Freitag, 1. Februar 2013

Über die Katholizität der Kirche

Die katho­li­sche Kir­che hat vier Wesens­merk­male. Sie ist einig, sie ist hei­lig, sie ist katho­lisch und apos­to­lisch. An den ver­gan­ge­nen Sonn­ta­gen haben wir die bei­den ers­ten Wesens­merk­male betrach­tet, die Ein­heit und die Hei­lig­keit. Wir wen­den und heute der Katho­li­zi­tät zu.

Was heißt es, wenn wir sagen, unsere Kir­che ist katho­lisch? Das Wort katho­lisch kommt aus dem Grie­chi­schen und ist zusam­men­ge­setzt aus den bei­den Wor­ten kat holon. Das bedeu­tet soviel wie all­ge­mein, uni­ver­sell, ins­ge­samt. Mit dem Wort katho­lisch soll also die Uni­ver­sa­li­tät der Kir­che aus­ge­drückt wer­den. 


Vor eini­ger Zeit fragte mich ein Herr: „Seit wann gibt es das Wort katho­lisch?“ Das Wort katho­lisch gibt es seit dem 1. Jahr­hun­dert. Es wird zum ers­ten­ Mal gebraucht von dem Bischof von Antio­chien namens Igna­tius. 
Er ver­wen­det für uns nach­weis­bar als ers­ter das Wort katho­lisch. Wo Jesus Chris­tus ist, sagt er, da ist die katho­li­sche Kir­che. Seit­dem ist die­ser Wort ein Begriff, um die Uni­ver­sa­li­tät unse­rer Kir­che zu bezeich­nen. Wir unter­schei­den eine äußere und eine innere Katho­li­zi­tät. Die äußere Katho­li­zi­tät ist eine sol­che des Rau­mes und der Zeit, die innere Katho­li­zi­tät ist eine sol­che der Wahr­heit und der Heils­gü­ter.

Ers­tens also die äußere Katho­li­zi­tät. Sie ist eine sol­che des Rau­mes. Das will besa­gen, die Kir­che ist nicht ein­ge­schränkt auf ein bestimm­tes Gebiet, sie ist nicht par­ti­ku­la­ris­tisch ver­engt. 

Es kann und darf keine Natio­nal­kir­che geben, son­dern die Kir­che über­schrei­tet jedes Volk und jede Nation. Sie ist jeder Kul­tur und jedem poli­ti­schen Sys­tem ange­paßt. Die Kir­che ist uni­ver­sell. 

Das Wort katho­lisch im Sinne der räum­li­chen Katho­li­zi­tät besagt nicht zuerst, daß die Kir­che auch über­all anwe­send sein muß. Die Kir­che war schon katho­lisch, als sich ihre Anhän­ger nur in dem Ober­ge­mach in Jeru­sa­lem ver­sam­meln konn­ten. Auch damals besaß sie schon die Eigen­schaft der Katho­li­zi­tät. 

Dar­aus ersieht man, daß die räum­li­che Katho­li­zi­tät noch etwas ande­res bedeu­tet als auf allen Erd­tei­len, in jedem Lande gegen­wär­tig. Die äußere Katho­li­zi­tät bedeu­tet näm­lich zunächst ein­mal: Für alle Völ­ker bestimmt, zu allen Völ­kern gesandt, für jedes Volk geeig­net. 

Die katho­li­sche Kir­che ist, weil sie von Gott, dem All­herr­scher, kommt, für alle Men­schen bestimmt. Alle sol­len sich in ihr ver­sam­meln. Nur so kann sie ihrem gött­li­chen Auf­trag, ihrer gött­li­chen Potenz, ihrer gött­li­chen Expan­si­ons­kraft gerecht wer­den. Sie ist also nicht des­we­gen katho­lisch, weil sie (schon) über­all ver­tre­ten ist oder weil sie mehr Anhän­ger besitzt als andere. 

Die Zahl ist nicht ent­schei­dend. Auch der Bol­sche­wis­mus hat viele Anhän­ger zumin­dest beses­sen, und auch der Moham­me­da­nis­mus besitzt Hun­derte von Mil­lio­nen von Anhän­gern. Daran liegt es nicht. 
Wenn sich die Kir­che nur durch die Zahl der Anhän­ger aus­zeich­nete, wäre sie nur grad­weise von den ande­ren Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten unter­schie­den. Sie ist aber qua­li­ta­tiv unter­schie­den; sie stammt von oben, die ande­ren Reli­gio­nen stam­men von unten. 

Sie ist eine gött­li­che Stif­tung, die ande­ren sind von Men­schen erfun­den. Also nicht die Zahl, nicht die hohe Zahl macht die räum­li­che Katho­li­zi­tät der Kir­che aus, son­dern ihre Bestim­mung, ihre Zuord­nung zu allen Völ­kern und Natio­nen. 
Sie nimmt kei­nem Volk etwas, son­dern sie führt ein jedes Volk zur Erfül­lung sei­nes eige­nen Wesens. Sie braucht die Men­schen nicht zu ver­an­las­sen, ihre Indi­vi­dua­li­tät oder ihre Volks­zu­ge­hö­rig­keit auf­zu­ge­ben. 
Nein, jeder, jedes Indi­vi­duum und jedes Volk gewinnt durch die Zuge­hö­rig­keit zur katho­li­schen Kir­che das wahre Selbst, weil näm­lich ein jeder und ein jedes Volk befreit wer­den von den Mäch­ten der Selbst­sucht und des Hoch­muts und der Trieb­haf­tig­keit.
weiter in der Predigt Die Katho­li­zi­tät der Kir­che

Wesensmerkmale der Kirche

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