Samstag, 5. Januar 2013

Die heiligen Tanten des hl. Papst Gregor des Großen

Aus dem Römischen Martyrologium vom 5. Januar: 

Zu Rom die heilige Jungfrau Ämiliana, eine Tante des heiligen Papstes Gregorius. Auf den Ruf ihrer Schwester Tharsilla, die ihr in die Ewigkeit vorausgegangen war, ging sie am heutigen Tag zum Herrn ein.
In folgender Heiligenlegende stellt der hl. Papst Gregor der Große selbst die Lebensgeschichte dieser beiden heiligen Jungfrauen in einer Predigt vor. Er erzählt auch über ein dritte Tante, Gordiana, die gut angefangen, aber schlecht geendet hat, und schließt mit mahnenden Worten:

(....) Tarsilla war kurz vor dem Fest der Geburt des Herrn gestorben. Wenige Tage nach diesem Fest erschien sie in einem nächtlichen Gesicht ihrer Schwester Aemiliana und sprach: "Komme, damit ich, da ich am Geburtsfest des Herrn von dir getrennt war, den Festtag der Erscheinung (das Fest der heilige drei Könige) gemeinschaftlich mit dir begehen kann." 

Aemiliana, besorgt um die Schwester Gordiana, antwortet: "Wenn ich allein zu dir komme, wem soll ich unsere Gordiana übergeben?" Tarsilla`s Gesicht trübte sich und sprach: "Komme du, denn unsere Schwester Gordiana gehört den Weltkindern an.

Aemiliana fühlte sich bald nach dem ihr das Gesicht erschienen ist, krank. Die Krankheit nahm zu und sie starb noch vor dem Fest der Erscheinung des Herrn, am 5. Januar. 
Gordiana ließ sich, von der schwesterlichen Obhut nun befreit, mit jedem Tag mehr von irdischer Gesinnung beherrschen. Sie mißachtete die Gottesfurcht, achtete weder Ehre noch Schande mehr, brach ihr Gelübde und verehelichte sich mit dem Pächter ihrer Güter."

Nachdem der heilige Gregorius diese Geschichte erzählt hatte, fuhr er in seiner Predigt fort: "Sieh, alle drei haben sich anfangs mit gleichem Eifer zu Gott gewendet, aber nicht alle drei sind im gleichen Eifer verharrt, weil, wie der Herr sagt, viele berufen, aber nur wenige auserwählt sind. 

Ich habe dieses vorgetragen, damit nicht jemand, der sich zum Guten gewendet hat, sich selbst die Kraft zum Guten zuschreibt oder auf seine eigenen Kräfte vertraut. Jeder mag wohl wissen, was er heute sei; was er aber morgen sein werde, das weiß keiner. Niemand erfreue sich also des Guten, als wäre er dessen schon sicher; so lange er in diesem schwachen Fleisch wandelt, kennt er ja das Ende nicht."

Der Herausgeber der Heiligenlegende, Stadtpfarrer Georg Ott, fügt hinzu:

O christliche Seele! höre doch nicht auf zu wachen und zu beten, zu streiten und zu kämpfen; überlaß dich nicht der gefährlichen Lauigkeit, denn der Feind deiner Seele schläft nie. Gerade da, wo du dich für sicher hälst, bist du in größter Gefahr. Wie viele hat der Leichtsinn schon in das Verderben gestürzt, womit sie guten Rat und wohlmeinende Warnungen in den Wind schlugen! —  
Wie die unglückliche Gordiana machen es noch immer viele junge Leute. — Sie hören nicht auf die guten, wohlmeinenden Worte ihrer Eltern, nicht auf die warnende Stimme des Seelsorgers und Beichtvaters, dagegen den süßen aber verderblichen Lockungen listiger Schmeichler, den trügerischen Worten elender Verführer neigen sie ihr Ohr, weil ihre Worte mit ihren bösen Leidenschaften übereinstimmen, und so fallen sie in die Schlinge und gehen verloren.  
Merke dir, junger Mensch! nicht der ist mein Freund, der mir schmeichelt, der mein Tun und Lassen immer billigt, der mich lobt und entschuldigt, sondern der, welcher mir aufrichtig die Wahrheit sagt, mag sie auch bitter sein, und seine warnende Stimme erhebt, wenn meine Leidenschaften zum Bösen mich hinreißen wollen; der mich tadelt, wenn ich einen Fehltritt tue. — Ja, Kind Gottes, sei nicht leichtsinnig; es handelt sich um deine einzige, kostbare Seele, es handelt sich um deine ewige Seligkeit! —

Vorsatz und Bitte. Göttlicher Heiland Jesus! ich will deine Worte: „Wachet und betet," tief in mein Herz prägen und sie nicht vergessen; verleihe mir nur die Gnade, dass ich sie immer und allzeit zu erfüllen vermöge. Amen. 
alles aus Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben von Stadtpfr. Gorg Ott, 1858., Regensburg, New York, Friedrich Pustet Verlag


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