Mittwoch, 3. April 2013

Von der Treue in kleinen Dingen

Die drei heiligen Schwestern Agape, Chionia und Irene, Jungfrauen und Märtyrerinnen, hätten gar leicht dem schrecklichen Feuertod entgehen können, wenn sie nur Opferfleisch gegessen und die heiligen Schriften ausgeliefert hätten; sie hätten sich mit ihrer weiblichen Schwäche entschuldigen können; allein sie blieben treu ihrem Gott und Herrn und opferten lieber ihr Leben. 

Frage dich, christliche Seele, was hättest du wohl in dieser Lage getan? Du wirst vielleicht sagen: „Auch ich hätte lieber mein Leben gelassen." Ist es aber auch wahr, was du sagst? 

Sieh, wie oft könnten wir Gott unsere Treue beweisen und ihm ein Opfer bringen, und wir unterlassen es. Wie oft ist es nur eine Kleinigkeit, die uns gleich dahin bringt, dass wir Gott beleidigen! Wie oft stürzt uns ein einziges Wörtlein schon in großen Zorn und in Feindschaft! Wie oft kocht unser Herz bei einer kleinen Zurücksetzung schon Rache! Wie oft begehen wir nur wegen einer kurzen Lust schwere Sünden! Heißt das treu sein gegen Gott und Sein heiliges Gebot?! 

Wenn wir schon bei so kleinen Dingen bereit sind zu sündigen, wie würden wir wohl bestehen im Kampf gegen heftige Versuchungen und wenn gar unser Leben auf dem Spiele stände?! Und dennoch könnten wir es dahin bringen, um Gottes willen auch die schwersten Leiden und Versuchungen zu überwinden, wenn wir treu wären in kleinen Dingen. 

Christus selbst hat dieses gesagt: „Wer treu ist im Kleinen, der ist es auch im Großen." Worin besteht aber diese Treue im Kleinen? 

Sie besteht darin, dass man seinen eigenen Willen auch in kleinen Dingen abtötet oder überwindet aus Liebe zu Gott. Zum Beispiel: du dürftest mit deinen Augen oft manche Dinge betrachten, welche gerade nicht sündhaft sind, schaust du sie aber nicht an, wendest du deine Augen weg, so hast du deine Augen besiegt, du warst treu im Kleinen. Oder wenn du etwas reden oder genießen dürftest, was gerade nicht sündhaft ist und du redest, genießest es nicht, so warst du treu im Kleinen.

So oft du also deine Neugierde, deinen Vorwitz, deine Neigung zu einem Vergnügen usw. überwindest aus Liebe zu Gott, so warst du treu im Kleinen und wirst dadurch, je öfter du es tust, immer stärker, immer siegreicher werden und kannst nach und nach die schwersten Dinge überwinden. 
Merke dir auch, dass diese kleinen Abtötungen in den Augen Gottes nicht klein, sondern groß sind.

Alles, was aus Liebe zu Gott geschieht, ist groß und hat sein Verdienst, sei auch die Überwindung noch so geringfügig. Durch viele und kleine Wunden kann ich einen Feind auch töten. Der Eigenwille ist aber unser größter Feind; überwindest du ihn aber recht oft in kleinen Dingen, so wird er nach und nach sterben müssen. 

Mache also, christliche Seele, den Vorsatz, alle Tage deine fünf Sinne in kleinen Dingen abzutöten und deinem Willen auch Kleinigkeiten zu versagen, bald wirst du sehen, wie du in der Tugend zunehmen und auch große Versuchungen überwinden wirst, denn wer treu ist im Kleinen, ist es auch im Großen!
Gebet. O mein Jesus, aus Liebe zu dir, will ich anfangen alle Tage eine Abtötung mir aufzulegen und aus Liebe zu dir täglich dir damit ein Opfer bringen. Stärke mich, o Jesus, im Kampfe, dass ich es vollbringe.
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858 




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