Montag, 2. Dezember 2013

Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um - Fest der hl. Bibiana, Jungfrau und Märtyrerin

Heiligenlegende der hl. Bibiana hier
passende Brevierlesung hier


Die heilige Bibiana stand in der höchsten Gefahr, in Sünde zu fallen; jedoch, da sie die Gefahr nicht selbst aufsuchte, sondern mit Gewalt derselben ausgesetzt wurde, bewahrte sie Gott auch vor jeder Befleckung.
Dies ist ein großer Trost für jene, welche oft wider ihren Willen in eine Versuchung geraten, und derselben nicht entfliehen können; z. B. für Dienstboten, die in einem gefährlichen Dienst stehen und denselben nicht gleich verlassen können. — Der liebe Gott wird ihnen gewiss beistehen und sie stärken im Kampfe, wenn sie nachdem Beispiele der heiligen Bibiana wachen, beten und gegen jede böse Zumutung ihren Abscheu zu erkennen geben.

Doch wie wird es wohl jenen ergehen, welche, von Vorwitz, böser Lust oder eitlem Selbstvertrauen getrieben, sich leichtsinnig und freiwillig der Gefahr zu sündigen aussetzen oder darin mit freiem Willen verharren, obwohl sie fliehen könnten? 
Wird Gott auch diesen seinen Schutz gewähren? Gewiss nicht. Nur den Demütigen, denen, die sich fürchten, die sich selbst nicht trauen, gibt Gott seine Gnade, sagt der Apostel, den Stolzen aber widersteht er, diesen entzieht er seine Gnade, diese lässt er fallen. 

Sich freiwillig einer Gefahr zur Sünde aussetzen oder darin bleiben, ist schon Sünde, und führt zur Sünde. Der heilige Geist ermahnt uns: „Fliehe vor der Sünde, wie vor einer Schlange."
(Eccl. 21.) Man fürchtet aber nicht bloß den Biss der Schlange, sondern auch jede Annäherung, jede Berührung derselben. Ebenso muss man nicht nur die Sünde selbst, sondern auch die Gelegenheit hierzu, also: ein böses Haus, eine Unterhaltung, eine Person fliehen, welche unserer Seele gefährlich sind. 

Wenn dem Propheten Isaias Gott der Herr befiehlt: „Predige: alles Fleisch ist Heu," so heißt das so viel, als, der Mensch ist gleich dem Heu leicht entzündbar, und wie es unmöglich ist, dass das Heu nicht brennt, wenn man es zu einer brennenden Fackel hinhält, so ist es auch nicht möglich, dass der schwache Mensch in der Gefahr nicht in die Sünde fällt. — Wie es ein Wunder wäre, dass der Mensch auf glühenden Kohlen sich die Füße nicht verbrennt, so ist es, sagt der heilige Bernard, noch ein größeres Wunder, sich der Gefahr zur Sünde auszusetzen und doch keusch zu bleiben. 

Gar viele verlassen sich auf ihre eigene Kraft, und wenn sie gemahnt und gewarnt werden, geben sie zur Antwort: Ich nehme mich schon in acht, ich weiß schon, was ich zu tun habe; ich lasse mich in keine Sünde ein; jedoch denken sie nicht daran, das der Mensch von Feinden umringt ist, dass er in sich selbst die bösen Neigungen hat, und dass der Mensch ohne Gottes Beistand sich nicht vor dem Falle bewahren kann, dass denen aber Gott nicht beisteht, welche auf ihre eigene Kraft pochen.
Stärker als der heilige Petrus wirst du doch nicht sein wollen, und siehe, er fiel in die Sünde, weil er sich der Gefahr aussetzte! - Der heilige Alphons sagt, dass derjenige schwerlich selig werden kann, welcher es wagt, sich freiwillig der Gefahr zur Sünde auszusetzen.

Merke dir das, lieber Leser, und meide jede Gelegenheit zur Sünde; meide jene Personen, jene Häuser, jene Unterhaltungen, jene Spiele, jene Wege, wo du weißt und voraussehen kannst, dass dir Gefahr droht, dass du in eine Sünde fallen kannst, und bete vom Herzensgrunde alle Tage jene Bitte im heiligen Vater unser: Führe uns nicht in Versuchung! — 
O wie viele junge Menschen würden das Kleid der Unschuld nie befleckt, nie verloren haben, wenn sie sich nicht mutwillig der Gefahr der Sünde ausgesetzt hätten, denn „wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um"!
Vorsatz und Gebet. Mein Gott und Herr! ich weiß, dass ich schwach bin, darum nehme ich mir fest vor, jede Gelegenheit, jede Gefahr zur Sünde zu fliehen aus Liebe zu Dir, o Herr!  Verleihe mir nur die Gnade, dass ich meinen Vorsatz halte; und wenn mir unvermutet Gefahr droht, dann rette auch mich, wie Du Deine heilige Dienerin Bibiana mitten aus der Gefahr errettet hast. Amen.
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

Siehe auch:
Von der so wichtigen Flucht der "bösen Gelegenheit"

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