Eine eifrige und gewissenhafte Vorbereitung kennt er nicht. Oft beginnt er erst am Samstagabend mit der Vorbereitung auf die Predigt und fragt sich: „Was soll ich morgen predigen?“ Eine Befruchtung der Predigt durch eifriges Gebet ist bei seiner verweltlichten Einstellung ebenso wenig zu erwarten. Er predigt sich selber.
Er scheut die Mühe, die Predigt schriftlich auszuarbeiten und entschuldigt seine Nachlässigkeit gern mit der allgemeinen Redensart, schriftliche Fixierung hemme den freien Vortrag, das sei sklavisches Festlegen auf den Buchstaben, es müsse „dem Walten des Heiligen Geistes“ mehr Raum gelassen werden, man müsse bei der Predigt in das Volk hineinschauen und hineinhorchen, wofür es sich interessiere, die Predigt müsse auf der Kanzel „erarbeitet“ werden.
Wer einmal eine solche, auf der Kanzel erarbeitete, Predigt gehört hat, der denkt unwillkürlich: Arme Gemeinde! „Die Kindlein verlangten nach Brot“, (Klagel. 4,4), aber man reichte ihnen stattdessen nur Steine. (Lk. 11,11)
Was kann bei einer solchen unvorbereiteten Predigt herauskommen? Die Disposition fehlt ganz, alles Mögliche wird „erarbeitet“ und vorgetragen, und am Schluss weiß weder der Prediger noch seine Zuhörer, was der Prediger gesagt hat und was er eigentlich wollte.
„Sermo multus – fructus nullus“ (hl. Bernhard)
Viel Predigt – keine Frucht.
“Qui ascendit sine labore, descendit sine honore.“
Wer aufsteigt (auf die Kanzel) ohne Vorbereitung, steigt ohne Ehre herab.
Alles aus dem Priesterermahnungsbuch „Sentire cum Ecclesia! Ein dringender Aufruf und Weckruf an Priester, von Pfr. August Dörner, 1941
Pfr. August Dörner, der noch heute von Modernisten gehasst wird, wäre wahrscheinlich tot umgefallen, hätte er erleben müssen, wie oben beschriebenes Verfahren „ein neues Genre“ päpstlicher Ansprachen genannt wird und dafür vom Vatikansprecher eine „neue Hermeneutik“ gefordert wird.
“Qui ascendit sine labore, descendit sine honore.“
Wer aufsteigt (auf die Kanzel) ohne Vorbereitung, steigt ohne Ehre herab.