Dienstag, 16. April 2013

Von der Opferwilligkeit des Christen

Die heil. Enkratia hat zuerst ihrem göttlichen Bräutigam ihre jungfräuliche Reinigkeit und die Freuden der Ehe und zuletzt auch ihr noch junges Leben zum Opfer gebracht. Für dieses Opfer empfing sie die himmlische Seligkeit. 

Wenn du auch, christliche Seele, dem Herrn kein solches Opfer bringen kannst, so kannst und sollst du doch auf andere Weise Gott wohlgefällige Opfer bringen und dadurch die Herrlichkeit des Himmels erwerben. 

In einem gewissen Sinne ist nach dem Ausspruche des heil. Petrus ein jeder katholischer Christ ein Priester und muß als solcher täglich opfern. 
Das tägliche hochheilige Messopfer darf freilich nur der hiezu geweihte Priester darbringen, aber der Gläubige soll sich mit und in Christus dem Herrn Gott täglich selbst zum Opfer bringen. 

Das geschieht, wenn er aus reiner Liebe zu Gott die Beschwerden und Lasten seines Standes willig und geduldig trägt, wenn er seine bösen Neigungen, seine fünf Sinne, seine Augen, seine Zunge, seinen Gaumen abtötet, wenn er sich irgendeinen erlaubten Genuss, irgend ein Vergnügen versagt,wenn er seinem Nächsten irgend einen Liebesdienst erweist, ganz besonders aber, wenn er die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit ausübt. 

Unsere Zeit fordert von dem katholischen Christen ganz besonders freudige Opferwilligkeit. 
Je mehr die Selbstsucht, die Habsucht, der Geiz, der Neid, die Hartherzigkeit zunimmt und je mehr aber auch auf der anderen Seite die Armut und das menschliche Elend wächst, desto mehr und größere Opfer fordert die Liebe Jesu von dir, christliche Seele. 

Du darfst hierin nicht ermüden und nicht denken, ich habe schon genug getan. Wo und wann du immer kannst, musst du deinem bedrängten Nächsten mit Rat und Tat beispringen und dir manche Entsagung auflegen, um ein Opfer der Liebe bringen zu können. 
Wie oft könntest du dir im Essen und Trinken Abbruch tun, irgend ein Vergnügen aufgeben und von dem, was du darauf verwenden würdest, einen Armen unterstützen. Solche Opfer gefallen Gott; solche Opfer belohnt er mit Segen und Seligkeit. 

Lasse also, christliche Seele, keinen Tag vorübergehen, wo du nicht irgend ein Opfer Gott dem Herrn dargebracht, sei es nun, dass du dich in etwas überwunden, dir etwas versagt oder deinem Nächsten einen Liebesdienst erwiesen hast. Mache jetzt gleich den Vorsatz, aus Liebe zu Jesus täglich ein gutes Werk zu verrichten und sprich:
O mein Herr Jesus, der du dich am Kreuze für mich geopfert hast und dich täglich in der heiligen Messe für mich opferst, ich verspreche dir täglich irgend ein Opfer der Abtötung und der Barmherzigkeit zu bringen,und zum Zeichen dessen will ich heute noch meinem Nächsten dir zu Lieb einen Dienst erweisen.
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

Die heilige Enkratia und ihre Gefährten, Märtyrer

Im römischen Martyrologium vom 16. April sind  u.a. folgende Märtyrer verzeichnet:

"Zu Saragossa in Spanien der Heimgang achtzehn heiliger Blutzeugen. Sie hießen Optatus, Lupercus, Successus, Martialis, Urbanus, Julia, Quinctilianus, Publius, Fronto, Felix, Cäcilianus, Eventius, Primitivus, Apodemius. Die übrigen vier sollen  alle Saturninus geheißen haben. Sie wurden unter Dacianus, dem Statthalter von Spanien, gemeinsam mißhandelt und getötet. Ihr glorreiches Martyrium hat Prudentius in einem Lied gefeiert.
In der gleichen Stadt die heiligen Cajus und Crementius. Sie bekannten zweimal standhaft ihren Glauben an Christus und tranken dafür den Kelch des Martyriums.
Ebendort der heilige Blutzeuge Lambert.
Ebenfalls zu Saragossa die heilige Jungfrau und Blutzeugin Enkratis. Man zerfleischte ihren Leib, zerschnitt ihr die Brust und riß ihr die Leber aus. Da sie noch lebte, schloß man sie in den Kerker ein und hielt sie gefangen, bis ihr wunder Leib in Verwesung überging."

Vom Martyrium der letzteren handelt diese alte Heiligenlegende:

Die heilige Enkratia und ihre Gefährten


Jahr 304. 

Die Stadt Saragossa in Spanien, in welcher eine unzählbare Menge heiliger Märtyrer ihren Tod und ihr Grab gefunden, zählt darunter auch die heilige Enkratia und 17 ihrer Gefährten, welche von dem grausamen Christenverfolger Dazian hingeschlachtet wurden. 

Der fromme Dichter Prudentius singt daher von dieser Stadt:
„Doch du, Saragossa, du wirft dastehen, dein Haupt umkränzt mit der blonden Friedenskrone aus Palmzweigen; achtzehn Märtyrer, deine Kinder kannst du ausweisen, und dann noch viele Tausende, welche du allein heilige, fruchtbringende Mutter, Gott, dem Allmächtigen geboren hast." —

Die heilige Enkratia war in Portugal geboren und ihr Vater wollte sie an einen angesehenen Mann verehelichen. Allein hiezu hatte sie keinen Sinn. Sie hatte schon das Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt, was ihr schöner Name Enkratia „die Enthaltsame" andeutet. Da ihr Vater sie zur Ehe zwingen wollte, so entfloh sie aus dem väterlichen Hause und zog nach Saragossa, wo eben eine schreckliche Christen-Verfolgung ausgebrochen war. 

Doch sie fürchtete sich nicht, ja, von heiligem Verlangen ergriffen, für Jesus zu sterben, wagte sie es, vor den unmenschlichen Statthalter hinzutreten und ihm seine Grausamkeit gegen die Christen vorzuwerfen.
„O ihr Blinden", rief sie aus, "wie könnt ihr denn verlangen, daß wir Christum, das Licht, welches alle Menschen erleuchtet, verlassen und uns in jenen finstern Abgrund stürzen sollen, der euch 
aufnehmen wird. Bei Christus allein ist Leben und Rettung; euere Götter sind tot, bleiben tot und todten die, so auf sie vertrauen. Rette dich, o Dazian, und suche Hilfe und Heil bei Christus und du wirst selig, ewig selig werden."

Der wilde Tyrann ergrimmte vor Wut über die Kühnheit der Jungfrau und faßte sogleich den Plan, durch die gräßlichsten Martern ihren Mut zu brechen. Zuerst ließ er sie mit Ruten hauen und ihren ganzen Leib zerfleischen und dann an den Schweif eines wilden Pferdes binden und durch die Strassen der Stadt schleppen.
Ganz zerschlagen schnitt man ihr die linke Brust ab, so daß man in das Innere des Leibes hineinblicken konnte. Damit aber noch nicht zufrieden, rissen ihr die Schergen einen Teil der Leber aus dem Leibe. 
Da sie aber trotz dieser entsetzlichen Martern noch am Leben blieb, ließ sie der Tyrann in den Kerker zurückführen. Hier fingen ihre Wunden zu faulen an, bis endlich der Tod ihren Leiden ein Ende machte. Dazian ließ ihr nämlich einen großen Nagel in den Kopf schlagen, an welcher schrecklichen Pein sie auch starb. 

Während diesen gräßlichen Peinen blieb die Jungfrau standhaft im Bekenntnisse ihres Glaubens und machte so die Führerin jener achtzehn christlichen Helden, welche ihrem Herrn und Heiland in Mitten von Qualen und Peinen die Treue bewahrten und in der Stadt Saragossa den heißesten Kampf auf Leben und Tod
kämpften. 
Der fromme Dichter Prudentius hatte eine große Verehrung gegen diese heiligen Märtyrer; er verfasste auch ein Loblied auf sie,in welchem er am Schlusse sagt: 
„Lasset uns ihren Beistand anflehen, auf dass wir Verzeihung unserer Sünden erlangen und gewürdigt werden, dereinst an der Herrlichkeit, die sie genießen, Anteil zu nehmen."

alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858



Montag, 15. April 2013

Der heilige "kleine" Benedikt von Avignon, der Brückenbauer

ist der Gründer einer ganz eigenen, sonderbaren Genossenschaft, nämlich der brückenbauenden Brüder oder der Brückenmacher.
Vor etwa tausend bis achthundert Jahren gab es noch keine solche Strassen und Brücken über die reißenden Ströme und Flüsse, als wie heutzutage. Nur an gewissen Stellen und oft mit Lebensgefahr konnte man über die Flüsse setzen. 
Das war für die Wanderer und Reisenden sehr hart. 

Diesem Übel sollte wenigstens zum Teil abgeholfen werden und hierzu hatte die göttliche Vorsehung den heiligen kleinen Bénezet oder Benedikt ausersehen. 

Er war ein armer Hirtenjunge und hütete drei Tagreisen weit von der Stadt Avignon in Frankreich die Schafe seiner Eltern. Unschuldig und rein wie seine Schäflein war auch sein Leben. Seine Freude war das Gebet; mit der innigsten Liebe hing er an Jesus, seinem Heilande, und seiner lieben Mutter Maria, der heiligsten Jungfrau. 
Aber eben wegen seiner Liebe und seiner Unschuld hatte ihn auch Jesus zu einem wunderbaren Werke ausersehen. 

Als er nämlich zwölf Jahre alt war, vernahm er einst beim Hüten seiner Schaft dreimal folgende Worte: „Benedikt, mein liebes Kind, höre die Stimme Jesu!" 
Benedikt schaute überall umher, und da er Niemand sah, rief er: „Wer bist du denn, mein Herr, daß du mit mir redest? Ich höre dich zwar, aber ich sehe dich nicht." Da sprach die Stimme wieder: „Fürchte dich nicht, mein Kind, ich bin Jesus, dein Gott." „Was willst du denn", fragte Benedikt, "das ich tun soll?"
„Ich will", erwiderte Christus, "daß du deine Herde verlässt und über den Rhonefluss eine Brücke baust!" „Aber", entgegnete Benedikt, "ich kenne ja den Fluss nicht und darf meine Schafe nicht verlassen." „Gehorche nur", sprach Jesus, "deine Schafe will ich hüten; du wirst sogleich einen Wegweiser finden. Tue nur, was ich dir sage." 
„Wie soll ich aber", fragte Benedikt, "die Brücke bauen, ich habe ja nicht mehr als drei Heller, und diese reichen ja doch nickt hin?" Christus antwortete: „Setze nur dein Vertrauen auf mich und lass alle Sorgen."

Nun widerstand Benedikt nicht länger; im Vertrauen auf Gott machte er sich auf den Weg; da kam ein schöner junger Mann auf ihn zu, der ihm sagte: „Sieh, ich bin hier, um dich bis zu dem Fluss zu begleiten, über den du die Brücke bauen sollst." Getrost ging nun Benedikt mit dem jungen Mann und gelangte glücklich zum Fluss. 
Als er aber die Breite des Flusses und den reißenden Lauf desselben sah, sagte er ihm: „Wie ist es möglich hier eine Brücke zu bauen?" Der junge Mann erwiderte ihm: „ Sei ohne Furcht und tue nur, was dir Gott befohlen. Jetzt setze dich in ein Schiff, fahre über den Fluss, gehe in die jenseits liegende Stadt Avignon zum Bischöfe und entdeckte ihm, was dir Gott aufgetragen." 
Nach diesen Worten verschwand er.

Benedikt gehorchte, fuhr über den Fluss und geht zuerst in die Hauptkirche der Stadt, wo eben der Bischof predigte. Nach der Predigt erklärte er demselben die Ursache seiner Sendung. Der Bischof, verwundert über die Worte des armen Hirtenknaben, glaubte, er sei närrisch und schickte ihn zum Richter der Stadt, mit der Drohung, ihn empfindlich strafen zu lassen.

Benedikt ging ohne Furcht zum Richter und erklärte ihm, daß ihn Gott gesendet, eine Brücke über den Rhonefluss zu bauen und ersuchte ihn um feine Hilfe. Aber auch der Richter wollte ihm nicht glauben, und um, wie er glaubte, des Narren los zu werden, zeigte er ihm einen ungeheueren Stein, der im Hofe lag, und sprach: „Da nimm diesen Stein und lege damit den Grund zu deiner Brücke." 

Doch der Knabe machte das Kreuzzeichen über den Stein, hob ihn leicht in die Höhe und trug ihn sonder Mühe bis zum Ufer des Flusses. Als der Richter und das Volk dieses erstaunliche Wunder sahen und zugleich wahrnahmen, wie der Knabe schon durch Berührung seiner Kleider Kranke gesund mache, glaubten alle an die göttliche Sendung des Knaben. Bald war eine große Summe beisamen und nun legte Benedikt wirklich Hand ans Werk.— 

Mit Erstaunen sah man, wie er gleich einem geschickten Baumeister alles anordnete und den Bau leitete. Im Jahre 1177 wurde mit dem Bau der Brücke angefangen; sie sollte 18 große Bogen erhalten und 1340 Fuß lang werden. Elf Jahre führte Benedikt unermüdet und mit aller Einsicht den Bau; aber bevor die Brücke vollendet war, starb er gottselig und wurde in einer auf dem dritten Brückenpfeiler erbauten Kapelle begraben. 
Über 500 Jahre lang ruhte da der Leib des kleinen Benedikt, als im Jahre 1669 ein Teil der Brücke einstürzte. 
Die Reste der von Benedikt von Avignon gebrauten Brücke
 Pont d'Avignon (Pont St-Bénezet)
Bildquelle
Jetzt wurde der Leichnam gehoben; man fand ihn noch ganz unversehrt, selbst die Eingeweide waren noch erhalten. War früher die Verehrung gegen den Heiligen schon groß, so wurde sie jetzt noch größer und noch heute wird er in mehreren Provinzen Frankreichs hoch verehrt. 
Und mit Recht; denn heilig war sein Lebenswandel und ihm verdankt die heilige katholische Kirche die Laienbruderschaft der Brückenbrüder, die Papst Clemens III. 1189 bestätigte.

Du wirst schon in dieser Legende mehrfach bemerkt haben, wie die heil. katholische Kirche zu allen Zeiten für die leibliche und geistliche Not der Menschheit Sorge getragen hat; ja es ist kein Jammer, kein Elend und kein Schmerz, wovon die Menschheit heimgesucht wird, den die heil. Kirche, unsere Mutter, nicht zu lindern und zu stillen versucht hat. 
Für die Wanderer, Pilger und Reisenden war vor tausend Jahren nicht so gesorgt wie heutzutage. Da gab es keine so fahr- und gangbaren Strassen, wie jetzt und keine festen Brücken führten über die reißenden Flüsse. 

Auf zerbrechlichen Fahrzeugen oder durch gefahrvolle Führten mussten sie übersetzen und oft große Umwege machen, um ihr Ziel zu erreichen. Diesem Übel suchten die brückenbauenden Laiernbrüder abzuhelfen. An den Ufern der Flüsse ließen sie sich nieder, bauten entweder eine Brücke oder setzten die Wanderer um Gotteslohn auf ihren Schiffen über. 
Ihr Kloster war zugleich eine Herberge für die Reisenden, ein Hospital für die Kranken. Waren die Reisenden ermüdet, wurden sie von der Nacht überfallen, waren sie krank, so nahmen sie dieselben mit Liebe auf, und pflegten sie.

Sieh, lieber Christ, solche barmherzige Kinder hat die heilige katholische Kirche geboren; keine von den irrgläubigen Sekten kann solche Werke der heil. Nächstenliebe aufweisen. 
Solltest du dich nicht freuen, dieser heiligen katholischen Kirche anzugehören: Wenn Jesus sagt, dass die Liebe das Kennzeichen seiner Jünger ist, so kann nur die katholische Kirche die wahre Kirche Christi sein, denn nur bei ihren Kindern findet man solche Liebe. 
So bleibe denn auch du in dieser Liebe und erzeige dich als treues Kind der Kirche dadurch, dass du, wo immer du kannst, Barmherzigkeit übst an deinem Nächsten. Mache daher öfters folgenden
Vorsatz. O mein Jesus, der du ganz Liebe bist, flöße doch meinem Herzen eine innige Nächstenliebe ein; ich will ja dein Jünger sein und verspreche dir, so oft ich kann, meinem Nächsten, Freund oder Feind, Gutes zu tun. O Jesus,ich will es, hilf mir mit deiner Gnade!
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

Mehr über den hl. Benedikt: hier




Sonntag, 14. April 2013

Nicht den Schlafenden, sondern den Eifrigen werden die göttlichen Wohltaten gespendet

Papst Pius XII. wendete sich in seiner Enzyklika Mystici Corporis - Über den Mystischen Leib Christi auch gegen allerlei damals verbreitete Irrtümer. 
Die beiden folgenden Irrtümer sind wohl auch heute noch (oder schon wieder?) weit verbreitet, nämlich, das man nichts oder kaum etwas tun muss, um gerettet zu werden und zweitens, dass man nicht oft zum Beichten gehen muss, wenn man "nur" lässliche Sünden zu beichten hat:

"(...) Nicht weniger entfernt sich von der Wahrheit der gefährliche Irrtum derer, die aus unserer geheimnisvollen Verbindung mit Christus einen ungesunden Quietismus* herleiten wollen. 
Danach wird das ganze geistliche Leben der Christen und ihr Fortschritt in der Tugend nur der Wirksamkeit des Heiligen Geistes zugeschrieben unter völliger Verkennung und Beiseitelassung der persönlichen Mitwirkung, die wir Ihm schulden. 

Gewiß kann keiner leugnen, daß der Heilige Geist Jesu Christi die einzige Quelle ist, aus der alles übernatürliche Leben in die Kirche und ihre Glieder herabfließt. Denn die "Gnade und Glorie verleiht der Herr" (Ps, 83,12), sagt der Psalmist. 
Daß aber die Menschen beständig in den Werken der Heiligkeit verharren, daß sie unverdrossen in der Gnade und Tugend voranschreiten, daß sie selbst mannhaft zum Gipfel der christlichen Vollkommenheit emporstreben und auch andere nach Kräften dazu anspornen, das alles will der Geist Gottes nur dann wirken, wenn die Menschen selbst durch tägliches, tatkräftiges Bemühen ihren Teil dazu beitragen

"Nicht den Schlafenden", sagt der heilige Ambrosius, "sondern den Eifrigen werden die göttlichen Wohltaten gespendet" (Expos. Evang. sec. Luc. 4, 49: Migne, P.L. XV, 1626)

Wenn nämlich schon in unserem sterblichen Leib die Glieder nur bei ständiger Übung gesund und kräftig bleiben, so gilt das noch in viel höherem Grad vom gesellschaftlichen Leib Jesu Christi, in dem ja die einzelnen Glieder alle ihre persönliche Freiheit und Verantwortlichkeit behalten. 
Deswegen konnte auch derselbe, der das Wort aussprach: "Ich lebe, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2, 20), ohne Zögern behaupten: "Seine (d. h. Gottes) Gnade ist in mir nicht unwirksam geblieben, sondern ich habe mich mehr gemüht als sie alle; doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir" (1 Kor 15, 10). Es ist demnach klar, daß durch jene falschen Lehren das Geheimnis, von dem Wir handeln, nicht dem geistlichen Fortschritt der Gläubigen, sondern in beklagenswerter Weise ihrem Verderben dienstbar gemacht wird.

Dasselbe geschieht auch durch die falschen Anschauungen jener, die behaupten, man dürfe die häufige Beichte der läßlichen Sünden nicht so hoch einschätzen; das allgemeine Sündenbekenntnis, das die Braut Christi Tag für Tag zusammen mit den ihr im Herrn vereinten Kindern durch die Priester am Fuß des Altares ablege, sei ihr vorzuziehen. 
Gewiß können solche Sünden, wie euch bekannt ist, Ehrwürdige Brüder, auf mannigfache, höchst lobenswerte Weise gesühnt werden. 

Aber zum täglich eifrigeren Fortschritt auf dem Wege der Tugend möchten Wir angelegentlichst den frommen Brauch der häufigen Beichte empfohlen wissen, der nicht ohne den Antrieb des Heiligen Geistes in der Kirche eingeführt wurde. Wird doch durch ihn die Selbsterkenntnis gefördert, die christliche Demut vertieft, die sittliche Schwäche an der Wurzel gefaßt, die geistliche Nachlässigkeit und Lauheit bekämpft, das Gewissen gereinigt, der Wille gestärkt, eine heilsame Seelenleitung ermöglicht und kraft des Sakramentes die Gnade vermehrt. 

Mögen also die, welche in den Reihen des jüngeren Klerus die Hochschätzung der häufigen Beichte zu verringern und herabzusetzen suchen, wohl bedenken, daß sie eine Sache betreiben, die dem Geiste Christi fremd und für den mystischen Leib unseres Heilandes ein Unsegen ist.
(...)"
* Anmerkung von mir: Der Quietismus ist eine im 17. Jahrhundert von Rom verurteilte Irrlehre, aufgebracht vom Priester Miguel de Molinos, nach der fast jede Aktivität vonseiten des Menschen unerwünscht war, man durfte z. B. nicht einmal Gott um etwas bitten oder Ihm Dank sagen. 
Papst Innozenz XI., verurteilte neben diesem 67 weitere quietistische Irrtümer.

Siehe auch: Warum man sich auch vor lässlichen Sünden hüten mussvom heiligen Kirchenlehrer Alphons Maria von Liguori
und
... heilig musst du werden - und fange heute noch an!


Freitag, 12. April 2013

Von der aufrichtigen geraden Gesinnung bei allem Tun und Lassen

Am heiligen Märtyrer Sabas kannst du, christliche Seele, das schöne Muster eines aufrichtigen, geraden Sinnes sehen. Er hasste Falschheit, Verstellung und Heuchelei. 

Wie er innerlich dachte, so redete er; kurz und bündig waren seine Worte, Menschenfurcht kannte er nicht. Er hätte leicht der Verfolgung dadurch entgehen können, wenn er sich gestellt hätte, als esse er vom Opferfleische. Aber diese Verstellung war ihm ein Greuel.

Er dachte an das allsehende Auge Gottes, das Herzen und Nieren durchforscht, und des Gerichtes über den, der verkehrten Herzens ist. Es steht ja geschrieben, da ssnichts verborgen ist, was nicht offenbar wird und nichts verheimlicht, was nicht gewusst werden wird. Luk. 1, 2.
Hatte er einen Heuchler gemacht und sich verstellt, was hätte es ihm auch viel geholfen? Er hätte dann sein Leben noch einige Jahre gefristet, aber wie wäre es ihm ergangen bei seinem Tode? Hätte er wohl mit Zuversicht vor dem Angesichts des gerechten Richters erscheinen können? 

Bedenke dieses, christliche Seele, und bewahre immer eine gerade, aufrichtige Gesinnung, d. h. handle immer nach deinem Gewissen und den unveränderlichen Geboten Gottes und seiner heil. Kirche; Herz, Mund und That sollen immer bei dir zusammenstimmen. 

Was du im Lichte des heil. Glaubens als recht, wahr und gut erkennst, das rede, das tue, das verteidige, das nimm in Schutz ohne Furcht und Zagen und Gott, der die Einfalt liebet, wird mit Wohlgefallen auf dein Herz sehen. 

Fliehe daher immer und allzeit Heuchelei und Verstellung, womit du nie etwas gewinnst. Menschen kannst du damit täuschen, Gott aber nicht. Du musst dich vor dir selbst schämen, sobald du einen Heuchler machst und es würde an dir wahr werden, was geschrieben steht: „Einem Herzen, das doppelte Wege einschlägt, wird nichts gelingen, und wer verkehrten Herzens ist, findet darin seinen Untergang." Sir. 3,28. 

Besonders in jetziger Zeit ist es notwendig, dass der katholische Christ offen und aufrichtig ohne Verstellung seinen heil. Glauben mit Wort und Tat bekennt. — 

O wie viele hängen innerlich noch am heil. katholischen Glauben, aber äusserlich suchen sie als aufgeklärt zu gelten; dagegen, wie viele haben innerlich keinen Glauben mehr, machen aber äußerlich die katholischen Gebräuche noch mit, wohnendem Gottesdienste bei, empfangen wohl auch noch die heil. Sakramente, weil sie doch noch für katholisch angesehen werden wollen, obwohl sie im Herzen vom Glauben abgefallen sind. 
Sage, lieber Leser, ist das nicht abscheulich? Wird Jesus solche Heuchler einst wohl als die Seinigen erkennen!? Was willst du also tun?

Willst du gerade und aufrichtig sein, oder auch so erbärmlich heucheln?! — Willst du ein katholischer Christ sein, so sei es ganz, sei es wahrhaft, sei es aufrichtig, wie Sabas und Gott wird mit dir sein. Mache daher gleich jetzt folgenden
Vorsatz. O Herr Jesus, der du gesagt hast, wer nicht für mich ist, der ist wider mich; ich verspreche, immer ganz entschieden aufrichtig und gerade zu sein im Glauben und im Wandel. Ich will offen ohne Scheu und Furcht, ohne Verstellung mich immer als ein Kind deiner heiligen Kirche zeigen; hilf mir nur, dass ich es auch vollbringe.
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858


Der heilige Märtyrer Sabas der Gote

Der hl. Sabas wurde getötet, weil er sich weigerte Opferfleisch zu essen, das falschen Göttern dargebracht worden war. 
Nicht mehr lange, dann wird die öffentlich abzugebende Erklärung, dass man z. B. die "Homo-Ehe" gut findet, das zeitgenössische "Opferfleisch" darstellen, ohne die man entweder keinen Job mehr erhält oder ohne die man vor Gericht gezerrt wird, wegen "Diskriminierung" von "sexuellen Orientierungen" und "Gender". Zumindest viele amerikanischen Katholiken bereiten sich und ihre Kinder in auf solche Zukunftsaussichten vor.

Nicht bloß die Römer hassten und verfolgten die Christen, auch andere Völker waren Feinde des christlichen Namens. 
Wahrheit und Tugend findet und hat ja überall ihre Feinde, und während die einen sie lieben, hassen sie andere.

So haben also die christliche Wahrheit, welche Jesus vom Himmel herabgebracht und seine Apostel in der Welt verkündet haben, auch die wilden Goten verfolgt. Die Goten kamen aus Schweden, wo sie zuerst ihre Heimat hatten; zuerst kamen sie nach Pommern im heutigen Preußen und dann zu den Ufern der Donau und drangen sogar bis nach Griechenland und Spanien.
 
Sie waren Heiden; durch Priester und andere Christen, welche sie in ihren Kriegen gefangen nahmen, erhielten sie Kenntnis vom Christentum und viele von ihnen ließen sich auch taufen und wurden Christen, viele aber blieben verstockte Heiden. 

Unter denen, welche schon in der Kindheit Christen wurden, befand sich auch der Gote Sabas.
Der hl. Sabas
Er war immer ein Muster des Gehorsams, der Sanftmut und der Demut. Seine größte Freude war, die heiligen Altäre in den Kirchen zu zieren und das Lob Gottes zu singen; oft brachte er ganze Nächte im Gebete zu. Um seine Keuschheit zu bewahren, hielt er
sich von den Frauen entfernt und tötete sich ab, wo er konnte. Sein Verlangen war immer, Jesus zu verherrlichen und Gott fügte es auch, dass sein Verlangen erfüllt wurde. 

Die Befehlshaber und Vornehmsten der Gothen, welche noch Heiden waren, konnten die Christen nicht leiden und beschlossen, sie zu vertilgen. Es entstand also eine Verfolgung, welche damit anfing , dass die Christen das Fleisch essen sollten, welches die Heiden ihren Götzen geopfert hatten.
Einige der Abgötterer, die mit den Christen verwandt waren und ihnen das Leben retten wollten, kamen auf den Gedanken, ihnen durch die Diener des Königs, welche sie durch Geld bestochen hatten, statt des Opferfleisches gewöhnliches Fleisch vorzusetzen, wovon sie aber, ohne Ärgernis zu geben, nicht essen konnten.

Allein Sabas verabscheute diese Heuchelei, aß nichts von diesem Fleische und erklärte öffentlich, alle Gläubige, die davon essen würden, nicht mehr für Christen zu halten.
Dadurch hielt er viele zurück, dass sie nicht in die Schlinge fielen; andere aber, die seinen Eifer für zu große Strenge ansahen, jagten ihn fort, riefen ihn aber bald wieder zurück. Jetzt hatten die Christen ein Jahr lang Ruhe; aber bald brach die Verfolgung aufs Neue aus. 

Es kam plötzlich ein königlicher Beamter in den Wohnort des Heiligen, um die Anbeter Jesu Christi zu erforschen und aufzuschreiben. Als nun einige Heiden sich erboten, auf die Opfergaben zu schwören, dass keine Christen unter ihnen seien, trat ohne Furcht Sabas hervor und sprach: „Niemand schwöre für mich, denn ich bin ein Christ."
Der Beamte ließ aber die Heiden dennoch schwören und diese schwuren auch, dass im Orte nur ein einziger Christ vorhanden sei. Der Beamte befahl nun, diesen Christen vorzuführen und Sabas stellte sich sogleich mutig vor den Beamten. Als nun aber der Beamte den Heiligen um sein Vermögen fragte und erfuhr, dass
er nichts als das Kleid am Leibe besäße, verachtete er ihn als einen unbedeutenden Menschen, der weder Gutes noch Böses stiften könne.

Gegen Ostern des Jahres 373 brach die Verfolgung abermals aus. Sabas wollte dieses heilige Fest mit heiliger Andacht feiern und wollte daher in eine andere Stadt zu dem frommen Priester Euthika gehen. 
Aber auf dem Wege erschien ihm ein ehrwürdiger Mann von hoher Gestalt und glänzendem Antlitze und sprach zu ihm: „Kehre um und gehe zum Priester Sansala." Sabas erwiderte: „ Aber Sansala ist nicht daheim", denn er wußsse nicht, dass dieser schon wieder heimgekehrt war. Er wollte also weiter gehen; allein auf einmal fiel bei heiterem Himmel eine solche Menge Schnee, dass er nicht mehr weiter konnte. 

Er ergab sich also in den Willen Gottes, kehrte um, und traf wirklich zu Hause den Priester Sansala, dem er Alles erzählte. Mit ihm feierte er nun freudig das heilige Auferstehungsfest. In der dritten Nacht kam Atharid, der Sohn eines Mächtigen des Landes, in den Ort, drang in das Haus des Priesters Sansala, der schon im Bette lag, nahm ihn gefangen und schleppte ihn, in Ketten gelegt, auf einem Wagen fort. 
Auch Sabas wurde aus dem Bette gerissen und ihm nicht einmal gestattet, sich anzukleiden. Die Soldaten rissen ihn aus dem Hause und zogen und schleiften ihn nackt durch Hecken und Dornen und zerfleischten mit unmenschlichen Streichen und Geißelhieben seinen Leib.

Bei Tagesanbruch sprach der Heilige zu den Soldaten: „Habt ihr mich nicht durch Dornen und Hecken geschleift und meinen Leib zerrissen? Nun schaut, ob ihr nur die mindeste Wunde an meinem Körper seht?" Da die Heiden auch nicht die geringste Spur von einer Wunde wahrnahmen, gerieten sie nur noch mehr in Wut. 

Sie nahmen daher zwei Achsen vom Wagen, legten ihm eine davon auf den Hals und banden an die Enden derselben seine Hände, die Andere legten sie ihm auf die ausgestreckten Füße und banden sie daran und in dieser schmerzlichen Lage peinigten sie ihn fast die ganze folgende Nacht. Endlich sanken die Peiniger in Schlaf und nun band eine mitleidige Frau den Diener Gottes los; er aber floh nicht davon, sondern blieb bei der Frau und half ihr das Essen für ihre Dienstboten bereiten.

Als es Tag geworden, ließ ihn Atharid wieder ergreifen, ihm die Hände auf den Rücken binden und an einen Balken des Hauses aufhängen; darnach stellte man ihm und dem Priester Sansala Opferfleisch zum Essen vor. 

Beide aber weigerten sich, davon zu essen und Sabas sprach: „Dieses Fleisch ist unrein und unheilig, wie derjenige, welcher es uns schickt." Auf diese Worte stieß ein Diener des Atharid den Heiligen mit der Spitze seines Wurfspießes so auf die Brust, dass man glaubte, er werde augenblicklich sterben. Sabas aber sagte, ohne einen Schmerz zu äußern, zu dem Grausamen: „Du meinst wohl, mich getötet zu haben; ich versichere dich aber, dass ich so wenig Schmerz empfinde, als hättest du mir einen Flocken Wolle
auf die Brust geworfen." 

Auf Atharid, der davon hörte, machten all diese wunderbaren Ereignisse keinen Eindruck; er befahl vielmehr, den Sabas zu töten, den Sansala aber frei zu lassen. Sabas wurde nun von den Schergen zum Flusse Musäus geführt, um ersäuft zu werden. Er hätte gerne gesehen, dass auch der Priester Sansala der Gnade des Martertodes teilhaftig geworden wäre, und fragte daher die Schergen: „Was hat denn der Priester begangen, dass er nicht mit mir sterben soll?" „Das geht dich nichts an", antworteten die Schergen.

Nun aber, von heiliger Freude durchdrungen, jubelte der heilige Blutzeuge: „Gepriesen bist du, o Herr, und der lobwürdige Name deines Sohnes in Ewigkeit. Amen. Atharid verurteilte sich selbst zum ewigen Tode, mich aber schickt er in das ewige Leben; denn so, o Herr, unser Gott, hast du Wohlgefallen an deinen Dienern." Unter solchen Lobpreisungen Gottes gelangte er an das Ufer des Flußes. 
Dort aber sagten die Schergen zu einander: „Dieser Mensch ist unschuldig, warum lassen wir ihn nicht gehen? Atharid wird nichts davon erfahren." Der Heilige aber sagte: „Was redet ihr da? Tut geschwind, wie euch befohlen! Ich sehe, was ihr nicht sehen könnt. Dort am anderen Ufer des Stromes stehen jene, welche mich in die Herrlichkeit aufnehmen werden."
Die Schergen ergriffen ihn nun, banden ihm die Achse an den Hals und stürzten ihn in die Fluten.


Indem so der Heilige durch das Holz und Wasser starb, drückte er durch diese doppelte Todesart die zwei Zeichen des Menschenheiles aus, nämlich die Taufe und das Kreuz.

Sein Martertod ereignete sich am 12. April 372 in einem Alter von 38 Jahren. Seinen Leichnam zogen die Schergen aus dem Wasser und ließen ihn unbeerdigt liegen. Die Christen aber kamen und holten ihn ab und der Befehlshaber Saranus, ein großer Diener Gottes, sendete diesen kostbaren Schatz in sein Vaterland Kappadozien, wo er ehrenvoll begraben wurde.
Der heilige Sabas wird abgebildet mit einer Wagenachse auf dem Hals, an der seine Hände gebunden.


aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858


Donnerstag, 11. April 2013

Der heilige Papst Leo der Große - Heiligenlegende und lehrreiche Worte

Traumhafte Geschichte für heutige bedrängte Zeiten! Besonders tröstlich finde ich, dass Gott notfalls den Feinden der Kirche die heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus sichtbar macht, um sie zur Aufgabe zu bewegen:

Es haben bis heute 259 (Anmerk: diese Heiligenlegende ist von 1858) Päpste den Stuhl des heiligen Petrus eingenommen und die Kirche Gottes regiert; viele derselben haben heilig gelebt, haben selbst ihr Blut für Jesus vergossen, aber wenige haben für die Reinheit des heiligen Glaubens, für die Erhaltung und Verfassung der heiligen Kirche so Großes gewirkt wie der heilige Papst Leo, der wahrhaft durch die Kraft seines Geistes und seinen unbeugsamen Mut ein Löwe gewesen, was sein Name bedeutet. 

Damit du aber die Wahrheit dessen einsiehst, musst du die Zeit verstehen, lieber Leser, in welcher dieser heilige Papst gelebt und gewirkt hat. Im Jahre 440 wurde er zum Papste gewählt. Das römische Volk und die ganze Christenheit jubelte bei der Nachricht seiner Wahl, denn er war ein gar frommer, gelehrter und vor allem starkmütiger Mann, und ein solcher Mann war um diese Zeit für die heilige Kirche gerade notwendig. 

Die Gothen und die Hunnen, zwei große wilde Völker, durchzogen sengend und brennend Europa und verheerten Dörfer und Städte mit Feuer und Schwert; nirgends war Friede und Ruhe zu finden und es schien, als sollte besonders der heilige Christusglaube von der Erde vertilgt werden. 

Drüben in Afrika lauerte ein anderer grausamer König mit seinem Volke auf die nächstbeste Gelegenheit, um ebenfalls über Italien hereinzubrechen und am allgemeinen Raube Teil zu nehmen. Dazu kamen die zahlreichen Ketzereien, welche noch schrecklicher als die wilden Barbaren, die Kirche Gottes zu verwüsten und den heiligen Glauben zu vernichten drohten.


Alles, was dem Menschen lieb und teuer ist, stand damals auf dem Spiele; ein schrecklicher Sturm brauste über die Erde hin und mitten im Sturme saß der heilige Papst Leo im Schifflein Petri. Der Sturm und die Wellen suchten das Schifflein zu verschlingen, doch Leo verzagte nicht: im Vertrauen auf Jesus, der seine Kirche nie verlässt, lenkte er das Schifflein mitten durch Sturm und Wellen und bestand siegreich den Kampf für die heilige Sache Gottes. Wie er dies vollbracht, das sollst du nun vernehmen.


Im Jahre 451 zog Attila, König der Hunnen, welcher sich selbst die Geißel Gottes nannte, mit einer unzählbaren Schaar wilder Krieger nach Frankreich; alle Städte brannte er auf seinem Wege nieder, nur Paris wurde durch das Gebet der heiligen Genovefa gerettet, und die Stadt Troyes verschonte er auf die Fürbitte des heiligen Bischofs Lupus. Bei der Stadt Chalons kam es zur Schlacht mit den Römern. Attila wurde geschlagen. 


Voll Wut und Ingrimm zog er sich wieder in sein Land zurück, ruhte dort einige Zeit aus und stürmte dann nach Italien. Das Blut floß in Strömen, selbst des Kindes im Mutterleibe wurde nicht geschont; Niemand konnte der Macht des wilden Königs widerstehen; keine Stadt war zu fest, die er nicht niederstürzte und verbrannte; Rauch und Flammen, Blut und Angstgeschrei bezeichneten den Weg, den dieser Wüterich ging. Was fliehen konnte, eilte zum Ufer des Meeres, um auf einsamen Inseln dem schrecklichsten Tode zu entgehen. 


Attila stand mit feinen Schaaren vor den Toren der Stadt Rom. In dieser unbeschreiblichen Not nun erhob sich der heilige Papst Leo; er wollte die Schwachen beschützen, die Stadt Rom und ihre Einwohner vom Untergange retten. Im Vertrauen auf den Beistand nahm er seinen Bischofsstab in die Hand und ging dem fürchterlichen Attila mit seiner Geistlichkeit in priesterlichem Kleide entgegen.

Attila war klein, aber sehr stark; sein Blick war so scharf, dass ihn Niemand ertragen konnte; Schlachten und Morden war seine Luft. Als der heilige Papst vor ihn trat, befand er sich mitten unter seinen wilden Soldaten, die über den Mut des Papstes staunten. 
Das Treffen von Papst Leo und Attila
Francesco Solimena (1657-1747)
Dieser aber trat ohne zu zittern vor Attila hin, ermahnte ihn eindringlich zum Frieden und zur Umkehr und brachte es wirklich so weit, dass Attila versprach, Rom zu schonen und heimzukehren. 

Vor Furcht über die erhabene Majestät des Papstes sprach er zu ihm: „Wer du auch seiest, Mensch oder Engel, Rom und Italien verdanken dir ihre Rettung. Du hast in einem Augenblick mit wenigen Worten zu Stande gebracht, was der Kaiser mit all seinen Kriegsheeren nicht vermochte. Danke Gott, dem du dienst, Attila erkennt dir und ihm den Sieg zu." 

Als aber seine Krieger unwillig hierüber murrten und sich wunderten, wie er einem wehrlosen Priester weiche, antwortete er ihnen, er hätte an der Seite des Papstes zwei Männer von ehrwürdigem Ansehen und in priesterlicher Kleidung mit gezücktem Schwerte gesehen, die ihm mit dem Tode gedroht, wenn er den Worten Leos nicht Gehör gebe. 

Es waren aber diese zwei Männer die heiligen Apostel Petrus und Paulus. 

Attila kehrte mit seinen Kriegshorden heim, auf dem Wege starb er im Jahre 453; Rom war durch den heiligen Leo gerettet. Unbeschreiblich war der Jubel, mit welchem die bangen Römer den heiligen Vater empfingen; sein Lob war in aller Munde; er aber schrieb die Ehre allein Gott dem Herrn zu, dem er auch feierlich seinen Dank darbrachte.


Ein paar Jahre später sollte Papst Leo abermals der Retter Roms werden. Der König der Wandalen, Genserich, landete mit einem zahlreichen Kriegsheere an dem Ufer Italiens, um die Stadt Rom einzunehmen, zu plündern und zu zerstören. Leo machte sich sogleich auf, um als Bote des Friedens in das Lager des Feindes zu gehen. 

Diesmal gelang es ihm aber nicht, die Strafrute Gottes ganz zurückzuhalten; zu große Verbrechen waren in der Stadt begangen worden; sie sollten gestraft werden. Leo erhielt auf seine Bitten vom Könige Genserich zwar die Zusage, daß die Einwohner der Stadt und drei Hauptkirchen sollten verschont werden, aber die Stadt selbst wurde 14 Tage lang von dem Feinde geplündert und ihrer kostbarsten Schätze beraubt.

So verwaltete der heilige Papst Leo das schöne Amt eines Beschützers der Schwachen, eines Gesandten des Friedens, eines Erretters aus Gefahr und Untergang. Die herrliche Stadt Rom, sie stünde nicht mehr, hätte Leo sich nicht mutvoll dem Wüterich Attila entgegengestellt. 

Zeigt sich der heilige Papst hierin groß, größer noch zeigt er sich in seinem siegreichen Kampfe gegen Irrtum und Lüge. Er war die Geißel der Ketzer und während rings um ihn herum die Schwerter der Feinde klirrten und blutige Schlachten geschlagen wurden, schwang er, der heilige Papst, die Waffen des heiligen Glaubens, um die Feinde der heiligen Kirche Gottes zu demütigen und zur Wahrheit zurückzuführen oder unschädlich zu machen. 

Es gelang ihm auch, vielen Verirrten die Augen zu öffnen und der Wahrheit wieder zu gewinnen. Der größte und wichtigste Kampf, den der heil. Papst aber gekämpft und siegreich bestanden, war der Kampf gegen den Erzketzer Eutyches.
Derselbe war Abt in einem Kloster zu Konstantinopel und stellte die  falsche Behauptung auf, dass Jesus nur Gott, und nicht auch Mensch gewesen, dass er also nur eine einzige, die göttliche Natur angenommen habe. Jesus sei, so behauptete er, nur dem Scheine nach aber nicht wirklich Mensch gewesen. Er leugnete also die Menschwerdung Jesu Christi, des Sohnes Gottes aus Maria der Jungfrau


Gegen diese gefährliche Ketzerei erhob sich sogleich, als er davon hörte, mit aller Kraft der heilige Papst Leo, als Wächter des Glaubens und der reinen Lehre. Er schrieb einen langen Brief an den Erzbischof von Konstantinopel, in welchem er klar und deutlich die wahre Lehre der Kirche über die Menschwerdung Christi erklärte. 


Ehe er aber diesen wunderbar schönen Brief schrieb, begab sich der heilige Papst zu den Gräbern der heiligen Apostel Petrus und Paulus; dort betete er unter strengem Fasten drei Tage lang; nachdem er den Brief geschrieben, legte er ihn auf das Grab des heiligen Petrus und flehte ihn, den heiligen Apostelfürsten, an, er möge nun erleuchtet im Himmel von den Strahlen des heiligen Geistes, an diesem Briefe verbessern und ergänzen, was darin fehlerhaft 
wäre. 

Als nun der heilige Papst nach langem Gebete sich erhob und das Schreiben vom Grabe wegnahm, fand er wirklich ganze Stellen in demselben umgeändert. Dieser Brief nun, den der heilige Leo an den Erzbischof Flavian von Konstantinopel absendete, um denselben im heiligen Glauben zu stärken und zum Kampfe gegen die Lüge zu ermuntern, wurde auch feierlich auf dem Konzil zu Chalzedon, einer Stadt am Meere, Konstantinopel gegenüber, vorgelesen. Hier stand die prächtige Kirche der heiligen Euphemia auf einer Anhöhe; in dieser Kirche nun versammelten sich auf Veranlassung des heiligen Papstes Leo und unter dem Vorsitze seiner Gesandten 530 Bischöfe. 

Kaum war der Brief des heiligen Papstes abgelesen, als alle Bischöfe wie aus einem Munde riefen: „Dies ist der wahre Glaube; dies die uralte, reine Lehre der Kirche. Der heilige Petrus selbst hat durch den Mund Leos gesprochen; Fluch über jeden, der sich den Aussprüchen des heiligen Geistes nicht fügt. Die Ketzerei des Eutyches wurde verdammt und die reine, heilige Lehre von der Menschwerdung des Sohnes Gottes der ganzen Welt wieder vor Augen gestellt. — Nachdem auf solche Weife der heilige Papst unermüdet durch Schrift und Wort gegen Un- und Irrglauben gekämpft, richtete er auch sein Augenmerk auf die Verbesserung der Sitten. 

Die vielen Kriege und die Verheerungen, welche sie in den Ländern anrichteten, hatten auch die guten Sitten der Geistlichen und Völker verdorben.
Leo suchte zu helfen und vor Allem die Priester wieder auf die Bahn der Tugend zurückzuführen; denn von den Priestern, wenn sie fromm und heilig leben, geht alles Gute aus, wenn sie aber den Weg der Heiligkeit verlassen, alles Verderben; daher pflegte auch Leo zu sagen:
„Der unbescholtene Wandel der Vorsteher, der Bischöfe und Priester ist das Leben der Untergebenen." 

Er suchte daher zum geistlichen Stande nur die würdigsten Männer aus und erteilte nur denen die heilige Weihe, von denen er wußte, daß sie einen frommen Lebenswandel führten. Zu dieser Vorsicht wurde er durch ein himmlisches Gesicht angetrieben. 

Als er nämlich seiner Gewohnheit nach einst am Grabe des heiligen Petrus vierzig Tage im Gebete zugebracht hatte, um durch die Fürbitte des heil. Apostels die Nachlassung seiner Sünden zu erlangen, erschien ihm der heilige Petrus und sprach: „Ich habe für dich gebetet; deine Sünden sind verziehen; siehe aber wohl zu, wem du die geistlichen Weihen erteilst; denn darüber wirst du strenge Rechenschaft ablegen müssen."
Der heilige Leo befolgte genau den Auftrag und bald zeigte sich bei Geistlichkeit und Volk ein besseres Leben.

So regierte der heilige Leo in einer jammervollen stürmischen Zeit mit Kraft und Weisheit das Schifflein der Kirche einundzwanzig Jahre lang. Kein Leiden, keine Gefahr beugte seinen Mut; unerschütterlich war fein Vertrauen auf Jesus, den er über alles liebte; unaufhörlich betete er um die Einheit des heiligen Glaubens
und Ausrottung alles Irrtumes. 

Die Armen betrachtete er als kostbare Glieder Jesu, ungeheure Summen ließ er jährlich unter sie verteilen; kein Unglücklicher, kein Trauernder ging ohne Hilfe und Trost von ihm weg. Er war ein wahrhafter Vater des Volkes und Retter des Vaterlandes; und obwohl Gott so große Dinge durch ihn vollbrachte, war und blieb er
doch immer vom Herzen demütig. 


Reich an Verdiensten bei Gott und Menschen starb er am 10. November 461. Die Kirche nennt ihn den Heiligen, die Geschichte den Großen und die heiligen Konzilien der Bischöfe seiner Zeit nennen ihn einen Pfeiler und unerschütterlichen Felsen der Wahrheit. Sein Andenken feiert die Kirche am 11. April. Er wird abgebildet in päpstlicher Kleidung, schreibend in einem Buche. 

Das Leben dieses heiligen Papstes zeigt dir wieder klar, lieber Leser, wie Gott immer in Zeiten großer Gefahr Männer erweckt, um die heil. Güter der Menschheit, nämlich Wahrheit und Tugend, gegen die Angriffe der Feinde zu verteidigen und die heilige katholische Kirche mitten in den Stürmen zum Siege zu führen. 


O freue dich und danke Gott, dieser heiligen Kirche anzugehören und zage nicht, wenn Bosheit, Irrtum und Lüge das Haupt erhebt, um den Felsen der Arche, auf welchen sie Jesus gebaut, zu zerstören; sie vermögen es nicht. Sie können ankämpfen, aber nimmermehr siegen; die Kirche triumphiert, sie aber werden von den Wellen verschlungen!!
Gebet. O Herr und Gott, gib mir die Gnade, dass ich immer ein treues, gehorsames Kind deiner heiligen katholischen Kirche bleibe, und von ihrem Glauben erleuchtet, das Heil meiner Seele wirke.

Lehrreiche Worte des heiligen Papstes Leo.

Wie Gott unermesslich ist, so soll auch die Liebe keine Grenzen haben. Ohne Liebe kann der Mensch nicht sein; er liebt entweder Gott oder die Welt. — Jeder liebt sich um so mehr, je mehr er aus Liebe zu Gott sich selbst liebt.

Bei dem Weltgerichte wird nicht mehr gestraft werden, was schon durch die Beichte nachgelassen ist.

Wie kannst du verlangen, dass dir viel verziehen werde, wenn du dich nicht dazu verstehen willst, deinem Mitmenschen wenig zu verzeihen.

Was man zum Unterhalt der Armen gibt, verringert das Vermögen nicht, sondern vermehrt es.

Man muss sich nicht einfallen lassen, als könne man etwas Großes zur Ehre Gottes tun ohne große Hindernisse oder Versuchung; denn wo kein Streit ist, da ist auch kein Sieg.


alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858



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