Donnerstag, 10. Dezember 2015

Wie sprach der Gottmensch Jesus Christus?

Sehr interessant finde ich folgende Ausführungen:
(…) individueller wird das Bild Jesu für uns, wenn wir eine sprachliche Eigenart der Galiläer auch dem Sohne Nazareths* zuschreiben. Wir müssen das wohl im Hinblick auf das Zeugnis der Evangelien. 
Die ostaramäische Volkssprache, in der Jesus redete, schied sich in die einzelnen Mundarten: das Judäische (in Jerusalem gesprochen) stand der schon toten, heiligen Sprache, dem Alt-Hebräischen, das Jesus gleichfalls kannte, am nächsten, das Galiläische – der Mutterdialekt des Herrn – schloss sich an das Westaramäische oder Syrische an. 
Man kannte sich gegenseitig sehr scharf an den kleinen mundartlichen Unterschiedlichkeiten.  
Die Galiläer wurden besonders daran erkannt, dass sie die Gutturallaute in der Aussprache nicht unterschieden. Die Judäer hänselten die Galiläer, sie könnten den Esel nicht von der Wolle unterscheiden. (Die Wolle – Amar; der Esel – Ámar.) 
Hiernach ist die Bemerkung zu verstehen, mit der (in Mark. 14,67-71) die Türhütern des Hohenpriesters zu Petrus beim Hoffeuer spricht: „Auch du warst bei Jesus, dem Nazarener!“ - „Dieser ist einer von ihnen!“ und mit der die Umstehenden den Leugner überführten: „Wahrlich, du bist einer von ihnen, denn du bist auch ein Galiläer!“ 
Was ich daraus folgere, ist der Schluss: auch Jesu hatte die galiläische Eigentümlichkeit im Aussprechen der Kehllaute. Das ist das Zeugnis der Evangelien.

Alles aus: Die leibliche Gestalt Jesu Christi, nach der schriftlichen und monumentalen Urtradition, Ein Versuch von Gustav Adolf Müller, Graz und Wien 1909, Verlagsbuchhandlung Styria, Imprimatur 1908, S. 28


*Nazareth liegt in Galiläa


Siehe auch:„War Jesus Jude?" - „Nein". Ein Benediktinerabt erklärt den dogmatischen Sachverhalt.





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