Samstag, 26. Januar 2013

Die wunderbare Bekehrung eines Oberrabiners durch eine Prozession mit dem Allerheiligsten

"Voll Erbarmen habe ich dich an mich gezogen." (Jerem. 31, 3) Diese Worte lassen sich in besonderer Weise auf den Oberrabbiner Emmanuel Weil zu Maastricht in Holland anwenden, der wunderbar durch den eucharistischen Heiland zum Glauben gerufen wurde.

Weil wurde um das Jahr 1788 am Rhein geboren, war Lehrer der jüdischen Gemeinde zu Ratingen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Düsseldorf. 
Seine Talente und Kenntnisse hatten ihm das Wohlwollen des Rabbiners Scheur von Düsseldorf erworben, und dieser war es, der im Jahre 1815 Weil aufforderte, sich an dem Konkurse, der für die Stelle ausgeschrieben war, zu beteiligen. Weil folgte dem Rate seines Gönners und reiste nach Den Haag, wo sich 120 zu gleichem Zwecke hingekommene Rabbiner befanden. Zu aller Überraschung erhielt er, obschon einer der Jüngsten, die Stelle.

Nachdem er nach Hause zurückgekehrt war, um seine Angelegenheiten zu ordnen, reiste er nach seinem Bestimmungsort ab, und traf unterwegs, zwischen Aachen und Maastricht, auf dem Postwagen mit einem katholischen Priester zusammen, mit dem er sich über religiöse Gegenstände unterhielt. 

Freundlich ward er in Maastricht aufgenommen, und erfüllte die Obliegenheiten seiner Stellung zu aller Befriedigung, als er durch ein wunderbares Ereignis veranlasst wurde, freiwillig aus derselben auszuscheiden. 
Es war am Tage des heiligen Servatius (13. Mai), der in Maastricht alljährlich durch eine öffentliche Prozession gefeiert wird, als er sich gerade auf der Straße befand, auf welcher sich jene gegen ihn zu bewegte. Er wollte ausweichen, aber wider seinen Willen sah er sich vorwärts getrieben. 
Das Allerheiligste getragen von Kardinal Daneels
Bildquelle
So zog die Prozession an ihm vorüber, und als das hochwürdigste Gut in seine Nähe kam, versuchte er vergeblich, sich zurückzuziehen, er fand sich durch eine innere Gewalt gezwungen, niederzuknien und anzubeten, denn wie durch ein göttliches Licht erleuchtet, erkannte er in dem Augenblicke Jesum, seinen Herrn und Meister, unter Brotsgestalt verhüllt, als den wahren verheißenen Messias
Treu diesem Licht glaubte er nun, blieb freiwillig auf den Knien liegen und betete Jesum an. Als er sich erhob, stand sein Entschluss fest, sich durch Taufe in die katholische Kirche aufnehmen zu lassen. 
Sofort ging er an die Ausführung dieses Entschlusses.

Er ließ die Gemeinde in die Synagoge zusammenrufen, und teilte ihr offen und aufrichtig mit, was sich mit ihm zugetragen. „Ich bin hierher berufen worden, um euch den Weg des Heils zu führen, aber ich selbst kannte ihn nicht. 
Gott hat ihn mir gezeigt. Jesus, den unsere Väter verwarfen, ist der wahre Messias; in ihm allein ist das Heil, an ihn will ich mich halten; wollt ihr mir folgen, so werdet auch ihr das Heil finden.“ 
Man kann sich den Eindruck dieser Worte, sowie des ganzen Ereignisses leicht vorstellen.

Nach dem Abschied von seiner Gemeinde und Synagoge besuchte Weil einen katholischen Priester, erzählte ihm das Vorgefallene und bat ihn, ihm zum Eintritte in die Kirche behilflich zu sein. Bereitwillig übernahm derselbe den Unterricht, und Anfang 1820 wurde Weil getauft, wobei er die Namen Paul Nikolaus Servatius erhielt. Der neue Paulus trat in das Seminar zu Lüttich, wo er zum Priester ausgebildet und geweiht wurde."

(aus: Convertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert, David August Rosenthal, Erster Band: Deutschland., Schaffhausen, 1866, Hurter’sche Buchhandlung und Eucharistische Konvertitenbilder, Altarblumen zu Ehren des im Sakrament der Liebe "verborgenen Gottes" von P. Victor Cathrein S.J.)