Montag, 10. Dezember 2012

Vom Segen der Geduld - Hl. Cyprian von Karthago


Cyprian von Karthago († 258)
Vom Segen der Geduld 
(De bono patientiae)
Einleitung

Kap. 1. Launig beweist Cyprian die Notwendigkeit der Geduld einleitend gleich damit, daß er seine Zuhörer bittet, auch seine Worte recht geduldig zu vernehmen. -- Besonders nötig ist diese Tugend für einen Christen, der zur ewigen Herrlichkeit gelangen will.

Nachdem ich gesonnen bin, geliebteste Brüder, von der Geduld zu reden und ihren Nutzen und ihre Vorteile zu preisen, womit könnte ich da besser beginnen als mit dem Hinweis darauf, daß ich sehe, wie ich auch jetzt zum Zuhören eure Geduld nötig habe? 

Denn auch daß ihr jetzt eben auf mich hört und von mir lernt, ist gar nicht möglich ohne Geduld. 
Erst dann nämlich wird eine heilsame Rede und Belehrung mit gutem Erfolg aufgenommen, wenn das Gesprochene geduldige Ohren findet. 

Auch vermag ich, geliebteste Brüder, unter den übrigen Wegen der himmlischen Lehre, auf denen die Anhänger unserer Hoffnung und unseres Glaubens hingeleitet werden, von Gott ihren Lohn zu erlangen, nichts zu finden, was für das Leben nützlicher oder für die Verherrlichung wichtiger wäre, als daß wir, die wir des Herrn Gebote in gottesfürchtigem und demütigem Gehorsam zu erfüllen streben, vor allem die Geduld mit aller Sorgfalt beobachten.


Kap. 2. Wahre christliche Geduld hat nichts gemein mit der Geduld der selbstgefälligen und törichten Philosophen.


Ihr streben nach ihrer Versicherung auch die Philosophen nach. Aber ihre Geduld1 ist ebenso falsch wie ihre Weisheit. 
Denn wie könnte einer weise oder geduldig sein, der weder die Weisheit noch die Geduld Gottes kennt? 

Sagt Er selbst doch mit warnender Stimme von denen, die sich in der Welt weise dünken: "Vernichten will ich die Weisheit der Weisen und die Klugheit der Klugen verwerfen"2 , und auch der selige Apostel Paulus, der zur Berufung und Unterweisung der Heiden ausgesandt ist, bezeugt und lehrt es, des Heiligen Geistes voll, mit den Worten: 
"Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und eitlen Trug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Grundsätzen der Welt und nicht nach Christus; denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit"3

Und an einer anderen Stelle sagt er: "Niemand täusche sich! Wenn einer glaubt, er sei weise unter euch, so werde er erst ein Tor für diese Welt, damit er ein Weiser werde! Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott

Denn es steht geschrieben: 'Fangen werde ich die Weisen in ihrer eigenen Schlauheit'4 , und wiederum: ,Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, daß sie töricht sind'"5 . Wenn also bei ihnen nicht die wahre Weisheit zu finden ist, so kann auch ihre Geduld nicht die wahre sein. 

Denn wenn nur der geduldig ist, der demütig und sanft ist, die Philosophen aber, wie wir sehen, weder demütig noch sanft, sondern gar selbstgefällig sind und eben deshalb, weil sie sich selbst gefallen, Gott mißfallen, so ist es doch klar, daß es dort keine Geduld gibt, wo übermütige Frechheit unter der Maske des Freimuts herrscht und wo man ohne Scham die Brust offen und halbnackt zur Schau trägt6 .
1: Mit "Geduld" ist hier die [Unempfindlichkeit] der stoischen, die [Unerschütterlichkeit] der epikureischen Lehre gemeint,
2: ls. 29, 14 und 1 Kor. 1, 19.
3: Kol. 2, 8 f.
4: Job 5, 13
5: Ps. 94, 11 ; 1 Kor. 3, 18-20.
6: Die nachlässige Kleidung und Tracht, durch die vielfach die Philosophen Aufsehen erregten, wird auch bei Satirikern wie Juvenal öfters gerügt.

Kap. 3. Die beste Empfehlung der Geduld liegt darin, daß sie in Gott selbst ihren Ursprung hat.

Wir aber, geliebteste Brüder, die wir Philosophen sind nicht in Worten, sondern in Taten, und die Weisheit nicht in der Kleidung an den Tag legen, sondern in der Wahrheit, die wir mehr das innere Bewußtsein der Tugenden kennen als die Prahlerei damit, wir, deren Größe nicht in ihren Reden beruht, sondern in ihrem Leben1 , wir wollen als die Diener und Verehrer Gottes die Geduld, die wir durch himmlische Belehrung lernen, in geistlichem Gehorsam zeigen! 

Denn diese Tugend haben wir mit Gott gemeinsam. Bei Ihm entspringt die Geduld, von Ihm nimmt ihre Herrlichkeit und Würde ihren Anfang. 

Der Ursprung und die Größe der Geduld geht auf Gott als Urheber zurück. Etwas, was Gott teuer ist, muß auch der Mensch hochschätzen; ein Gut, das die göttliche Herrlichkeit liebt, ist damit auch von Ihr empfohlen. 
Wenn Gott unser Herr und Vater ist, so laßt uns auch der Geduld unseres Herrn und zugleich unseres Vaters nachstreben; denn die Diener müssen gehorsam sein, und die Kinder dürfen sich ihrer Abkunft nicht unwürdig zeigen.
1: Die Stelle ist fast wörtlich entnommen aus Minucius Felix. 'Octavius', Kap. 38, 6.

wird fortgesetzt


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