Samstag, 30. November 2013

Kreuzestrost - zum Fest des hl. Apostel Andreas

passende sehr schöne Heiligenlegende vom selben Autor wie das unten Folgende: hier.


Früher wussten die meisten Katholiken noch, dass wenn man nichts zu leiden hat, es ein schlechtes Zeichen ist, nämlich, dass man bei Gott wohlmöglich in Ungnaden ist. Leiden galten immer als Zeichen der Auserwählung und als Mittel, womit man dem Heiland gleichförmig werden kann, was wird im Folgenden sehr schön erklärt wird.
Ein weiterer Aspekt beim Leiden war, dass alle Heiligen wussten, dass man erst im Leiden Gott seine Liebe beweisen kann. Wenn es einem immer nur gut geht, ist es nicht schwer zu sagen: "Gott, ich liebe Dich!" Schickt Gott aber Leiden, so kann man erkennen, ob man Gott um Seinetwillen oder aus Eigenliebe liebt.

Kreuzestrost
Es mag dir vielleicht, lieber Leser, sonderbar vorkommen, dass der heilige Apostel Andreas gar so innig und feurig nach dem Kreuze verlangt und es so heiß umfangen hat, als sein Wunsch erfüllt und er daran gebunden wurde. 
Er erfreut sich an den furchtbaren Leiden des Kreuzes, es macht ihm Schmerz zu hören, dass man ihn davon befreien will, gleich als sei in Leiden, in Peinen und Qualen des Kreuzes die größte Ewigkeit, die reichste Wonne, der höchste Trost! 


Kreuzigung 
des hl. Apostels Andreas
Mattia Preti
Ist denn nicht dieser heilige Apostel auch ein Mensch, fühlt er nicht auch den Schmerz? Allerdings, auch seine Natur fühlt den Schmerz, auch sein Leib erschaudert vor dem Kreuze, aber seine Seele hat das Wort Jesu erfasst und in seiner ganzen Tiefe kennen gelernt: „Wer mir nachkommen will, der nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge mir nach." 
Er kennt das Geheimnis des Kreuzes, welches für den, der es versteht, die größte Süßigkeit, den größten Trost enthält.
Die meisten Menschen fliehen nur deshalb das Kreuz, haben Scheue, Furcht und Schrecken vor dem Kreuze, d. h. vor Leiden, Trübsalen und Schmerzen, weil sie den reichen Schatz nicht kennen, der darin verborgen liegt, weil sie nicht wissen, welcher Trost im Kreuze ist, und zu welch herrlicher Belohnung es führt. 
Das Kreuz, d.h. Leiden und Trübsal, ist ein Zeichen der Auserwählung; das Kreuz ist die Leiter zum Himmel, ist der Weg zur Vereinigung mit Gott. 

Werde ich selig werden oder verdammt? Diese Frage möchte jedermann, dem es um die Rettung seiner Seele ernst ist, beantwortet wissen. Aber auf diese Frage gibt es keine sichere Antwort. „Niemand weiß", spricht der heilige Geist, "ob er des Hasses oder der Liebe wert ist." 
Doch so viel kann nach der Lehre der heiligen Väter auf diese Frage geantwortet werden, dass derjenige Christ, welcher mit Christus sich kreuzigt und kreuzigen lässt, zu den Auserwählten gehöre. 
Leiden, Trübsale, Tränen und Seufzer, sagt ein frommer Geisteslehrer, bezeichnen die Auserwählten.  Ja der heilige Augustinus sagt das große Wort: „Wer nicht leidet, ist kein Kind Gottes."
Kein Auserwählter ist je von Leiden freigesprochen worden ; alle haben Christo dem Herrn das Kreuz nachtragen müssen, sind mit ihm ans Kreuz geschlagen worden, selbst seine reinste, unschuldigste Mutter Maria nicht ausgenommen. 

Das Kreuz, die Leiden und Trübsale reißen das Herz des Menschen los von dieser Erde und ziehen es zum Himmel, zu Gott empor; sie läutern und reinigen die Seele und machen sie immer tauglicher zur Vereinigung mit dem höchsten Gute; sie machen den Menschen Christo dem Herrn ähnlich und führen ihn ein in die Wonnen seines göttlichen Herzens, das um unseretwillen so unendliche Leiden geduldet. 
Nur durch's Kreuz wird die Liebe vollkommen, und die vollkommene Liebe ist das Paradies, ist der Himmel auf Erden. Darum haben denn auch die Heiligen so sehr nach Kreuz und Leiden verlangt, haben darin ihren Trost, ihre Freude und Wonne gesucht. 
Seitdem der Herr Jesus am Kreuze verblutete, seitdem ist das Kreuz, sind Leiden und Trübsale ein Mittel geworden, die nach dem Himmel schmachtende Seele des Christen auf Erden zu trösten. O wenn doch, wie der heilige Andreas, alle Gläubigen den großen Schatz, den großen Trost kennen würden, der im Kreuze verborgen ist! 

O Seele! wenn Trübsale, Leiden, was immer für einer Art, über dich kommen, nimm sie gerne an, sie kommen von Gott und führen zu Gott; sie sind ein Zeichen, dass Gott dich liebt; sie sind ein Gnadengeschenk, womit du deine Seele retten, womit du zum Himmel emporsteigen kannst. 

Merke dir, wenn dir alles nach Wunsch geht, wenn du gar nichts zu leiden hast, wenn man dich überall lobt und ehrt, o dann fürchte dich, dann zittere, denn du befindest dich nicht auf dem Weg, den Christus, den alle Heiligen gegangen sind — dem Kreuzesweg! 
Bist du aber gezwungen, diesen Weg zu gehen, indem dich der liebe Gott mit Leiden heimsucht, oder gehst du ihn freiwillig, indem du dich selbst abtötest, dich züchtigst, dein Fleisch kreuzigst, dann sei getrost — dieser Weg führt dich zu Gott, zur ewigen Vereinigung mit ihm!
Gebet. O heiliger Andreas, der du das Kreuz so lieb hattest, bitte für mich, dass auch ich den kostbaren Schatz des Kreuzes, der Leiden und Trübsale recht kennen lerne, und hilf mir, dass ich gerne und mit Freuden jedes Kreuz annehme und trage, das mir die Hand Gottes schickt, damit ich so Christo dem Herrn ähnlich und seiner Seligkeit teilhaftig werde. Amen.
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858


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