Viertes Buch
XVIII. Kapitel:
Vielen Kleinen verschließen die Eltern die Türe zum Himmelreich, indem sie sie schlecht erziehen. Von einem Knaben, der Gott lästerte
Obwohl man glauben muss, dass alle getauften Kinder, die in ihrer Kindheit sterben, in das Himmelreich eingehen, so gilt dies doch nicht von allen jenen Kindern, die schon reden können.
Denn einigen Kindern verschließen die Eltern die Himmelstüre, indem sie sie schlecht erziehen.
So hatte vor drei Jahren ein Mann, den hier die ganze Stadt kannte, ein Söhnchen, das nach meiner Schätzung fünf Jahre alt war. Der Vater liebte es fleischlich zu sehr und verzog es dadurch. Dieser Knabe nun hatte - es ist hart, dies zu sagen - die Gewohnheit, gegen Gottes Majestät zu lästern, sobald sich etwas seinem Willen entgegensetzte.
Bei dem großen Sterben, das vor drei Jahren hier herrschte, wurde auch er auf den Tod krank. Wie ihn nun sein Vater in den Armen hielt, sah der Knabe nach dem Zeugnis derjenigen, die dabei zugegen waren, mit zuckenden Augenlidern böse Geister auf sich zukommen und fing zu schreien an: „Halte sie ab, Vater! Halte sie ab, Vater!” Laut schreiend wandte er sein Gesicht ab, um sich vor ihnen am Busen des Vaters zu verbergen.
Dieser fragte den zitternden Knaben, was er denn sehe, worauf er antwortete: „Mohren sind gekommen und wollen mich forttragen.” Kaum hatte er dies gesagt, lästerte er den Namen der göttlichen Majestät und gab seinen Geist auf.
Um nämlich die Schuld, um derentwillen er solchen Henkern ausgeliefert wurde, offenbar zu machen, ließ der allmächtige Gott im Augenblick des Todes zu, dass er die Sünde wieder begehe, die sein Vater ihm bei Lebzeiten nicht abstellen wollte, und es sollte der Knabe, der lange mit Gottes Geduld in seinem Leben gelästert hatte, nun noch einmal nach Gottes Gericht fluchen und darauf sterben.
Der Vater sollte dadurch auch zur Erkenntnis seiner Schuld gelangen, die darin bestand, dass er sich um die Seele des Kindes nicht kümmerte und einen nicht eben kleinen Sünder für das Feuer der Hölle heranzog.