Dienstag, 15. Januar 2013

Der heilige Paulus, erster Einsiedler

(* 228; um † 341)
passende Brevierlesung hier

Um die Zeit, wo das Heidentum den blutigsten Kampf gegen das immer weiter sich ausbreitende Christentum kämpfte und Tausende von Christen des grausamsten Martertodes starben, zogen sich, vom Geiste Gottes getrieben, Männer in die tiefste Einsamkeit der Wüste zurück, um zu beten für ihre leidenden Brüder, um zu büßen für die Sünden der lasterhaften Heiden und die Welt mit dem Glanze ihrer Tugenden zu erleuchten. 

Der erste dieser frommen Einsiedler war der heil. Paulus, geboren in der ägyptischen Landschaft Unterthebais. Er war erst fünfzehn Jahre alt, als er Vater und Mutter verlor. Von früher Jugend an diente er Gott in Einfalt des Herzens, die Furcht Gottes war sein Wegweiser auf der Bahn der Tugend. Zur Zeit der Verfolgung des Dezius floh er in die Wüste. Nach einer langen Wanderung gelangte er an den Fuß eines Felsens, wo mehrere Höhlen waren; er wählte sich eine davon zu seinem Aufenthalt. 

Neben dieser Höhle sprudelte eine Quelle, deren Wasser ihm zum Tränke diente; ein großer fruchttragender Palmbaum daneben lieferte ihm mit seinen Blättern und Früchten Nahrung und Kleidung.


Paulus zählte erst 23 Jahre, als er in die Wüste trat. Er wollte hier den Sturm der Verfolgung vorübergehen lassen und dann wieder zu den Menschen zurückkehren; allein Gott hatte eine andere Absicht mit ihm. Im Gebete und der Betrachtung verlieh ihm der Herr die süßesten Tröstungen, und das einsame Leben ward ihm zur Wonne, so dass er den festen Entschluß fasste, nicht mehr in die Welt zurückzukehren und hier für die Kinder der Welt unablässig zu beten. 
Bis zum dreiundvierzigsten Jahre lebte er bloß von der Frucht des Palmbaumes; sein übriges Leben hindurch wurde er, wie einst der Prophet Elias, von einem Raben ernährt, der ihm täglich die Hälfte seines Brotes brachte. 

Was der Heilige die 90 Jahre, die er in der Wüste lebte, getan hat, ist nur Gott bekannt. Gewiß tat er das Vollkommenste, denn er vollbrachte den Willen Gottes und wer dieses tut, der vollbringt das Höchste. — Doch sollte ein so heiliges Leben der Welt nicht unbekannt bleiben. 

Paulus begegnet Antonius
Stefano di Giovanni Sassetta
Der große heilige Antonius, damals 90 Jahre alt, wurde von eitlem Ruhme versucht. Er bildete sich ein, Niemand habe so lang wie er Gott in der Einsamkeit gedient. In diesem Gedanken vertieft vernahm er die Stimme Gottes, die ihm befahl, einen seiner Diener in der Wüste aufzusuchen. Antonius machte sich des andern Tages früh auf den Weg. 

Als er so einsam dahinwanderte, stellte sich ihm eine fürchterliche Gestalt in den Weg; Antonius machte das Kreuzzeichen und sogleich verschwand die Truggestalt. 

Nun wanderte der Heilige beharrlich auf diesem Wege weiter und sah nach zwei Tagen und zwei Nächten ein Licht, das ihn zur Wohnung des heiligen Paulus führte. 
Nach langem Klopfen an der Türe öffnet ihm Paulus und empfängt ihn herzlich. Die beiden heil. Greise umarmen sich und nennen sich, von Oben erleuchtet, gegenseitig mit Namen. Nachdem sie sich auf einen Stein der Höhle niedergelassen, fragte der heil. Paulus, ob die Menschen in der Welt immer noch dem Irdischen nachjagen und die Götzen anbeten. 

 Der Hl. Antonius, der Abt
und Hl. Paulus, der Eremit

Links im Bild die Löwen
(zum Vergrößern anclicken)
Diego Velázquez
Während des Gespräches kommt der Rabe geflogen und setzt sich auf einen Zweig des Palmbaumes, von da fliegt er auf die Erde nieder, legt zu den Füssen der Heiligen ein ganzes Brot und schwingt sich wieder in die Luft. Lächelnd sprach der Heilige zu dem staunenden Freunde: „Siehe, wie unser Herr uns unser Mahl zuschickt: seit sechzig Jahren bekomme ich jeden Tag durch denselben Boten die Hälfte eines Brotes; da aber du gekommen bist, mich zu besuchen, hat Jesus Christus die Speise seines Dieners verdoppelt." 

Alsbald dankten sie Gott, sprachen ihr Tischgebet und setzten sich an der Quelle nieder; hier brachen sie das Brot, aßen und tranken von der Quelle und begaben sich dann in die Wohnung zurück, wo sie unter Gebet und heiligen Unterredungen die Nacht durchwachten. 

Des andern Tages in der Frühe sprach Paulus zu Antonius: „Seit langer Zeit, mein Bruder, kenne ich deinen Aufenthalt in der Wüste und Gott hat mir versprochen, dass du gleich mir dein Leben zu seinem Dienste anwenden werdest. Die Stunde meines Todes ist nahe; geh, wenn du magst, und hole, um meinen Leib zu bedecken, den Mantel, welchen dir der Bischof Athanasius gegeben hat."

Der Bischof Athanasius, der mit seinem Mantel den hl. Antonius beschenkt hatte, war ein unermüdeter Verfechter des wahren Glaubens gegen die arianischen Irrlehrer, und um zu zeigen, dass auch er es mit dem Glauben des heil. Athanasius halte und also ein treuer Anhänger der heil. katholischen Kirche sei, wollte Paulus in dessen Mantel gehüllt begraben werden. 

Der heil. Antonius machte sich sogleich auf den Weg, um den Willen des heil. Greises zu erfüllen. Als er seiner Zelle nahte, eilten ihm zwei seiner Schüler entgegen: „Mein Vater", sprachen sie zu ihm, "wo bist du so lange gewesen?" „Ich bin nur ein elender Sünder", entgegnete er, "unwürdig ein Diener Gottes genannt zu werden. Ich habe Elias, ich habe Johannes den Täufer gesehen, nicht genug, ich habe Paulus im Paradiese gesehen." 
Ohne weiter zu sprechen, trat er in seine Zelle, nahm den Mantel und trat sogleich den Rückweg an, denn er fürchtete, den heil. Paulus nicht mehr am Leben zu treffen. 

Seine Befürchtung war nicht unbegründet. Kaum war er einige Stunden auf dem Wege, als er die Seele des heiligen Einsiedlers Paulus mitten unter den Engeln, Aposteln und Propheten zum Himmel aufsteigen sah.
In der Höhle angelangt, sah er den Leib des Heiligen auf den Knien mit emporgerichtetem Haupte und zum Himmel ausgebreiteten Händen. So beteten die ersten Christen. In der Meinung, Paulus bete, kniete er sich an seine Seite und begann ebenfalls zu beten. Da er aber keinen Seufzer aus dem Munde des Heiligen hörte, wie dies bei ihm gewöhnlich war, ward er von seinem Tode überzeugt. 

Er dachte also nur daran, dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Er umwickelte nun den Leichnam mit dem Mantel des Athanasius und trug ihn auf den Schultern unter Psalmengesang aus der Höhle. Als er nun das Grab machen wollte, fehlte es ihm an einem Werkzeuge. 
Gott aber, auf den er sein Vertrauen gesetzt, kam ihm zu Hilfe. Er sah zwei Löwen von ferne aus der Wüste herbeieilen und ihm ihre Dienste anbieten. Sie legten sich neben dem Leibe des Heiligen nieder und wedelten mit dem Schweife; dann brüllten sie laut, um zu bezeugen, dass sie seinen Tod beweinen. 
Hierauf begannen sie mit ihren Krallen die Erde aufzuwühlen, bis sie eine Grube gemacht, groß genug, einen menschlichen Leichnam aufzunehmen. Nachdem sie ihre Arbeit vollendet hatten, segnete sie Antonius mit dem Kreuze und entließ sie. Die furchtbaren Totengräber entfernten sich sogleich. 

Als die Löwen fort waren, ließ Antonius den Leichnam in die Grube hinab und bedeckte ihn nach dem Gebrauche der Kirche mit Erde. 
Hierauf begab er sich sogleich wieder in seine Zelle zurück und nahm dahin das Gewand aus Palmblättern mit, welches sich Paulus mit eigenen Händen gemacht hatte. Stets bewahrte er es als ein kostbares Kleinod und zog es an den Feiertagen von Ostern und Pfingsten an. 
Der Tod des heiligen Paulus, des Patriarchen der Wüste, fand im Jahre 343 im 113. Lebensjahre statt; er wird abgebildet mit Palmblättern bekleidet, einen Raben, der Brot im Schnabel hält, zur Seite.

Wie väterlich Gott immer für seine treuen Diener sorgt.

Am heiligen Einsiedler Paulus hat sich deutlich bewährt, dass Gott seine treuen Diener, die nur seinen heil. Willen zu erfüllen trachten, nie verläßt und auch immer väterlich für ihre zeitlichen Bedürfnisse sorgt. 
Paulus sollte der Anführer jener großen Zahl heiliger Büßer werden, welche in der Wüste, fern von der Welt, für das Heil der Menschen beten und büßen, sich selbst durch Arbeit und Gebet heiligen und als glänzende Muster der wahren Nachfolge des Heilandes auf dem Kreuzwege der in alle Arten von Lastern versunkenen Menschheit dienen sollten. 
Dies war der Wille Gottes und Paulus erfüllte ihn auf das Genaueste. Dafür sorgte aber Gott auf die zuvorkommendste Weise für ihn und ließ ihm täglich Speise durch einen Raben bringen. —

Fasse also Mut , christliche Seele, und wirf alle deine Sorge auf den Herrn. Wenn du wahrhaft Gott, deinen Herrn, mit all deinen Kräften dienst, wenn du immer und überall seinen Willen erfüllst und dann fest auf ihn vertraust, so muss dir Gott auch das Nötige für deinen Lebensunterhalt geben. 
Du wirst immer auch an dir das Wort Jesu erfüllt sehen: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; das Übrige wird euch beigegeben werden." Matth. 6, 33.

Gebet. 
O Gott und Vater, der du deinem heiligen Diener ein solches Vertrauen auf deine Güte und solchen Eifer für die Erfüllung deines Willens gegeben hast, verleihe auch mir die Gnade, daß ich immer nur deinen heiligen Willen im Auge halte und mich dann ganz deiner Fürsorge überlasse. Amen.

Aussprüche des hl. Einsiedlers Paulus. 

Sieh', wie gut Gott ist; wie er immer sorget für die, welche ihm dienen.

Ich habe immer gewünscht, in Jesus Christus zu sterben, und aus seiner Hand zu empfangen die Krone der Gerechtigkeit.

alles aus Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben von Stadtpfr. Gorg Ott, 1858, Regensburg, New York, Friedrich Pustet Verlag 

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