Samstag, 16. August 2014

Über das beharrliche Gebet

Der heil. Joachim hat durch beständiges Bitten und Flehen Erhörung gefunden; ein Zeichen für dich, christliche Seele, dass auch du in all deinen Anliegen beharrlich, d. h. ausdauernd bitten und nicht nachlassen sollst, wie der göttliche Heiland sagt. 
Du wirst vielleicht schon um manche Gnade zu Gott gefleht, auch die Mutter Gottes und andere Heilige um ihre Fürbitte angerufen und doch keine Erhörung gefunden haben. Wo fehlt es nun? Hat ja doch Jesus Christus gesagt: „Jeder, der bittet, wird empfangen."

An Gott fehlt es nicht, denn Er erhört das rechtschaffene Gebet immer, aber nicht immer so, wie es der Mensch gerade verlangt. Gott weiß, was dem Menschen gut und nützlich ist; ganz besonders aber hat Gott das Heil der Seele im Auge. 
Nun kann es sein, und es geschieht auch oft, dass du um etwas bittest, das deinem Seelenheil schädlich ist, oder doch dem Heile deiner Seele nicht nützlich; deshalb will dich Gott hierin nicht erhören, sondern gibt dir etwas für dich Besseres. 

Leer kehrt dein Gebet, wenn es rechtschaffen ist, niemals von Gottes Thron zurück; es bringt dir jedesmal eine Gabe mit. Dafür aber muss nun dein Gebet auch beharrlich sein. 
Eben hierin fehlt es bei gar vielen Menschen. Sie bitten und stehen, aber nicht ausdauernd, sie lassen, wenn sie nicht gleich Erhörung finden, im Gebete nach, werden mißmutig und verzagt und finden so keine Erhörung. Im Evangelium ermahnt uns Jesus zu beten mit diesen Worten: ,,Bittet und ihr werdet empfangen; suchet und ihr werdet finden; klopfet an und es wird euch aufgetan.

Es könnte scheinen, sagt der heilige Alphons von Liguori, als wäre es genug, wenn er sagte: Bittet; warum setzt er denn noch hinzu: suchet und klopfet an? 
Es war das keineswegs überflüssig: durch die Beifügung desselben wollte der göttliche Heiland uns deutlich machen, dass wir so ungestüm wie Bettler sein müssen, die sich nicht abweisen lassen und fort und fort bitten und klopfen, bis sie gehört werden und Almosen empfangen. 

So will also der Herr dass auch wir tun: dass wir bitten und immer wieder aufs Neue bitten: Er möge uns beistehen, möge seine Hand über uns halten, möge uns seine guten Gaben geben. Sobald du aufhörst zu beten, wendet sich Gottes Hand von dir weg und was bist, was vermagst du denn ohne Hilfe des Herrn? 

Lass also nicht ab vom Gebete und sei versichert, dass du, wenn du mit Vertrauen und Ergebung im Namen Jesus beharrlich bittest und flehst, gewiss Erhörung findest, denn also hat Jesus gesagt:
„Was ihr immer im Gebete begehret, glaubet nur, dass ihr es erhaltet, so wird es euch werden." (Mark. 11,24)
Gebet. O Herr Jesus, lehre mich doch beten, wie du es verlangst und gib mir die Gnade, dass ich in all meinen Nöten, Versuchungen und Gefahren immer sogleich zu dir meine Zuflucht nehme, der du mein Helfer und Erretter bist. Amen.
Aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858


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