Du bist ein Katholik, und somit ein Mitbruder, ein Mitgenosse jener Schar von Heiligen, welche die katholische Kirche, diese heilige, liebende Mutter, in ihrem Schoße durch die heilige Taufe wiedergeboren und durch ihre Sakramente geheiligt hat. In der heiligen, katholischen Kirche sind die Heiligen geboren, deren Leben du gelesen und betrachtet hast. —
Nur die katholische Kirche hat Heilige, nur sie hat von Christus die Kraft und die Macht, aus ihren Kindern Heilige zu bilden. Keine andere Religion, als allein die katholische, hat Heilige. Von dem Tage an, wo die Irrgläubigen sich von der katholischen Kirche getrennt, haben sie die Gnade verloren, Heilige zu bilden und zu besitzen.
Du bist in der Kirche geboren und erzogen, die heilig ist, heilig in ihrem Stifter Jesus Christus, heilig in ihren Sakramenten, heilig in den Auserwählten, die sie in den Himmel gesendet, und in dieser Kirche kannst auch du ein Heiliger werden. Und heilig mußt du werden, willst du eingehen in das Himmelreich. Unheiliges, Unreines kommt nicht in den Himmel.
Gut wird es sein, wenn du irgend einen Heiligen, dessen Stand und Alter zu dem deinen passt und dessen schönes Beispiel auf dich den größten Eindruck macht, zu deinem Vorbilde und besondern Patron auswählst und dich bemühst, ihm nach Kräften nachzufolgen. —
Du kannst heilig werden, wenn du nur willst, sagt der heilige Thomas von Aquin.
Es gilt für dich das gleiche Wort, welches der heilige Augustinus ausgesprochen, als er das Leben des heiligen Antonius erzählen hörte und vernommen hatte, dass, von dem schönen Beispiele dieses Heiligen gerührt, zwei kaiserliche Beamte ihre angelobten Bräute verließen und dem Dienste Gottes sich weihten: „Können es diese, warum nicht auch ich?" Haben die Heiligen heilig werden können, warum nicht auch du und ich?
Sie waren Menschen wie wir, sie hatten mit ihren Neigungen, mit der Welt, mit den Versuchungen des Satans zu kämpfen wie wir, sie mussten leiden wie wir, arbeiten wie wir, kurz sie waren, ob auf dem Throne, ob im Bettlergewande, ob reich oder arm, schwache Menschen wie wir, aber mit der Gnade Gottes, die ihnen immer zur Seite war, kämpften sie einen guten Kampf, siegten und errangen die Krone.
Und diese unvergleichliche, unvergängliche Krone ist auch dir von Gott bestimmt. Sollst du sie nicht auch erlangen können? Es ist nicht so schwer, als du meinst.
Den Weg zum Himmel kennst du. Christus, das Haupt der Heiligen, hat ihn gezeigt und ist ihn vorangegangen, die Heiligen, seine glorwürdige, ohne Makel der Sünde empfangene Mutter an der Spitze, sind ihm nachgefolgt.
Jetzt ist der Weg ausgetreten und geebnet, du darfst nur in die Fußstapfen der Heiligen treten und kannst nicht irre gehen. Die Nachfolge der Heiligen ist die Hauptsache. Hierzu ist diese Legende, welche du durchgelesen, geschrieben.
Was hilft es dir, wenn du in diesem Buche gerne liest, die schönen Beispiele der Heiligen kennen lernst, sie verehrst und um Fürbitte anrufst, wenn du ihnen nicht nachwandelst, ihre Tugenden nicht nachahmst?
"Die vornehmste Ehre eines Märtyrers ist die Nachfolge des Märtyrers," sagt der heil. Chrysostomus. „Weiche nicht ab von dem Beispiele des Wandels der Heiligen, damit du ihrer Fürbitte teilhaftig werdest," ermahnt der heilige Bernhard, denn, "sie müssen etwas von ihren Tugenden in uns sehen, damit sie sich würdigen, bei Gott für uns zu bitten," schreibt der heilige Augustinus.
Und „wenn wir mit den Heiligen eine Gemeinschaft haben wollen im Himmel, so müssen wir an ihre Nachfolge denken," sagt der gleiche Heilige....
So ermutige dich denn, lieber Leser, mit diesem Heiligen und sage zu deiner Seele: Wohlan, können es diese und diese, warum nicht auch ich?
Und „wenn wir mit den Heiligen eine Gemeinschaft haben wollen im Himmel, so müssen wir an ihre Nachfolge denken," sagt der gleiche Heilige....
So ermutige dich denn, lieber Leser, mit diesem Heiligen und sage zu deiner Seele: Wohlan, können es diese und diese, warum nicht auch ich?
Flehe zu Jesus um seinen Beistand, rufe zu Maria um ihre Fürbitte, und fange heute noch an, den Weg zu gehen, den die Heiligen gegangen.
Du kannst zwar in deinem Stande nicht in allen Stücken die Heiligen nachahmen, z.B. in Verlassung der Welt und alles Zeitlichen, in Erduldung der grausamen Peinen usw., du kannst aber ihre schönen Tugenden: ihren Glauben, ihr Vertrauen auf Gott und ihre Liebe zu den Nächsten, ihren Abscheu vor jeder Sünde, ihre Barmherzigkeit, ihre Keuschheit, ihre Sanftmut, ihre Abtötung und Bußfertigkeit, ihre Geduld im Kreuz und Leiden üben und dadurch heilig und selig werden.