Freitag, 3. Mai 2013

Das Fest der Auffindung des heiligen Kreuzes

3. Mai

Heute feiert die heilige katholische Kirche das Andenken an den Tag, an dem das heilige Kreuz, welches der göttliche Heiland auf den Kalvarienberg geschleppt, an das er so schmerzvoll genagelt und an welchem er für aller Menschen Heil und Erlösung von Sünde und ewigem Tod verblutet hat, aufgefunden wurde, nachdem es lange Zeit unter Staub und Schutt begraben lag.

Das Kreuz war nach dem Tode Jesu ein Gegenstand vorzüglicher Verehrung aller Gläubigen. — Da es bei den Juden Sitte war, mit denen, die hingerichtet wurden, auch die Werkzeuge ihrer Hinrichtung zu begraben, so wurde das Kreuz samt den Nägeln in eine Grube nahe bei dem Grabe geworfen. 

Nach der Auferstehung suchten die Juden sorgfältig alle heiligen Reliquien der Verehrung der Christen zu entziehen. Noch mehr aber taten dies die Heiden, welche sogar jedes Andenken an Christus zu vertilgen suchten.
Sie wussten, dass bei Christen ihre Götzen und Götzentempel verabscheuten; darum ließ denn auch der Kaiser Hadrian die Grotte des heiligen Grabes mit Schutt und Erde anfüllen und dann darüber der scheußlichen Venus einen Tempel bauen, wo schändliche Opfer dargebracht wurden, um die Christen zu verhindern, diesen Ort zu besuchen.

So blieben das Kreuz und die übrigen kostbaren Reliquien den Christen verborgen bis zur Zeit des Kaisers Konstantin. Dieser, noch ein Heide, aber im Herzen den Christen schon zugetan, wurde vom Kriegsheere seines Vaters in seinem dreißigsten Jahre zum Kaiser ausgerufen. 

Ihm machte nun Marentius, der in Rom als Kaiser seinen Sitz hatte, die Krone streitig. Eine große Schlacht sollte entscheiden, wer fortan Herrscher des römischen Reiches sehn sollte. Marentius hatte ein ungeheures Kriegsheer; Konstantins Streitmacht war schwach; er sah, dass er ohne außerordentliche Hilfe nicht siegen könne.

Da betete er in größter Not zu dem Gott der Christen, von dessen Allmacht er schon gehört hatte und siehe da, am Himmel zeigt sich ihm und seinem Heere ein glänzendes Kreuz mit der Inschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen." Er ließ nun nach diesem Kreuze eine Fahne machen und dieselbe in der Schlacht vorantragen. Mutig griff er den Feind an und besiegte ihn. Von diesem Augenblicke an (313) war Konstantin ein Anhänger Jesu, des Gekreuzigten und nachdem er auch einen anderen Gegner in einer großen Schlacht besiegt hatte und alleiniger Herr des großen Römerreiches geworden war, beschloss er aus Dankbarkeit gegen Gott auf dem Kalvarienberg eine prachtvolle Kirche zu bauen; allein der Ort, wo das Kreuz des Herrn gestanden, war nicht mehr zu erkennen, noch weniger aber das Kreuz selbst zu finden.

Doch die Mutter des Kaisers,die fromme Helena, obschon 80 Jahre alt, scheute keine Mühe, den Willen ihres Sohnes ins Werk zu setzen. Sie reiste selbst nach Jerusalem und ließ nun den Venustempel niederreißen, in der Hoffnung, das Grab des Heilandes und dabei auch das Kreuz zu finden. 
Nachdem der Schutt hinweggeräumt und die Erde weggeschafft war, fand man wirklich das heilige Grab und in seiner Nähe drei Kreuze von gleicher Gestalt und Größe nebst drei Nägeln und dem Titel von Holz, mit der Inschrift: „Jesus von Nazareth, König der Juden." 
Kreuzauffindung
Jan van Eyck
Nun konnte man aber mit Sicherheit nicht erkennen, welches das wahre Kreuz sei, da der Titel abgerissen bei den Kreuzen lag. In dieser Verlegenheit fragte nun die fromme Kaiserin den heiligen Makarius, Bischof von Jerusalem, um Rat. Nach innigem Gebete ließ Bischof Makarius von Jerusalem die drei Kreuze nacheinander einer schwerkranken Frau auflegen. Die beiden ersten brachten ihr keine Besserung, das dritte jedoch machte sie auf der Stelle gesund.

Von dieser Zeit an erwies man dem heiligen Kreuzholze die tiefste Verehrung und feierte zum Andenken an diese Begebenheit bis jetzt das Fest der Kreuzauffindung. 
Die heilige Helena ließ an derselben Stelle, wo das Kreuz gefunden wurde, eine prachtvolle Kirche bauen. In diese Kirche kam die Hälfte vom heiligen Kreuzholz in Gold und Edelsteine eingefasst. 

Die andere Hälfte gab Helena ihrem Sohne Konstantin, der einen Teil in Konstantinopel behielt und den anderen Teil nach Rom sendete und dort in der hl. Kreuzkirche, welche er erbaute, aufbewahren ließ. Schon frühzeitig, wie der heil. Cyrillus, Bischof von Jerusalem, schreibt, wurden kleine Teile oder Partikel dieses hl. Holzes abgeschnitten und in alle Welt versendet und der Heilige versichert als Augenzeuge, dass, so viel man auch Teile abschneide, das Holz doch nicht kleiner werde.
Auch von dem Teile des hl. Kreuzholzes, der sich in Rom befindet, werden Partikel in kleinen silbernen Gefäßen versendet. Um aber zu wissen, ob diese Partikel echt seien, muss man darauf sehen, ob sie mit roten Seidenfäden umwunden, mit dem Wappen eines Kardinales versehen und in einer eigenen Schrift als echt erklärt seien.

Das Kreuz, das lehrreichste Buch!

Seit den Tagen des Kaisers Konstantin ist das Kreuz kein Zeichen der Schmach, des Fluches und des Abscheus mehr; es ist ein Zeichen unendlicher Liebe, unendlichen Segens, höchster Verehrung. Es ist aufgerichtet auf den Gebäuden, auf den Gipfeln der Berge, an Strassen und Wegen; es strahlt auf den Fahnen, befindet sich in den Gemachern und Kammern, glänzt am Halse der Frauen und schimmert an der Brust der Krieger und der Fürsten und ziert ihre Kronen. Immer aber, in welcher Gestalt du es siehst, christliche Seele, ist es ein Buch, das dir die erhabenste und trostreichste aber auch fruchtbarste Lehre gibt.

Was sagt das Buch des Kreuzes? Es sagt dir, dass dich Gott unendlich liebt; denn an diesem Zeichen der Schmach, an diesem Werkzeug der Qual und Pein ließ er seinen geliebten Sohn für dich sterben! — Es sagt dir, was deine Seele wert ist; denn am Kreuze hat sie der Sohn Gottes mit seinem Blute erkauft! — 

Es sagt dir, was die Sünde für ein entsetzliches Übel; denn nur die Sünde allein hat dies Kreuz auf Golgatha aufgerichtet: die Sünde hat den Sohn Gottes an dies schmachvolle Holz geschlagen! Es sagt dir, dass du mit Gott versöhnt bist, dass deine Schuld bezahlt ist, dass der Himmel dir offen steht, wenn du an den Gekreuzigten glaubst und nach diesem Glauben lebst! — 

Es sagt Dir, dass du nicht verzagen sollst, wenn Leiden dich drücken, denn Gottes Sohn hat ja gelitten und dir ein Beispiel hinterlassen, dass du in seine Fußstapfen trittst.
Das Kreuz lädt dich zur Nachfolge ein und sagt dir, dass du durch Kreuz eingehst in ewige Freude. — Es sagt dir, dass du im Kreuze siegen kannst über alle Feinde deines Heiles, denn am Kreuze hat Christus überwunden und jedem, der an ihn glaubt, die Kraft erworben im und mit dem Kreuze zu überwinden. — 

Es sagt dir aber auch, dass du einst heulen wirst vor Angst, wenn du es am Ende der Welt in den Wolken des Himmels erblickst, wenn du ein Feind des Kreuzes im Leben gewesen, wenn du durch deine Sünden Christum fort und fort gekreuzigt hast!!

O lies fleißig in diesem Buche; höre, was es spricht und befolge es; dann wird das Kreuz im letzten Augenblicke dein Trost, deine Freude, deine Seligkeit sein!!



alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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