Was heißt es, wenn wir sagen, unsere Kirche ist katholisch? Das Wort katholisch kommt aus dem Griechischen und ist zusammengesetzt aus den beiden Worten kat holon. Das bedeutet soviel wie allgemein, universell, insgesamt. Mit dem Wort katholisch soll also die Universalität der Kirche ausgedrückt werden.
Vor einiger Zeit fragte mich ein Herr: „Seit wann gibt es das Wort katholisch?“ Das Wort katholisch gibt es seit dem 1. Jahrhundert. Es wird zum ersten Mal gebraucht von dem Bischof von Antiochien namens Ignatius.
Er verwendet für uns nachweisbar als erster das Wort katholisch. Wo Jesus Christus ist, sagt er, da ist die katholische Kirche. Seitdem ist dieser Wort ein Begriff, um die Universalität unserer Kirche zu bezeichnen. Wir unterscheiden eine äußere und eine innere Katholizität. Die äußere Katholizität ist eine solche des Raumes und der Zeit, die innere Katholizität ist eine solche der Wahrheit und der Heilsgüter.
Erstens also die äußere Katholizität. Sie ist eine solche des Raumes. Das will besagen, die Kirche ist nicht eingeschränkt auf ein bestimmtes Gebiet, sie ist nicht partikularistisch verengt.
Erstens also die äußere Katholizität. Sie ist eine solche des Raumes. Das will besagen, die Kirche ist nicht eingeschränkt auf ein bestimmtes Gebiet, sie ist nicht partikularistisch verengt.
Es kann und darf keine Nationalkirche geben, sondern die Kirche überschreitet jedes Volk und jede Nation. Sie ist jeder Kultur und jedem politischen System angepaßt. Die Kirche ist universell.
Das Wort katholisch im Sinne der räumlichen Katholizität besagt nicht zuerst, daß die Kirche auch überall anwesend sein muß. Die Kirche war schon katholisch, als sich ihre Anhänger nur in dem Obergemach in Jerusalem versammeln konnten. Auch damals besaß sie schon die Eigenschaft der Katholizität.
Daraus ersieht man, daß die räumliche Katholizität noch etwas anderes bedeutet als auf allen Erdteilen, in jedem Lande gegenwärtig. Die äußere Katholizität bedeutet nämlich zunächst einmal: Für alle Völker bestimmt, zu allen Völkern gesandt, für jedes Volk geeignet.
Die katholische Kirche ist, weil sie von Gott, dem Allherrscher, kommt, für alle Menschen bestimmt. Alle sollen sich in ihr versammeln. Nur so kann sie ihrem göttlichen Auftrag, ihrer göttlichen Potenz, ihrer göttlichen Expansionskraft gerecht werden. Sie ist also nicht deswegen katholisch, weil sie (schon) überall vertreten ist oder weil sie mehr Anhänger besitzt als andere.
Die Zahl ist nicht entscheidend. Auch der Bolschewismus hat viele Anhänger zumindest besessen, und auch der Mohammedanismus besitzt Hunderte von Millionen von Anhängern. Daran liegt es nicht.
Wenn sich die Kirche nur durch die Zahl der Anhänger auszeichnete, wäre sie nur gradweise von den anderen Religionsgemeinschaften unterschieden. Sie ist aber qualitativ unterschieden; sie stammt von oben, die anderen Religionen stammen von unten.
Sie ist eine göttliche Stiftung, die anderen sind von Menschen erfunden. Also nicht die Zahl, nicht die hohe Zahl macht die räumliche Katholizität der Kirche aus, sondern ihre Bestimmung, ihre Zuordnung zu allen Völkern und Nationen.
Sie nimmt keinem Volk etwas, sondern sie führt ein jedes Volk zur Erfüllung seines eigenen Wesens. Sie braucht die Menschen nicht zu veranlassen, ihre Individualität oder ihre Volkszugehörigkeit aufzugeben.
Nein, jeder, jedes Individuum und jedes Volk gewinnt durch die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche das wahre Selbst, weil nämlich ein jeder und ein jedes Volk befreit werden von den Mächten der Selbstsucht und des Hochmuts und der Triebhaftigkeit.
weiter in der Predigt Die Katholizität der Kirche
weiter in der Predigt Die Katholizität der Kirche
Wesensmerkmale der Kirche
- 23.07.1995: Der Begriff der Einheit
- 30.07.1995: Über Einigkeit und Einheitlichkeit
- 06.08.1995: Das Gemeinschaftsprinzip in der Kirche
- 13.08.1995: Die Heiligkeit der Kirche
- 20.08.1995: Die Katholizität der Kirche
- 27.08.1995: Die Apostolizität der Kirche
- 03.09.1995: Die Kirche ist römisch-katholisch
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