedanke erfüllte ihn mit Angst und Schrecken. Seine ganze Zeit brachte er mit Gebet, Handarbeit und Betrachtung der heiligen Schrift zu; auch ging er zu den Landleuten in der Umgegend, unterrichtete sie im Christentum und mahnte sie zu einem wahrhaft christlichen Leben. Alle, die ihn sahen, gewannen ihn lieb, denn er war immer heiteren Angesichts, voll Milde und Liebe und hl. Ernstes.

Eine große Freude gewährte ihm, dass sein geliebter Freund Gregor endlich seinen Bitten nachgab und zu ihm in die Einsamkeit zog. Jeder wohnte in einer kleinen Hütte, von einem Gärtchen umgeben. Sie kamen nur zusammen, um Psalmen zu singen und das Lob Gottes ertönen zu lassen, oder miteinander Bäume zu pflanzen, Holz zu tragen, Steine wegzuräumen, die Felder zu bebauen; dabei erquickten sie ihre Herzen durch heilige Unterredungen.
Nach einiger Zeit mussten sich beide Freunde trennen, denn Gott wollte sie, nachdem sie sich lange Zeit zum künftigen Kampfe geübt, auf einen erhabenen Posten stellen, um seine heilige Sache zu verteidigen.

Hier wollen wir, lieber Leser, ein wenig in der Erzählung ausruhen und betrachten, wie alle großen heiligen Männer, von Moses angefangen bis zu Johannes dem Täufer, und von Christus, dem Vorbilde aller Heiligen, bis auf die neueste Zeit die Einsamkeit und das strenge, bußfertige Leben liebten. Es muss damit eine besondere Bewandtnis haben, und so ist es auch!

Gott hat mit den Heiligen oft große Dinge vor; er will sie als Werkzeuge gebrauchen, teils um die Angriffe der Hölle abzuschlagen oder die in Lauigkeit versunkenen Herzen wieder anzueifern, die herrschenden Laster zu besiegen und auszurotten, erhabene Beispiele der Tugend zu geben oder mit dem Lichte ihrer Kenntnisse die Finsternisse des Irr- und Unglaubens zu verscheuchen oder auch als Zeugen der Wahrheit zu leben, zu kämpfen und zu sterben. 
Daher kommt es, dass gerade in unheilvollen Zeiten, wo man glaubt, die Sache Gottes und seiner Kirche sei schon verloren, wo die Feinde Gottes bereits triumphieren, plötzlich Männer, selbst auch Frauen sich erhoben, die bisher ganz verborgen gelebt, und mit unerschütterlichem Mut und mit freudiger Siegeshoffnung, getragen von dem mächtigen Arme Gottes, für die heilige Sache in den Kampf treten und der staunenden Welt zeigen, dass der alte Gott in seinen Heiligen regiert. 
Zu diesem Werke Gottes aber, wozu er seine Heiligen beruft, müssen diese sich auch vorbereiten und üben, wozu nichts tauglicher ist, als die Einsamkeit, das Gebet, die Betrachtung und die Abtötung, weswegen denn auch Gott denen, die er zu irgend einem erhabenen Werke beruft, gewöhnlich eine heftige Liebe zum einsamen, bußfertigen Leben mitteilt und sie darin so lange übt und prüft, bis er sie endlich auf den Leuchter stellt. Dies nun war auch bei dem heiligen Basilius der Fall. 
Er war berufen zum Besonderen Bekämpfer des Irrtums und der Lüge, zu einer stammenden Leuchte des Glaubens, zu einem heiligen Lehrer der Kirche, und als er daher, gänzlich losgetrennt von der Welt, tief begründet in der Tugend, wohl bewandert in der heiligen Lehre, von Gott tauglich befunden worden zum großen Werke, rief er ihn zu seinem heiligen Amte.

Der heilige Basilius musste sich, wie wir gehört haben, von seinem Freunde Gregor trennen und feine geliebte Einsamkeit verlassen. Der Bischof von Cäsarea hatte ihn zu sich berufen und zum Priester geweiht. Auch in dieser Stadt lebte er abgeschieden von der Welt, predigte aber von Zeit zu Zeit dem Volke mit solchem Erfolge, dass alle Herzen ihm zufielen und der Bischof, eifersüchtig hierüber, ihn wieder fortsandte. Mit Freuden kehrte Basilius wieder in seine Einsamkeit zurück, aber nicht lange dauerte seine Freude.

Kaiser Valens nahm die Arianer*, diese Christusleugner, in seinen Schutz und wagte es, sogar die Kirche von Cäsarea diesen Feinden des Sohnes Gottes zu übergeben. Vergebens widersetzte sich der dortige Bischof, er war genötigt, den heiligen Basilius herbeizurufen, der auch sogleich erschien und alle Pläne der Feinde vereitelte. 

* Anmerk.: Die Aria­ner spra­chen Jesus, dem Got­tes­sohn, das gött­li­che Wesen und die gött­li­chen Eigen­schaf­ten ab. Sie mach­ten ihn zu einem Geschöpf Got­tes, zu einem Hero, zu einer Art Halb­gott.

Durch seine Predigten befestigte er das Volk in der wahren Lehre und stellte die Ruhe wieder her. Bei einer Hungersnot, die gleich darauf ausbrach, gab er das schönste Beispiel der Nächstenliebe. Er bettelte bei den Reichen für die Armen, wusch denselben die Füße, bediente sie am Tische und teilte mit eigener Hand die Lebensmittel unter sie aus. 
Dadurch gewann er sich die Liebe des Bischofes und der Gläubigen und als der Bischof starb, wurde er zu seinem Nachfolger erwählt. Jetzt war er an dem Platze, wozu ihn Gott berufen wollte.

Basilius glühte für die Einheit des Glaubens; mit Schmerz sah er, dass so viele Tausende dem Irrtume und der Lasterhaftigkeit verfallen seien und von der Kirche sich getrennt hielten. Er betete unter heißen Tränen Tag und Nacht für seine verirrten Schäflein und unablässig predigte er täglich morgens und Abends, um die Gläubigen in der Wahrheit zu erhalten, die Irrenden zurückzuführen. 
Nun erhob sich aber auch die Hölle gegen ihn. Kaiser Valens sah, dass die Arianer niemals etwas ausrichten werden, so lange Basilius wie ein fester Turm ihre Angriffe abhalte. Er schickte deshalb seinen Statthalter Modestus an den Bischof ab, um denselben teils durch Drohungen, teils durch Versprechungen dahin zu bringen, dass er mit den Irrgläubigen Gemeinschaft mache.

Modestus bestieg den Richterstuhl und ließ den Bischof vor sich fordern. Basilius stellte sich ruhig und fest. Zuerst suchte Modestus durch Schmeicheleien dem Heiligen beizu- kommen; da aber dieses nichts fruchtete, sprach er mit zorniger Miene: „Bedenkst du auch, Basilius, dass du dich einem großen Kaiser widersetzest, dem die ganze Welt gehorcht? Fürchtest du nicht seine Macht?

Basilius. Wie weit geht denn seine Macht?

Modestus. Er kann dein Vermögen einziehen, dich verbannen, dich zur Folter und zum Tode verurteilen.

Basilius. Drohe mit etwas anderem, denn dies alles fürchte ich nicht.

Modestus. Was sagst du?

Basilius. Ich sage, dass der, welcher nichts hat, vor der Einziehung seines Vermögens sicher ist; ich besitze nur einige Bücher und die Lumpen, welche ich am Leibe trage; ich denke nicht, dass du diese mir nehmen willst.

Modestus. Aber die Verbannung?

Basilius. Du wirst mich nicht leicht dazu verurteilen können, denn die ganze Erde ist für mich ein Verbannungsort, der Himmel allein ist mein Vaterland.

Modestus. So fürchte die Folter!

Basilius. Ich fürchte sie wenig, denn mein Leib ist so mager und schwach, dass er sie nicht lange wird aushalten können; der erste Schlag wird mein Leben enden.

Modestus. Und der Tod?

Basilius. Den fürchte ich noch weniger; er ist für mich eine Gnade, weil er mich mit Gott vereiniget, für den ich allein lebe.

Modestus. Noch nie hat Jemand so zu mir gesprochen.

Basilius. Ohne Zweifel, weil du noch nie einem Bischöfe gegenüber gestanden.

Modestus. Ich will dir bis Morgen Zeit geben, zu überlegen, wozu du entschlossen bist.

Basilius: Dieser Aufschub ist unnütz; ich werde morgen der Nämliche sein wie heute.

Der Statthalter, erstaunt über die Unerschrockenheit des heiligen Bischofes, ging des folgenden Tages zum Kaiser und berichtete ihm den Hergang der Sache. Dieser, aufgebracht, ließ den Heiligen noch einmal vorladen und da er wieder nichts ausrichtete, sprach er das Urteil der Verbannung über den Heiligen aus. Schon war der Befehl ausgefertigt und der Wagen bereit, welcher den Heiligen bei Nacht fortbringen sollte, als plötzlich des Kaisers Sohn von einem gefährlichen Fieber befallen wurde. 
Die Kaiserin eilte geängstigt zu ihrem Gemahl und sagte ihm, dass die Krankheit des Sohnes nichts anders, als eine gerechte Strafe des Himmels sei, wegen der Verbannung des Heiligen, und dass sie deshalb auch von schrecklichen Träumen gequält werde. Der Kaiser, erschreckt, ließ sogleich den heiligen Bischof kommen. Kaum war dieser bei dem Kaiser eingetreten, als er ihm auch ankündigte, dass der Knabe nicht sterben werde, sofern er im heiligen katholischen Glauben erzogen würde.
Der Kaiser versprach es und sogleich war der Knabe auf das Gebet des Heiligen gesund. Da es aber nach einiger Zeit den Kaiser reute, dies Versprechen gegeben zu haben und seinen Sohn von einem arianischen Bischof taufen ließ, starb dieser bald darnach. — Aber auch diese Züchtigung änderte den verhärteten Sinn des Kaisers nicht; er verurteilte den heiligen Bischof zum Zweiten Mal zur Verbannung.

Als er aber den Befehl hierzu unterschreiben wollte, zerbrach ihm die Feder; er forderte eine zweite, aber auch diese zerbrach, ebenso eine dritte. Nun begehrte er zornig eine vierte Feder, aber siehe, da fing seine Hand an zu zittern und zu erstarren und vom Schrecken ergriffen, zerriss er das Papier und ließ den heiligen Bischof im Frieden bei seiner Kirche.

Diesen Frieden benutzte der Heilige, um mit aller Kraft seiner Seele die Ärgernisse zu heben, welche die Irrlehrer überall verbreitet hatten und die Gläubigen im Glauben und heiligen Wandel zu stärken. Er befand sich fast immer auf der Kanzel und seine Gemeinde hatte einen solchen Hunger nach seinen Worten, dass die Meisten derselben sogar an Werktagen in die Kirche eilten, um ihn zu hören und so groß war oft die Zahl der Zuhörer, dass er sie mit einem wogenden Meere verglich.

Er führte auch die schöne Gewohnheit unter seiner Herde ein, sich Morgens und Abends in der Kirche zu versammeln und dort zu beten; auch erweckte er in den Gläubigen ein solches Verlangen nach der heiligen Kommunion, dass sie dieselbe in jeder Woche am Sonntage, Mittwoche, Freitage, Samstage und allen Festen der heiligen Märtyrer empfingen. Er selbst hatte eine flammende Liebe zu Jesus im heiligsten Sakramente. Als er eines Tages die heilige Messe las, sah ein Jude, der sich heimlich in die Kirche geschlichen hatte, wie der Heilige statt der Hostie ein holdseliges Kindlein in die Höhe hob. Durch diesen Anblick bekehrte sich der Jude sogleich und ließ sich taufen.

Die Liebe zu Jesus ist immer auch mit der Liebe zu den Armen und Notleidenden verbunden. Daher war denn auch die Liebe des Heiligen zu den Armen ohne Grenzen. Er baute in der Stadt Cäsarea für dieselben ein Spital, welches so groß war, wie eine Stadt und in dem mehrere Tausende von Armen und Kranken zugleich Nahrung und Pflege erhielten. Der hl. Gregor nennt dieses Spital ein Weltwunder.
Um die Armen unterstützen zu können, lebte er selbst in größter Armut; er hinterließ nach seinem Tode nicht einmal soviel, dass man ihm ein steinernes Denkmal setzen konnte.

Seine vielen rastlosen Arbeiten im Weinberge des Herrn und sein strenges Leben hatten endlich seine Kräfte gänzlich aufgezehrt. Er wurde auf das Krankenbett geworfen. Ein Jude, mit dem der Heilige früher öfters sich unterredete, um ihn für Christus zu gewinnen und der in der Arzneikunde sehr erfahren war, wurde von ihm zu feinem Bette gerufen und gefragt, ob er keine Hoffnung der Genesung mehr habe. 
Der Jude antwortete: „Es ist keine Hoffnung mehr; heute Abends noch wird der Bischof eine Leiche sein." „Was wirst du aber sagen, entgegnete der Heilige, wenn ich den morgigen Tag noch erlebe?" „Das kann nicht sein, antwortete der Jude; wenn es geschieht, will ich ein Christ werden." „Es bleibt dabei,“ erwiderte der Bischof und wendete sich sogleich zu Gott mit der inständigen Bitte, ihn noch so lange leben zu lassen, bis der Jude sich bekehrt habe. 

Wirklich stand der Bischof am folgenden Tage gesund vom Bette auf. Der Jude kam, sah das Wunder und ließ sich, da er schon hinlänglich unterrichtet war, von dem Heiligen mit all den Seinigen taufen. Nachdem dies geschehen, legte sich der heil. Bischof wieder auf das Krankenbett und bereitete sich mit aller Andacht auf den nahen Tod. Eine unzählbare Menge Volkes eilte in seine Wohnung, um den Heiligen nochmal zu sehen und zu hören. Er ermahnte alle zur Beharrlichkeit im Glauben, segnete sie und gab dann mit den Worten: „Herr, in deine Hände gebe ich meine Seele zurück", seinen Geist auf im Jahre 379. 

Sein Leib wurde von den Händen heiliger Männer zu Grabe getragen; eine unzählige Menge folgte ihm; Heiden, Juden und Christen weinten um den heiligen Bischof und suchten wenigstens das Leichentuch und das Bett, worauf sein Leib lag, zu berühren; man rief laut: „Unser Vater ist geschieden, unser Vater ist tot!" so sehr liebten ihn alle. 
Die heiligen Väter nennen ihn die Leuchte der Welt, die Ehre und Zierde der Kirche, den Diener der Gnade, den Herold der Wahrheit und der heil. Gregor von Nazianz seinen geliebtesten Freund!

Er wird abgebildet in bischöflicher Kleidung, in einem Buche lesend, den heiligen Geist in Gestalt einer Taube an seinem Ohr.


alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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