Montag, 15. April 2013

Der heilige "kleine" Benedikt von Avignon, der Brückenbauer

ist der Gründer einer ganz eigenen, sonderbaren Genossenschaft, nämlich der brückenbauenden Brüder oder der Brückenmacher.
Vor etwa tausend bis achthundert Jahren gab es noch keine solche Strassen und Brücken über die reißenden Ströme und Flüsse, als wie heutzutage. Nur an gewissen Stellen und oft mit Lebensgefahr konnte man über die Flüsse setzen. 
Das war für die Wanderer und Reisenden sehr hart. 

Diesem Übel sollte wenigstens zum Teil abgeholfen werden und hierzu hatte die göttliche Vorsehung den heiligen kleinen Bénezet oder Benedikt ausersehen. 

Er war ein armer Hirtenjunge und hütete drei Tagreisen weit von der Stadt Avignon in Frankreich die Schafe seiner Eltern. Unschuldig und rein wie seine Schäflein war auch sein Leben. Seine Freude war das Gebet; mit der innigsten Liebe hing er an Jesus, seinem Heilande, und seiner lieben Mutter Maria, der heiligsten Jungfrau. 
Aber eben wegen seiner Liebe und seiner Unschuld hatte ihn auch Jesus zu einem wunderbaren Werke ausersehen. 

Als er nämlich zwölf Jahre alt war, vernahm er einst beim Hüten seiner Schaft dreimal folgende Worte: „Benedikt, mein liebes Kind, höre die Stimme Jesu!" 
Benedikt schaute überall umher, und da er Niemand sah, rief er: „Wer bist du denn, mein Herr, daß du mit mir redest? Ich höre dich zwar, aber ich sehe dich nicht." Da sprach die Stimme wieder: „Fürchte dich nicht, mein Kind, ich bin Jesus, dein Gott." „Was willst du denn", fragte Benedikt, "das ich tun soll?"
„Ich will", erwiderte Christus, "daß du deine Herde verlässt und über den Rhonefluss eine Brücke baust!" „Aber", entgegnete Benedikt, "ich kenne ja den Fluss nicht und darf meine Schafe nicht verlassen." „Gehorche nur", sprach Jesus, "deine Schafe will ich hüten; du wirst sogleich einen Wegweiser finden. Tue nur, was ich dir sage." 
„Wie soll ich aber", fragte Benedikt, "die Brücke bauen, ich habe ja nicht mehr als drei Heller, und diese reichen ja doch nickt hin?" Christus antwortete: „Setze nur dein Vertrauen auf mich und lass alle Sorgen."

Nun widerstand Benedikt nicht länger; im Vertrauen auf Gott machte er sich auf den Weg; da kam ein schöner junger Mann auf ihn zu, der ihm sagte: „Sieh, ich bin hier, um dich bis zu dem Fluss zu begleiten, über den du die Brücke bauen sollst." Getrost ging nun Benedikt mit dem jungen Mann und gelangte glücklich zum Fluss. 
Als er aber die Breite des Flusses und den reißenden Lauf desselben sah, sagte er ihm: „Wie ist es möglich hier eine Brücke zu bauen?" Der junge Mann erwiderte ihm: „ Sei ohne Furcht und tue nur, was dir Gott befohlen. Jetzt setze dich in ein Schiff, fahre über den Fluss, gehe in die jenseits liegende Stadt Avignon zum Bischöfe und entdeckte ihm, was dir Gott aufgetragen." 
Nach diesen Worten verschwand er.

Benedikt gehorchte, fuhr über den Fluss und geht zuerst in die Hauptkirche der Stadt, wo eben der Bischof predigte. Nach der Predigt erklärte er demselben die Ursache seiner Sendung. Der Bischof, verwundert über die Worte des armen Hirtenknaben, glaubte, er sei närrisch und schickte ihn zum Richter der Stadt, mit der Drohung, ihn empfindlich strafen zu lassen.

Benedikt ging ohne Furcht zum Richter und erklärte ihm, daß ihn Gott gesendet, eine Brücke über den Rhonefluss zu bauen und ersuchte ihn um feine Hilfe. Aber auch der Richter wollte ihm nicht glauben, und um, wie er glaubte, des Narren los zu werden, zeigte er ihm einen ungeheueren Stein, der im Hofe lag, und sprach: „Da nimm diesen Stein und lege damit den Grund zu deiner Brücke." 

Doch der Knabe machte das Kreuzzeichen über den Stein, hob ihn leicht in die Höhe und trug ihn sonder Mühe bis zum Ufer des Flusses. Als der Richter und das Volk dieses erstaunliche Wunder sahen und zugleich wahrnahmen, wie der Knabe schon durch Berührung seiner Kleider Kranke gesund mache, glaubten alle an die göttliche Sendung des Knaben. Bald war eine große Summe beisamen und nun legte Benedikt wirklich Hand ans Werk.— 

Mit Erstaunen sah man, wie er gleich einem geschickten Baumeister alles anordnete und den Bau leitete. Im Jahre 1177 wurde mit dem Bau der Brücke angefangen; sie sollte 18 große Bogen erhalten und 1340 Fuß lang werden. Elf Jahre führte Benedikt unermüdet und mit aller Einsicht den Bau; aber bevor die Brücke vollendet war, starb er gottselig und wurde in einer auf dem dritten Brückenpfeiler erbauten Kapelle begraben. 
Über 500 Jahre lang ruhte da der Leib des kleinen Benedikt, als im Jahre 1669 ein Teil der Brücke einstürzte. 
Die Reste der von Benedikt von Avignon gebrauten Brücke
 Pont d'Avignon (Pont St-Bénezet)
Bildquelle
Jetzt wurde der Leichnam gehoben; man fand ihn noch ganz unversehrt, selbst die Eingeweide waren noch erhalten. War früher die Verehrung gegen den Heiligen schon groß, so wurde sie jetzt noch größer und noch heute wird er in mehreren Provinzen Frankreichs hoch verehrt. 
Und mit Recht; denn heilig war sein Lebenswandel und ihm verdankt die heilige katholische Kirche die Laienbruderschaft der Brückenbrüder, die Papst Clemens III. 1189 bestätigte.

Du wirst schon in dieser Legende mehrfach bemerkt haben, wie die heil. katholische Kirche zu allen Zeiten für die leibliche und geistliche Not der Menschheit Sorge getragen hat; ja es ist kein Jammer, kein Elend und kein Schmerz, wovon die Menschheit heimgesucht wird, den die heil. Kirche, unsere Mutter, nicht zu lindern und zu stillen versucht hat. 
Für die Wanderer, Pilger und Reisenden war vor tausend Jahren nicht so gesorgt wie heutzutage. Da gab es keine so fahr- und gangbaren Strassen, wie jetzt und keine festen Brücken führten über die reißenden Flüsse. 

Auf zerbrechlichen Fahrzeugen oder durch gefahrvolle Führten mussten sie übersetzen und oft große Umwege machen, um ihr Ziel zu erreichen. Diesem Übel suchten die brückenbauenden Laiernbrüder abzuhelfen. An den Ufern der Flüsse ließen sie sich nieder, bauten entweder eine Brücke oder setzten die Wanderer um Gotteslohn auf ihren Schiffen über. 
Ihr Kloster war zugleich eine Herberge für die Reisenden, ein Hospital für die Kranken. Waren die Reisenden ermüdet, wurden sie von der Nacht überfallen, waren sie krank, so nahmen sie dieselben mit Liebe auf, und pflegten sie.

Sieh, lieber Christ, solche barmherzige Kinder hat die heilige katholische Kirche geboren; keine von den irrgläubigen Sekten kann solche Werke der heil. Nächstenliebe aufweisen. 
Solltest du dich nicht freuen, dieser heiligen katholischen Kirche anzugehören: Wenn Jesus sagt, dass die Liebe das Kennzeichen seiner Jünger ist, so kann nur die katholische Kirche die wahre Kirche Christi sein, denn nur bei ihren Kindern findet man solche Liebe. 
So bleibe denn auch du in dieser Liebe und erzeige dich als treues Kind der Kirche dadurch, dass du, wo immer du kannst, Barmherzigkeit übst an deinem Nächsten. Mache daher öfters folgenden
Vorsatz. O mein Jesus, der du ganz Liebe bist, flöße doch meinem Herzen eine innige Nächstenliebe ein; ich will ja dein Jünger sein und verspreche dir, so oft ich kann, meinem Nächsten, Freund oder Feind, Gutes zu tun. O Jesus,ich will es, hilf mir mit deiner Gnade!
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

Mehr über den hl. Benedikt: hier




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