Freitag, 1. November 2013

Vom Tode der Gerechten

"(...) Der hl. Augustinus sagt, dass, wer Gott liebt, Ihn bald zu sehen wünsche, weshalb er leidet, länger zu leben, und zu sterben sich freut. 
Auch die hl. Theresia sagte, dass für sie das Leben ein Tod sei, weshalb sie auch jenen schönen Gesang verfertigte, der mit den Worten anfängt: Ich sterbe, weil ich nicht sterbe. 
Der großen Dienerin Gottes, Sancita Carriglio, einem Beichtkind des Paters Avila, ward eines Tages offenbart, dass sie in einem Jahre sterben werde, worauf dieselbe antwortete: Ach noch ein ganzes Jahr soll ich fern von Gott zubringen, o beweinenswertes Jahr, du scheinst mir länger als ein Jahrhundert! So sprechen Seelen, die Gott von ganzem Herzen lieben, denn es ist ein Zeichen von geringer Liebe, wenn man gar keine Begierde danach hat, bald der Anschauung Gottes teilhaftig zu werden.

Aber, wird vielleicht jemand sagen, ich wünsche freilich zu Gott zu kommen; aber ich fürchte den Tod, weil ich den Kampf fürchte, den ich alsdann mit der Hölle zu bestehen habe; denn ach, wenn die Heiligen in der Todesstunde gezittert haben, wie viel mehr muss ich alsdann fürchten. 
Hierauf antworte ich; es ist wahr, dass die Hölle nicht müde wird, selbst die Heiligen in der Todesstunde zu bestürmen, aber es ist ebenfalls wahr, dass auch Gott in solchen Augenblicken seinen Dienern beisteht, und dass Sein Beistand umso kräftiger ist, je größer die Gefahr für die Seinigen wird, wie dies der heil. Ambrosius lehrt (ad Jos. C.5.) 

Der Diener des Elisäus erzitterte, als er die Stadt ganz von Feinden umzingelt sah, aber der Heilige sprach ihm Mut zu, indem er ihm die große Menge von Engeln zeigte, welche Gott zu ihrer Verteidigung gesendet hatte, worauf er zu ihm sprach: Fürchte dich nicht, denn mehr sind mit uns, als mit ihnen. 4. Kön. 6,16. 
Freilich wird die Hölle alle ihre Kräfte gegen den Sterbenden aufbieten, aber der Schutzengel desselben wird ihm Mut einsprechen, ja alle seine heiligen Fürsprecher werden sich versammeln, es wird der hl. Michael erscheinen, welchen Gott bestimmt hat, um Seinen treuen Dienern in diesem Kampfe mit der Hölle beizustehen; auch Maria, die Mutter Gottes, wird ihren Verehrern alsdann helfen, und Jesus Christus selbst wird erscheinen, um Sein Schäflein, für welches Er am Kreuze gestorben ist, gegen die höllische Angriffe zu beschützen. Er wird demselben Kraft und Vertrauen zum Widerstande einflößen  so dass der Sterbende voll Hoffnung ausrufen wird: Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen sollt ich fürchten. Ps. 26,1 (...)"

alles aus: hl. Kirchenlehrer Alphons Maria von Liguori, Predigten auf alle Sonntage des Jahres, elfte Predigt
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...