Freitag, 14. Dezember 2012

Die erste Beichte nach 60 Jahren

Auch wenn diese Geschichte glücklich ausgegangen ist, empfiehlt es sich nicht, so lange zu warten, sondern lieber vorher zu überlegen : "Wie beichte ich richtig? ", denn nicht jedem schickt der liebe Gott solch einen seeleneifrigen Priester zur Rettung, wie es Kardinal Mindszenty schon als junger Vikar war. Folgendes berichtet er in seinen "Erinnerungen":
Kardinal Mindszenty
"Tiefe Freude schenkte mir das Priesteramt. Mein Unterricht wurde gut aufgenommen, die Predigten fanden Widerhall, es kamen viele Gläubige zur heiligen Beichte und Messe. – Besondere Freude war es für mich, wenn ich auch in scheinbar hoffnungslos mit Gott, der Kirche, (sich selbst) zerstrittenen Fällen durch Zuspruch und Seelenführung frischen Glauben erwecken konnte.  
Um ein Beispiel zu nennen, will ich eine Geschichte erzählen. In Jákfa lebte ein 80jähriger, fast tauber, religiös und politisch liberal denkender Gutsbesitzer. Er tat sich recht schwer mit seiner Umgebung. Das war auch begreiflich, denn er erzählte stets dieselben Geschichten. Auch ich musste sie während eines ganzen Jahres, gleichsam als Nachspeise, manche Sonntage nach dem Mittagessen anhören.
Ich wusste, dass er, seine Leiden vorschützend, schon lange nicht mehr zur hl. Messe erschienen war, und fragte ihn, nachdem ich ihn öfter getroffen, wie er denn mit Gott stehe. Er sagte, dass er das letzte Mal vor 60 Jahren, vor seiner Hochzeit, gebeichtet und kommuniziert habe. – Ich wagte es, ihn ein wenig zu drängen. Seine Gattin fürchtete darob, dass ich seine Zuneigung verlieren könnte. Ich antwortete ihr, Seelenheil sei wichtiger als Freundschaft.

Wider Erwarten wurde die Freundschaft jedoch vertieft und bestärkt; der Mann empfing die hl. Sakramente und erklärte nachher ergriffen: „Ich war kaum einmal so glücklich; erst jetzt verstehe ich richtig, was das Gleichnis meint, das von den Arbeitern spricht, die in der letzten Stunde des Tages noch geworben werden und doch den gleichen Lohn erhalten.“

Zwei Jahre später, als ich im Mai 1919 aus meiner ersten kommunistischen Gefangenschaft nach Zalaergerszeg zurückkehrte, lag auf meinem Schreibtisch ein Telegramm, das mir den Tod des Gutsbesitzers meldete. Seine Enkelin schrieb, es sei Großvaters letzter Wunsch gewesen, von mir bestattet zu werden. Das Telegramm trug das Datum des 9. Februar 1919. Am selben Tag war ich verhaftet worden. – So konnte ich zwar seinen letzten Wunsch nicht mehr erfüllen, aber was ich noch konnte, das habe ich getan. 
Ich las für den alten Herrn das Requiem und dankte Gott dafür, dass mir damals in Jáfka die Geduld geschenkt wurde, mir immer wieder seine eintönigen Erzählungen anzuhören, und mir damit die Möglichkeit gegeben wurde, sein Vertrauen zu finden und ihn zu Gott heimzuführen."
Siehe auch:
Die erste Beichte nach 27 Jahren



Keine Kommentare:

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...