Samstag, 16. November 2013

"Danke, dass jeglicher Dogmatismus fehlt" - Das Lob, das für den Papst eigentlich peinlich sein müsste

Papst Franziskus erhielt am 14. November Lob dafür, dass er so wenig katholisch auftritt, und zwar als er einen offiziellen Besuch beim Staatspräsidenten Italiens, dem Ex(?)-Kommunisten Giorgi Napolitano, abstattete. Der Papst blieb ruhig dabei sitzen und sah keinesfalls bekümmert aus (siehe Video unten). Wie ein Blogger, der in Italien aufgewachsen ist, bemerkte, wird das, was bei solchen Empfängen gesprochen wird, ohnehin vorher abgestimmt.

Die Nachrichtenseite der Amerikanischen Bischofskonferenz berichtet, dass der Staatspräsident u. a. folgendes zum Papst gesagt hat und dabei Stellen aus dem im September veröffentlichten Papst-Interview mit einem Jesuiten-Mitbruder zitiert hat. (eigene Übersetzung):

Napolitano, 88, lobte die Auffassung des Papstes von der Kirche und vom Glauben, die wie er sagte alle Italiener, Gläubige und Nicht-Gläubige, beeindruckt hat. 
Wir sind davon überrascht, dass jeglicher Dogmatismus fehlt, überrascht vom Sich-Fernhalten von Positionen, die nicht von einem gewissen Grad an Unsicherheit gestreift sind, vom Aufruf, „Raum für Zweifel zu lassen“, was charakteristisch ist "für alle großen Anführer des Volkes Gottes". Dies sagte Napolitano, und zitierte dabei die Worte des Papstes von einem Interview mit einem Jesuiten-Mitbruder, das im September veröffentlicht wurde.
Was ist an diesem Politiker-Lob so unglaublich? 
Die katholische Religion ist die einzig wahre, vom einzig wahren Gott geoffenbarte. Deren Inhalte sind daher unbedingt und vertrauensvoll zu glauben, das wusste früher jedes katholische Kind. Seit 50 Jahren weiß und glaubt das nur noch ein Bruchteil der Katholiken. 
Wenn Ex-Kommunisten auffällt, dass der Papst selbst augenscheinlich nicht mehr an die Exklusivität und absolute Wahrheit der katholischen Religion glaubt, und als Papst dazu aufruft "Raum für Zweifel zu lassen", ist etwas ganz schwer faul.

Die entsprechende Stelle im Papst-Interview vom September aus der Napolitano zitiert hat, ist diese:
»Ja, bei diesem Suchen und Finden Gottes in allen Dingen bleibt immer ein Bereich der Unsicherheit. Er muss da sein. Wenn jemand behauptet, er sei Gott mit absoluter Sicherheit begegnet, und nicht berührt ist von einem Schatten der Unsicherheit, dann läuft etwas schief. Für mich ist das ein wichtiger Erklärungsschlüssel. Wenn einer Antworten auf alle Fragen hat, dann ist das der Beweis dafür, dass Gott nicht mit ihm ist. Das bedeutet, dass er ein falscher Prophet ist, der die Religion für sich selbst benutzt. Die großen Führer des Gottesvolkes wie Mose haben immer Platz für den Zweifel gelassen. Quelle
Was bedeutet das? Alle Apostel, Kirchenväter und Kirchenlehrer, die auf alles eine Antwort hatten, haben nach demnach die Religion für sich selbst benutzt. Moses, der Zweifel hatte und der, wie wir aus dem Alten Testament wissen, dafür schwer von Gott bestraft wurde, hat hingegen richtig gehandelt. 
Wenn die katholische Dogmatik sagt, es gibt keinerlei Zweifel über die Wahrheit der katholischen Glaubensinhalte, Gott hat das dogmatisch Festgelegte über sich selbst geoffenbart und dieses ist daher unbedingt zu glauben, dann ist das also schlecht, weil kein Raum für Zweifel ist. 

Ob der Papst auch mal daran denkt, dass wer ein Dogma auch nach Belehrung noch bezweifelt, sich selbst exkommuniziert hat? Warum ist er eigentlich Papst, wenn er offensichtlich nicht für wichtig findet, dass die Katholiken mit Sicherheit an die geoffenbarten Inhalte der katholischen Religion glauben? Er müsste wissen, dass man ohne einen solchen dogmatischen Glauben nicht gerettet werden kann, dass der reine Fiduzidalglaube, der Vertrauensglaube reicht, ist von der Kirche verurteilte protestantische Irrlehre. (siehe hier)

Nun, wenigstens ist Herr Napolitano jemand, der öffentlich bemerkt, dass dieser Papst eine Auffassung von Kirche und Glauben hat, die als Abweichung von allem bisher dagewesenen sogar ihm, dem Ex-Kommunisten auffällt

Der Papst fuhr übrigens im blauen Ford-Kleinwagen zum Staatsbesuch und verzichtete auf für Staatsgäste übliche Ehrenbezeugungen. Mit anklagendem Unterton wurde berichtet, das Benedikt XVI. bei dieser Gelegenheit im offenen Mercedes gefahren war und von den bei Staatsempfängen üblichen berittenen Militärpolizei begleitet wurde.

Das Auto für den Staatsbesuch vom demjenigen,
der Stellvertreter des Christkönigs sein sollte.
Unbedingt alle Untertitel lesen

Wie katholische Nachrichtenseiten über den offiziellen Besuch berichten hier und hier
Wie katholische Blogger darüber berichten hier und hier