Freitag, 23. März 2018

Andacht zu den sieben Schmerzen Mariä

Die sieben Schmerzen Mariä
Albrecht Dürer, 1496 

Bis zur Liturgiereform wurde am Freitag nach dem ersten Passionssonntag ein Fest der sieben Schmerzen Mariä begangen. Die einst sehr beliebte Andacht ist vom vom hl. Kirchenlehrer Alfons Maria von Liguori:

Erster Schmerz

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des ersten Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als dir durch den Hl. Simeon alle Misshandlungen vor Augen gestellt wurden, die deinem Jesus von den Menschen widerfahren würden.


Sie waren dir alle durch die Heilige Schrift bekannt, ja du wusstest sogar, dass er vor deinen Augen am Kreuze, nachdem er all sein Blut vergossen, den Geist aufgeben werde, verlassen von allen, ohne dass du ihm helfen, ihn verteidigen könntest. 

Um dieser bittern Erinnerung willen, die so lange Jahre dein Herz betrübte, bitte ich dich, o meine Königin, erlange mir die Gnade, daß ich das Leiden Christi und deine Schmerzen im Leben und im Sterben immer in meinem Herzen trage. 

Zweiter Schmerz 

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des zweiten Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als du sahest, wie dein unschuldiges Kind Jesus von denselben Menschen, um deren Seligkeit willen er in die Welt gekomen war, verfolgt wurde. Mitten in der Nacht mußtest du damals heimlich nach Ägypten fliehen. 


Um all der Leiden willen, die du, o zarte Jungfrau, mit deinem vertriebenen Kindlein erduldetest auf dieser langen und mühsamen Reise durch wüste und rauhe Länder und während deines Aufenthaltes in Ägypten, wo du unbekannt und fremd mehrere Jahre arm und verachtet lebtest, bitte ich dich, meine geliebte Königin, erlange mir die Gnade, geduldig und mit dir vereint bis zu meinem Tode alle Leiden dieses elenden Lebens zu erdulden, damit ich dereinst von den Peinen der Hölle, die ich verdient habe, befreit werde.

Dritter Schmerz

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des dritten Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als du deinen lieben Sohn Jesus verloren hattest und er drei Tage lang von dir getrennt in Jerusalem blieb.
Gewiß fandest du damals, o meine geliebte Königin, da du den Gegenstand all deiner Liebe nicht mehr bei dir hattest und nicht wußtest, warum er dich verlassen habe, Tag und Nacht keine Ruhe; gewiss hast du damals unausgesetzt nach dem geseufzt, der dein höchstes Gut war. 


Ich bitte dich um der Seufzer willen, die du während dieser drei bittern und für dich gar zu langen Tage zu Gott schicktest, erlange mir die Gnade, nie wieder meinen Gott zu verlieren, damit ich immer hier auf Erden mit Gott vereinigt lebe und damit ich in seiner Gnade dereinst diese Welt verlassen möge.

Vierter Schmerz

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des vierten Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als du deinen Sohn zum Tode verurteilt, mit Stricken und Ketten gebunden, mit Blut und Wunden bedeckt, mit Dornen gekrönt und auf dem Wege unter dem schweren Kreuze, das er auf seinen verwundeten Schultern trug, fallen sahst, da er, wie ein unschuldiges Lamm, aus Liebe für uns zum Tode ging.


Damals sahet ihr einander an, und eure Blicke wurden ebensoviele schmerzliche Pfeile, mit denen eure von Liebe zu einander entzündeten Herzen verwundet wurden. Um dieses großen Schmerzes willen bitte ich dich, mir die Gnade zu erlangen, dass ich immer ergeben in den Willen meines Gottes lebe und dass ich immer freudig, mit Jesus vereinigt, mein Kreuz bis zu meinem letzten Atemzuge trage.

Fünfter Schmerz

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des fünften Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als du auf dem Kalvarienberge vor deinen Augen deinen geliebten Sohn Jesus unter so furchtbaren Schmerzen, von den Menschen verhöhnt, auf dem rauhen Kreuzbette sterben sahest, ohne dass du ihm auch nur die geringste Erleichterung, die man selbst dem größten Verbrecher in der Todesstunde nicht versagen würde, verschaffen konntest. 


Um der To­des­angst willen, die du damals, geliebte Mutter, mit deinem sterbenden Sohne ausstandest; um der Traurigkeit willen, die du empfandest, als Jesus zum letzten Male vom Kreuze herab mit dir sprach und Abschied von dir nahm und mit dem heiligen Johannes uns alle als deine Kinder dir übergab; und um der furchtbaren Schmerzen willen, die du erdulden musstest, als du ihn sein Haupt neigen und den Geist aufgeben sahest, bitte ich dich: erlange mir von deiner gekreuzigten Liebe die Gnade, dass auch ich abgestorben sei allen Dingen dieser Welt und daß ich mein ganzes Leben hindurch nur für Gott lebe und auf solche Weise dereinst dahin gelange, ihn von Angesicht zu Angesicht im Himmel zu schauen.

Sechster Schmerz

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des sechsten Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als man das süße Herz deines Sohnes durchstach, der schon für jene Undankbaren, die auch nach seinem Tode nicht müde wurden, ihn zu misshandeln, gestorben war. 


Um dieses heftigen Schmerzes willen bitte ich dich, du wollest mir die Gnade erlangen, dass ich immer in dem für mich durchbohrten und geöffneten Herzen Jesu wohne, in diesem Herzen, das jene Liebesflamme ist, in der alle Seelen, welche Gott lieben, ihre Ruhe finden: damit ich daselbst, solange ich lebe, an nicht anderes denke und nichts anderes liebe als Gott allein. O allerseligste Jungfrau, du kannst dies bewirken, von dir hoffe ich es!

Siebenter Schmerz

Ich habe Mitleiden mit dir, o meine geliebte Mutter Maria, um des sie­benten Schmerzensschwertes willen, das dein Herz durchbohrte, als du deinen toten Sohn in deinen Armen hieltest. Er ist nicht mehr lieblich und schön wie damals, da du ihn im Stalle zu Bethlehem in deinen Armen hieltest; nein, er ist blutig, sein heiliger Leib ist ganz zerrissen von den Geißelschlägen, und man kann sogar seine Gebeine durch die Wunden erkennen. 

„O mein geliebter Sohn“, sagtest du damals, „mein geliebter Sohn, wozu hat deine Liebe dich gebracht!“ Und als man ihn in das Grab legte, da wolltest du ihn begleiten und ihn mit eigenen Händen im Grabe zurechtlegen, um, nachdem du zum letzten Male Abschied von ihm genommen, dein liebendes Herz dort zu lassen. 

Um all dieser furchtbaren Leiden willen, die deine heilige Seele erdulden mußte, er­lange mir, o du Mutter der schönen Liebe, die Verzeihung aller Beleidigungen, die ich meinem mich so innig liebenden Gott zugefügt habe und die ich von Herzen bereue. 

Stehe du mir bei, o Maria, in allen Versu­chungen; stehe mir bei in meiner Todesstunde, damit ich durch die Verdienste Jesu Christi und die deinigen selig werde und eines Tages mit deinem Beistande, nach dieser elender Verbannung auf Erden, im Himmel das Lob Jesu und dein Lob die ganze Ewigkeit verkünden könne. Amen.



Siehe auch:
Die wahre Marienverehrung, erklärt vom hl. Alphons von Liguori


Montag, 19. März 2018

Ist der hl. Joseph mit Seele UND Leib im Himmel?

Heute hörte ich in einer Predigt, dass es Theologen gäbe, die annehmen, dass der hl. Joseph nicht nur der Seele, sondern auch dem Leibe nach im Himmel sei und tatsächlich gäbe es auch keine Reliquien von ihm. Leider wurden keine Quellen zitiert in der Predigt und so machte ich mich auf die Suche, welche Theologen das wohl angenommen haben.

Im schönen „Josephi-Buch“ vom früher wegen seiner reichen schriftstellerischen Tätigkeit allgemein bekannten Stadtpfarrer Georg Ott fand sich dazu folgendes:


"Sowie vom reinsten Leibe der hochbegnadigten unbefleckten Jungfrau nichts mehr in ihrem Grabe sich befindet, weil sie von ihrem göttlichen Sohne mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, so findet sich auch vom jungfräulichen Leibe des heiligen Joseph nichts mehr vor. 
Die meisten Kirchenväter und frommen Lehrer, sowie der hl. Bernardin und der hl. Franz von Sales glauben, der hl. Joseph sei dem Leibe und der Seele nach im Himmel. (…) 

Von den Reliquien des hl. Joseph ist wenig vorhanden. Ein Teil seines Mantels, in welchen er das neugeborene Kind Jesus einhüllte, befindet sich mit seinem Stocke zu Rom in der Kirche der hl. Cäcilia in Trastevere, der andere Teil in der Kirche der hl. Anastasia. (Anmerkung von mir: das sind Reliquien zweiter Ordnung) Ein nicht kleines Stück dieses Mantels hat der Kardinal Ginette den unbeschuhten Karmelitermönchen zu Antwerpen in Belgien zum Geschenke gemacht, wo es jährlich am Feste der Geburt des Herrn zur Verehrung gezeigt wird. Unter den Reliquien, welche Kaiser Karl der Große aus Jerusalem erhielt und in die Domkirche zu Aachen brachte, zeigt man Binden, deren sich der hl. Joseph zum Umwickeln seiner Füße bediente. 

Reliquien von seinem heiligen Leibe fanden sich nicht vor, (Anmerkung von mir: also Reliquien erster Ordnung), was die fromme Meinung bestätigt, dass der hl. Joseph mit Leib und Seele in der Glorie des Himmels ist."

Alles aus: Josephi-Buch oder: Die Macht der Fürbitte das heiligen Patriarchen Joseph, Nährvaters Jesu und Bräutigams der allerseligsten Jungfrau Maria in sehr vielen und schönen Geschichten aus alter und neuer Zeit. Ein Hausbuch für jede christliche Familie.
Gesammelt und herausgegeben von Georg Ott, Dechant und Stadtpfarrer in Abensberg, mit vielen schönen Bildern geziert. Mit bischöflicher Approbation, Regensburg, Pustet, 1887

Das Josephi-Buch ist hier beim ZVAB noch in wenigen Exemplaren erhältlich. 

Siehe auch: 
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