Samstag, 11. Mai 2013

Der heilige Bischof Mamertus, Stifter der Bitttage vor Christi Himmelfahrt


Im Römischen Martyriologium wird heute des Todes des heiligen Bischof Mamertus zu Vienne in Frankreich gedacht. Angesichts eines drohenden Unglücks hielt er in jener Stadt an den drei Tagen vor Christi Himmelfahrt feierliche Bittprozessionen. Diesen Brauch hat später die ganze Kirche übernommen.


Jahr 477.

Über fünfzig Jahre lang wurden zwei Provinzen Frankreichs, Dauphine und Savoien besonders aber die Stadt Vienne, fast alljährlich von immer neuen Unglücksfällen heimgesucht
Die Erdbeben waren beinahe täglich; Feuer
brünste verheerten die schönsten Wohnungen, und die wilden Tiere wurden so zahlreich und kühn, dass sie am hellen Tage mitten in die Stadt drangen, ohne die Einwohner zu fürchten.
Der Schrecken erreichte den höchsten Grad, als in der Osternacht des Jahres 469, während das Volk in der großen Kirche der Stadt mit feinem Bischöfe, dem heil. Mamertus, die heiligen Geheimnisse feierte, das Feuer ein Stadthaus, ein prächtiges Gebäude auf einer Anhöhe, ergriff.

Man glaubte, die ganze Stadt würde in Asche gelegt werden. Alle Gläubigen verließen die Kirche, um sich und ihre Habe zu retten; nur der heilige Bischof blieb allein vor dem Altare, vertrauend auf den Schutz Gottes. 

Er war ein Mann des Glaubens und des Gebetes. Unter einem Strom von Tränen flehte er zu Gott, er möge sich des Volkes erbarmen und so vielen und großen Drangsalen Einhalt tun.
Die ganze Nacht harrte er so in der Kirche im Gebete aus, und siehe da, kaum war der Tag angebrochen, da erlosch plötzlich der große Brand.


Jetzt eilte das Volk voll Freude und Dank gegen Gott wieder in die Kirche zurück, um den heiligen Gottesdienst fortzusetzen.
Nachdem der heilige Bischof die hochheiligen Geheimnisse vollendet hatte, wandte er sich an das versammelte Volk und mahnte es mit den eindringlichsten Worten zur Buße und Besserung des Lebens, denn nur dadurch würde der Zorn des Himmels besänftigt und sein Segen wieder erlangt werden. 


Seine Rede schloss er mit den Worten, dass er während der Nacht am Altare stehend, Gott versprochen habe, mit seiner Herde drei Tage nacheinander, öffentliche Bittgänge zu halten und alle sollten sich durch Fasten, Almosengeben und reumütiges Sündenbekenntnis darauf vorbereiten. 

Das ganze Volk stimmte dem heil. Bischöfe bei und mit allgemeiner Zustimmung der Geistlichkeit wählte man zur Erfüllung des Gelübdes die drei Tage vor Christi Himmelfahrt. Als die Zeit erschienen war, bezeichnete der heil. Bischof eine Kirche außerhalb der Stadt als das Ziel der Prozession.
Hierher zog nun das Volk in schönster Ordnung unter Anrufung aller Heiligen, weinend und betend. Als der heil. Bischof den Eifer des Volkes sah, bestimmte er noch zwei andere weitere Kirchen, wohin das Volk eben so an
dächtig wallfahrtete. 

Das bußfertige Flehen fand bei Gott Erhörung, die Drangsale hörten auf, und Friede und Ruhe kehrte wieder ein in der Stadt und im Lande.

Als nun die französischen Bischöfe von dieser heilsamen Übung gehört, führten sie dieselbe auch in ihren Bistümern ein und von da verbreitete sie sich dann unter Zustimmung des Papstes über die ganze Kirche.

Der heilige Mamertus lebte nach diesem Ereignisse nur mehr 7 Jahre; aber er hatte die Freude, noch vor seinem Tode zu sehen, wie seine vielen Gebete und Arbeiten für das Heil seiner Herde endlich doch noch Früchte brachten. 

Das Volk bekehrte sich; und Tugend und Frömmigkeit fingen an, in den Herzen der Gläubigen Platz zu greifen. Hochbetagt starb er gottselig im Jahre 477.


Von der Bedeutung der Prozessionen und den Bittgängen.


In der katholischen Kirche werden öfters im Jahre Prozessionen, d. h. Umgänge gehalten. Das gläubige Volk samt der Geistlichkeit zieht nämlich, das Kreuz, dies Zeichen der Erlösung an der Spitze, mit fliegenden Fahnen unter Gebet und Gesang von einer Kirche zur anderen oder auch bloß um die Fluren. Es liegt eben darin eine tiefe Bedeutung. 

Es sind solche Prozessionen oder auch Bittgänge ein Zeichen der Einheit im Glauben an Jesus, den Gekreuzigten, daher wird das Kreuz an der Spitze getragen, oder es wird auch vom Priester das
hochwürdigste Gut selbst mitgetragen. Jesus ist aber der Mittelpunkt der Einheit; er ist der treue Hirt seiner Schafe, die ihm alle nachwandeln, die um ihn sich sammeln, bei ihm bleiben sollen. — Ferners sind die Prozessionen ein Sinnbild unseres Pilger- oder Wanderlebens auf Erden. Wir müssen alle fort von hier; der Himmel ist das Ziel unserer Reise, daher der Einzug in das Gotteshaus am Schlüsse der Prozession.

Wer an der Prozession Teil nimmt, legt ein öffentliches Bekenntnis seines Glaubens ab, dass Gott, dem Allmächtigen Lob, Dank und Anbetung gebührt und dass nur von Gott allein Hilfe kommt. 

Die Prozessionen sind endlich ein öffentlicher Triumph des christlichen Glaubens über die finstere Macht des Heidentumes; daher die wehenden Fahnen, deren rote Farbe auf das Blut der hl. Märtyrer deutet, die über die Macht der Hölle gesiegt haben und uns sagt, wie auch wir unter der Fahne des Kreuzes kämpfen und siegen müssen.

Schäme dich also nicht, christliche Seele, den Prozessionen und Bittgängen beizuwohnen und gehe mit, indem du folgende gute Meinung machst: 

„Ich will dadurch meinen Gott verherrlichen; ihm für alle seine Gnade danken und von ihm Hilfe in allen meinen Nöten erbitten. Ich will dadurch öffentlich meinen Glauben an Jesus bekennen und ich will immer Christo, dem Gekreuzigten nachfolgen!"
Tust du dieses und betest du vom Herzen mit allen Gläubigen, die mit dir gehen, dann wird dein Gebet Erhörung finden; denn Christus sagt ja: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."


alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858





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