Cyprian von Karthago († 258) - Vom Segen der Geduld (De bono patientiae)
Teil 1b
Kap. 6. Und ganz abgesehen von seinen Worten steht sein ganzes Wirken und Leben unter dem Zeichen der Geduld.
Und dies, geliebteste Brüder, hat unser Herr und Gott Jesus Christus nicht nur mit Worten gelehrt, sondern auch in seinen Taten erfüllt, und Er, der gesagt hatte, Er sei dazu herabgestiegen, um den Willen des Vaters zu tun, hat unter anderen wunderbaren Eigenschaften, durch die Er deutliche Beweise seiner göttlichen Herrlichkeit gab, auch die Geduld des Vaters auf seinem ganzen Leidenswege bewahrt.
Ja, sein ganzer Wandel trägt so überhaupt schon gleich von seiner Ankunft an das Gepräge der ihn begleitenden Geduld.
Denn indem Er erstens von seiner himmlischen Erhabenheit auf die Erde hernieder steigt, verschmäht er es nicht, als Sohn Gottes das Fleisch des Menschen anzunehmen, und obwohl Er selbst kein Sünder war, die Sünden anderer zu tragen. Nachdem Er für eine Weile die Unsterblichkeit abgelegt hat, bringt Er es über sich, ein Sterblicher zu werden, um als Unschuldiger für das Heil der Schuldigen den Tod zu erleiden.
Der Herr läßt sich taufen von dem Knechte, und Er, der die Vergebung der Sünden dereinst verleihen wird, hält es nicht unter seiner Würde, durch das Bad der Wiedergeburt1 seinen Körper zu reinigen. Vierzig Tage lang fastet Er, von dessen Hand die anderen reichlich gespeist werden: Er hungert und fühlt Verlangen nach Nahrung, damit alle, die nach dem Worte und der Gnade hungrig waren, mit himmlischem Brote gesättigt werden.
Er kämpft mit dem Teufel, der ihn versucht, und damit zufrieden, einen so gewaltigen Feind besiegt zu haben, begnügt Er sich mit bloßen Worten.
Über seine Jünger übte Er nicht wie über Knechte die Gewalt eines Herrn aus, sondern voll Güte und Milde brachte er ihnen brüderliche Liebe entgegen, ja Er ließ sich sogar dazu herab, den Aposteln die Füße zu waschen, um durch sein Vorbild zu lehren, wie ein Mitknecht gegen seine Genossen und Gefährten sich betragen soll, indem Er als Herr sich so gegen die Knechte benahm.
Und es ist gar kein Wunder, dass Er sich gegen die gehorsamen Jünger in solcher Weise verhielt, Er, der es über sich vermochte, einen Judas bis zuletzt in langmütiger Geduld zu ertragen, mit dem Widersacher zusammen zu speisen, den Feind in seiner nächsten Umgebung zu wissen, ohne ihn öffentlich bloßzustellen, ja nicht einmal den Kuß des Verräters zurückzuweisen.
Was aber gar erst seine Geduld mit den Juden betrifft: welch großer Gleichmut, welch große Nachsicht gehörte dazu, die Ungläubigen durch Zureden für den Glauben zu gewinnen, den Undankbaren freundlich entgegenzukommen, den Widersprechenden sanftmütig zu erwidern, die Hochmütigen voll Milde zu ertragen, den Verfolgern in Demut sich zu fügen und bis zur Stunde des Kreuzes und Leidens bestrebt zu sein, die Mörder der Propheten2 und die steten Empörer gegen Gott um sich zu sammeln!
wird fortgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen