Freitag, 19. April 2013

Der heilige Papst Leo IX., ein Deutscher

Das Studium der Kirchengeschichte oder der Heiligenlegenden kann in den heutigen  Zeiten der Verwirrung und des Glaubensabfalls unter den Katholiken in gewisser Weise Trost spenden, da man dann sieht, dass alles im Prinzip schon einmal vorgekommen ist. 


Wie man aus der folgenden Heiligenlegende sieht, "geschah es, dass untaugliche und selbst sittenlose Männer geistliche Würden erhielten und dadurch ein großes Verderben unter Hirten und Herde einriss". Die Ursachen waren damals allerdings andere als heute, wenn auch das Ergebnis das gleiche ist.


Heute, am 19. April,  ist der Gedenktag vom hl. Papst Leo IX.


hl. Papst Leo IX.
Um die Zeit, als dieser große heilige Papst geboren wurde, herrschte eine gefährliche Lauigkeit und Schlaffheit unter den Geistlichen, und Sittenlosigkeit unter den Hohen der Welt. 
Die hohen geistlichen Würden und Ämter wurden um Geld verkauft, was gegen die Anordnung des heil. Geistes und darum eine große Sünde ist. Man nennt diese Verkäuflichkeit der geistlichen Ämter oder auch geistlicher Sachen Simonie, weil Simon, der Zauberer, solches tun wollte, wie die heilige Apostelgeschichte erzählt. 

Durch dieses Laster der Simonie geschah es, dass untaugliche und selbst sittenlose Männer geistliche Würden erhielten und dadurch ein großes Verderben unter Hirten und Herde einriss. Doch Gott, der seine heilige Kirche nicht verlässt, erweckte als einen Vorkämpfer gegen dieses Verderben zuerst den Papst Leo
und später den heiligen Papst Gregor VII., denen es gelang, das Übel zu besiegen.

Leo war ein Deutscher und stammte aus einer vornehmen Familie von Niederelsass, welche mit Königen und Kaisern verwandt war. Bei seiner Geburt fand sich sein Leib ganz mit roten Kreuzlein bedeckt, was hindeutete auf das Kreuz, welches er bis zu seinem Tode tragen sollte und mit G
eduld und Liebe auch getragen hat. In der heiligen Taufe erhielt er den Namen Bruno.
Mit fünf Jahren übergab ihm seine fromme Mutter Hellwig dem frommen und gelehrten Bischof Berthold von Toul zur Erziehung, der in sein Herz mit aller Sorgfalt die schönen christlichen Tugenden des Gehorsams, der Bescheidenheit und Keuschheit pflanzte und ihn in den Wissenschaften fleißig unterrichtete. 
Zum jungen Mann herangewachsen, wurde er Domherr, aber auch zugleich ein Vater der Armen, ein tröstender Engel für die Kranken, welche er oft in den Spitälern besuchte. Zum Diakon geweiht, nahm ihn Kaiser Konrad an seinen Hof, wo er von Geschäften aller Art überhäuft, dennoch ein strenges Bußleben führte. Nun starb im Jahre 1036 der Bischof von Toul und Bruno wurde zum Bischof ernannt. 

Der Kaiser wollte, dass er seine Weihe bis auf das nächste Jahr verschiebe; aber Bruno sehnte sich zu sehr nach seiner Herde und ließ sich sogleich weihen. 
Als er von seinem erhabenen Amte Besitz genommen, machte er sich sogleich daran, die Zucht unter den Geistlichen zu verbessern; ebenso verbesserte er den Gottesdienst und den Kirchengesang. Er war selbst ein Freund der heiligen Musik und verfertigte schöne Musikstücke. 
Den größten Eindruck auf Geistliche und Gläubige machte sein heiliger Wandel. Er hielt sich immer für einen armseligen Sünder, wusch daher alle Tage mehreren Armen die Füße, ließ sie an seinem eigenen Tische essen und bediente sie eigenhändig.

Wenn man ihn sah, glaubte man einen Engel zu sehen. Doch die kleinen Kreuzlein, die er als kleines Kind am Leibe trug, sollten zum Kreuze werden. Daher ließ es auch Gott zu, dass er selbst bei dem Kaiser schwer verleumdet wurde, Bruno jedoch schwieg und duldete und suchte im Gebete Trost. Innig verehrte er die beiden heiligen Apostel Petrus und Paulus; alle Jahre besuchte er ihre Gräber zu Rom. 
Im Jahre 1048 starb Papst Damasus und ein halbes Jahr blieb der päpstliche Stuhl unbesetzt. Die Kirche Gottes bedurfte zu selbiger Zeit eines frommen, gelehrten und kräftigen Oberhauptes, um die großen Übel zu bekämpfen, welche bereits hingerissen waren. 
Jesus, der Stifter der Kirche, sorgte auch wunderbar dafür. 

Es kamen Gesandte von Rom zu Kaiser Heinrich III. nach Deutschland, damit dieser die Wiederbesetzung des päpstlichen Stuhles bewirke. Dieser versammelte in der Stadt Worms die deutschen Bischöfe und fragte sie in Gegenwart der Gesandten, welchen sie für den Würdigsten zur Regierung der Kirche hielten. 
Einmütig nannten die Bischöfe Bruno, Bischof von Toul. 

Bruno erschrak gewaltig; er weigerte sich aus allen Kräften, diese Würde anzunehmen, erbat sich drei Tage Bedenkzeit und legte hierauf unter einem Strom von Tränen in Gegenwart der Bischöfe und des Kaisers ein öffentliches Bekenntnis seiner Sünden ab, damit sie sähen, welch ein Mensch er sei und wie sie nur den Unwürdigsten erwählt hätten. 

Aber all sein Sträuben half nichts. Seine Demut und Gewissenhaftigkeit gefiel allen und Kaiser Heinrich bestätigte freudig die Wahl. Endlich willigte Bruno ein, stellte aber die Bedingung, dass auch die Geistlichkeit und das Volk zu Rom ihre Zustimmung geben müssten.—

Nach den Osterfeiertagen machte sich Bruno auf die Reise. Zu Besancon traf er mit dem berühmten Hildebrand, Prior des Klosters Clugny, zusammen. Dieser war ein sehr gelehrter, kluger und dabei fester, mutiger Mann, den Gott bestimmt hatte, um das große Werk der Wiederherstellung der Kirchenzucht als nachmaliger Papst Gregor VII. zu vollenden.

Leo fand sich mit diesem Manne geistesverwandt und bat ihn, mit nach Rom zu ziehen. Beide zogen nun, in einfache Pilgerkleider gehüllt, in die ewige Stadt. Zu Fuß hielt Leo seinen Einzug; mit lautem Jubel nahm man ihn auf und Volk und Geistlichkeit bestätigten feine Wahl. Bei seiner Weihe nahm er den Namen Leo an, indem er sich den großen heiligen Papst Leo zu seinem Vorbilde erwählte.

Als Papst fing er alsbald an, mit unerschrockenem Eifer und unerbittlicher Strenge dem Laster der Simonie, das heißt, dem Kauf 
und Verkauf geistlicher Güter und Ämter Schranken zu setzen und die blutschänderischen Ehen der Adeligen zu trennen. 

Dann eilte er nach Deutschland, um auch in diesem Lande das Laster der Simonie auszurotten. Er versöhnte hierauf den König Andreas von Ungarn mit dem Kaiser Heinrich und begleitete diesen nach Regensburg. Hier erfuhr er, dass das Grab des heiligen Bischofs Wolfgang beständig von zahlreichen Gläubigen umgeben sei, welche diesen Heiligen kindlich verehrten, und dass bei seinem Grabe viele Wunder geschähen. 
58 Jahre lag der Leib dieses heiligen Bischofs schon im Grabe, aber noch hatte ihm kein Papst die Ehre der Heiligsprechung erwiesen. Kaiser Heinrich und der damalige Bischof Gebhard von Regensburg drangen mit Bitten und Flehen in den Papst Leo, er möchte die feierliche Heiligsprechung vornehmen. 

Leo stellte nun die genaueste Prüfung über den Lebenswandel des heiligen Bischofs Wolfgang an und erhob dann in Gegenwart vieler Bischöfe und weltlicher Fürsten die heil. Gebeine desselben aus ihrem bisherigen Grabe, versetzte den heiligen Diener Gottes feierlich in die Zahl der Heiligen und setzte dann die heil. Reliquien in einer Gruft der schönen Emmeranskirche in ein neues Grab hinter dem Altare, welche er selbst eingeweiht hatte. Dies geschah am 7. Oktober 1053. 
Ebenso versetzte er auch den heiligen Bischof Erhard in die Zahl der Heiligen. Auf seinen Reisen, die er durch Deutschland hielt, verkündete er auch den Gottesfrieden, indem er diejenigen, welche widerrechtlich Gewalt brauchten und den Landesfrieden brachen, neuerdings mit dem Kirchenbanne bedrohte.

Als er wieder in Rom ankam, wurde sein Herz mit großem Leid erfüllt über die Irrlehre des Berengar von Tours. Dieser war Priester und Professor, aber stolz und aufgeblasen, und suchte sich durch sonderbare Meinungen und Lehrsätze auszuzeichnen. So geschah es, dass ihn Gott in eine schändliche Ketzerei fallen ließ. 
Er leugnete nämlich die Gegenwart Christi im heiligsten Altarssakrament.* 

Papst Leo versammelte die Bischöfe zu einem Konzil und verdammte feierlich zweimal diese verderbliche Irrlehre. Berengar bekehrte sich 8 Jahre vor seinem Tode, widerrief seine Irrlehre, tat Buße und starb reumütig. — 
* (Anmerk.: über die Leugnung der Transsubstantiation durch Berengar hier fünf Predigten).

Kaum hatte Leo, der besorgte Vater der Christenheit, dieses Leid überstanden, als ein noch größeres ihn traf. Der hochmütige und noch dazu unwissende Patriarch Michael von Konstantinopel wollte dem päpstlichen Stuhle nicht mehr unterworfen, er wollte selbst wie ein Papst im griechischen Reiche sein. Leo suchte durch Güte und Sanftmut den Übermütigen zurückzuweisen und sendete sogar Gesandte an ihn ab.

Michael weigerte sich jedoch hochmütig nur mit diesen Gesandten zu reden, und als diese im Namen Gottes den Bann über ihn aussprachen, suchte er sie sogar zu ermorden. Da sich dieser boshafte Mann später auch gegen den Kaiser des griechischen Reiches erhob und sich sogar kaiserliche Ehren anmaßte, ließ ihn dieser in ein Kloster sperren, wo er vor Wut und Gram starb. 

Aber zum größten Schmerze des Papstes war durch diesen Menschen das Band der Einigkeit zerrissen. Die griechische Kirche trennte sich von der römisch-katholischen und ist leider bis zur Stunde getrennt. Das war ein großes Leid für den heiligen Papst, der so gerne gewünscht hätte, dass ein Hirt und ein Schafstall wäre; allein nicht lange und ein neues Kreuz wurde ihm aufgelegt.

Die Normannen, tapfere aber rachsüchtige Männer, brachen mit Feuer und Schwert in Unteritalien ein und drückten das Volk auf schreckliche Weise. Man rief den heiligen Papst zu Hilfe und dieser stellte sich selbst an die Spitze eines Kriegsheeres. Leider wurde er in einer Schlacht, der er von Ferne zugesehen, besiegt und selbst gefangen genommen. Die Feinde behandelten ihn aber mit aller Ehrfurcht und küssten selbst seine Füße, obwohl er mit dem Kirchenbann belegt hatte. 
Ein Jahr lang schmachtete er in der Gefangenschaft, wo er das strengste Bußleben führte. Ein härenes Bußkleid kam nicht von feinem Leibe; sein Bett war der Boden seines Zimmers, sein Kopfkissen war ein Stein und von dem wenigen, was er besaß, unterstützte er die Armen. Nach dem Willen und Vorbilde Jesu, seines Herrn und Meisters, verzieh er von Herzen seinen Feinden, den Normannen, und löste sie vom Kirchenbanne. Die rastlosen Arbeiten, seine beschwerlichen Reisen und seine letzte Gefangenschaft hatten endlich die Kraft des Heiligen gebrochen; er wurde krank und begehrte von Benevent, wo man ihn gefangen hielt, nach Rom zurückzukehren. 

So zog der kranke Vater der Christenheit unter dem Jubel des Volkes wieder in die Stadt, welche so oft Zeuge seines heiligen Lebens gewesen war. 
In Rom angelangt, fühlte er die Nähe seines Todes; da nahm er seine letzten Kräfte zusammen und ließ sich in die Kirche des Vatikan tragen, wo er sein Grab betrachtete und folgende schöne Worte sprach: „Sei mir gesegnet, du meine Grabstätte! nimm mich mit Freude auf und werde mir am Tage der Vergeltung ein Brautgemach der Auferstehung, das mich meinem Bräutigame* zuführt! Denn ich glaube, dass mein Erlöser lebt, dass ich am jüngsten Tage von der Erde auferstehen und in meinem Fleische Gott meinen Heiland sehen werde." (* damit ist der Heiland gemeint.)
Am anderen Tage empfing er die heilige Ölung und verharrte dann eine Stunde lang am Altare des heiligen Petrus.
Zurückgekehrt auf sein Sterbebett, empfing er nochmals mit innigstem Verlangen das hochheilige Sakrament und brachte dann während der heiligen Messe sein Leben Gott zum Opfer dar am 19. April 1054. — 

Er war einer der größten Päpste, die je auf St. Peters Stuhl gesessen. Gott verherrlichte sein Grab durch viele und große Wunder; kurz nach seinem Tode wurde er in die Zahl der Heiligen aufgenommen. 

alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858





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