Die Erläuterungen von Fr. Gregory Hesse haben
uns geholfen, besser zu verstehen, warum wir uns über fast jede Predigt, die
wir hören, aufregen müssen (sehr anhörenswert, im Video unten ab Min. 38 - vom gruseligen Standbild sollte man sich nicht abschrecken lassen - oder in diesem Video ab Min 1.33, beides leider nur auf Englisch) .
Sehr viele Priester haben nämlich die Angewohnheit,
wesentliche Teile der katholischen Lehre wegzulassen, und zwar so, dass das Gesagte
ohne den Teil, der weggelassen wurde, falsch ist. Ich meine, einmal gelesen zu haben,
dass ein Papst, ich glaube, es war Leo XIII., diese Unsitte schwer getadelt hat.
Bei dieser Unsitte wird nämlich meist zwischen Tatsache und Möglichkeit, actus und potentia, nicht mehr unterschieden, was laut Fr. Hesse die gesamte "neue Theologie" durchzieht. Auf dieser genauen Unterscheidung basiert aber die ganze Philosophie/Theologie des heil. Thomas von Aquin und wie Fr. Hesse
sagt, funktioniert auch der gesunde Menschenverstand so.
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Am Beispiel von Papst Johannes Paul II., der zur Zeit des
Videos gerade Papst war, erklärt er den Sachverhalt: Wenn Papst
Johannes Paul II. sagt oder schreibt: „Alle Menschen sind gerettet“, ist das
richtig?
Wenn der Papst damit meinte, der Möglichkeit nach, hatte er Recht, wenn er
meinte, dass das tatsächlich so ist, irrte er, denn der Heiland hat gesagt, dass Viele auf dem breiten Weg zur Hölle gehen.
Der Papst hat hier nicht zwischen
Möglichkeit und Tatsache unterschieden. In actu werden nicht alle gerettet, sondern nur unter ganz bestimmten Bedingungen wird jemand gerettet, abhängend von seiner Mitwirkung mit der Gnade.
Das zusätzliche Problem ist, dass Menschen generell nicht in
Möglichkeiten miteinander reden, sondern in Tatsachenbehauptungen. Wenn man im normalen Leben von einer Möglichkeit redet, so macht man das vorher oder durch Benutzung des Konjunktiv, der Möglichkeitsform, deutlich.
Wenn ein Papst
sagt: „Alle werden gerettet.“ nimmt daher jeder, der das hört an, er redet von Tatsachen.
Wenn Fr. Hesse von sich gesagt hätte: „Ich bin Papst!“, hätte man ihn sicherlich für verrückt gehalten, weil er dasjenige als Tatsache formuliert hätte, was nur eine Möglichkeit ist und dazu noch eine sehr unwahrscheinliche.
Wir hörten neulich in einer Predigt: "Kreuze helfen uns in den Himmel." Ist das so richtig oder falsch?
Kreuze helfen nur in potentia in den Himmel, also möglicherweise.
In actu, also tatsächlich, helfen Kreuze einem in den Himmel,
wenn man im Stand der heiligmachenden Gnade ist, denn nur dann kann man Verdienste
für die Ewigkeit erwerben und auch in diesem Stand nutzen Kreuze einem nur,
wenn man sie geduldig und mit Ergebung in den Willen Gottes trägt.
Predigten, die als Tatsache darstellen, was nur der
Möglichkeit nach besteht, führen die Leute leider in die Irre und geben
denjenigen, die sich so viel Wissen angeeignet haben, um erkennen zu können,
was an der Predigt falsch, ist Ärgernis. Beides ist kein erstrebenswertes Ziel
für Priester.
Wozu falsche „In actu“-Predigten führen können, kann man
hier in Familienterror am Sterbebett wegen Priestern nachlesen.