Früher wusste noch fast jeder Katholik, dass Gott einem in gefährlichen Situationen, die man nicht freiwillig aufgesucht hat, mit seiner Gnade beisteht.
Wenn man sich jedoch freiwillig in die Höhle des Löwen begibt, ist es leicht möglich, dass man erliegt, weil Gott in solchen Fällen nicht verpflichtet ist, seine Beistandsgnade zu schenken.
Von der Flucht der "bösen Gelegenheit" handelt der folgende Auszug aus einer früher jahrzehntelang sehr beliebten und weit verbreiteten Heiligenlegende:
Der fromme Germanus kannte gar gut die Schwachheit und Unbeständigkeit des menschlichen Herzens und die Gefahren, welche dasselbe umgeben, darum gab er auch der hl. Büßerin Eudoria den heilsamen Rat, die Stadt zu verlassen, wo sie früher so viel gesündigt hatte, damit sie nicht durch den Anblick der Personen, womit sie Umgang gepflegt, und der Orte, wo sie sich den eitlen Vergnügungen hingegeben, aufs Neue angereizt und zum alten sündhaften Leben verleitet würde.
Hätte Eudoria den Rat nicht befolgt, allem Anscheine nach wäre sie wieder gefallen.
Hast du also gesündigt und willst du dich wahrhaft bessern, so ist durchaus notwendig, dass du dir selbst nicht mehr traust und die böse Gelegenheit fliehst.
Eine böse Gelegenheit nennt man jenen Ort, jene Person, jene Gesellschaft, jene Betätigung etc., wodurch man leicht und gewöhnlich in eine Sünde fällt.
Solange du also eine solche böse Gelegenheit nicht meidest, da du sie doch meiden könntest, solange wirst du immer in die alten Sünden fallen.
Damit du aber diese Wahrheit besser einsiehst und zu Herzen nimmst, so will ich die Worte eines großen Heiligen hersetzen, der sich besonders um die armen Sünder angenommen, und viele Hunderte zu einem wahrhaft frommen, gottseligen Leben angeleitet hat; es ist dies der heilige Alphons von Liguori, der also spricht:
„Wer selig werden will, muss nicht nur die Sünde verlassen, sondern auch die Gelegenheiten zur Sünde fliehen. Der böse Feind schleicht stets um eine jede Seele herum, damit er in dieselbe eindringen und von ihr Besitz nehmen könne.
Deshalb suchte er ihr Gelegenheit zur Sünde darzubieten, wonach er schon tiefer in das Herz eindringen wird. Lässt die Seele sich bewegen, sich der Gelegenheit auszusetzen, so findet der Teufel leicht einen Eingang, worauf er die Seele verschlingt.
Darum geschah es denn auch, dass, als der Teufel eines Tages gezwungen ward, zu bekennen, welche Predigt ihm am meisten missfalle, er aussagte, dies sei die Predigt über die Flucht der Gelegenheit.
Und das mit Recht, denn der böse Feind lacht und spottet über unsere guten Vorsätze, über alle Gott gemachten Versprechungen und ist einstweilen nur darauf bedacht, uns dahin zu bringen, dass wir die Gelegenheit nicht fliehen, denn die Gelegenheit ist wie eine Binde, welche uns die Augen verdeckt und bewirkt, dass wir die empfangenen Erleuchtungen, dass wir die ewigen Wahrheiten und all unsere gemachten Vorsätze nicht mehr schauen, kurz, dass wir alles verachten, und auf solche Weise beinahe gezwungen sind, zu sündigen. —
Was insbesondere jene betrifft, welche dem Laster der Unkeuschheit ergeben gewesen, so müssen diese jede Gelegenheit fliehen. Denn in Bezug auf dieses Laster bedürfen wir eines ganz besonderen Beistandes Gottes, damit wir nicht unterliegen, weshalb wir denn auch, um diesen göttlichen Beistand zu verdienen, notwendigerweise die Gelegenheiten fliehen und uns stets Gott anempfehlen müssen, damit wir die heilige Keuschheit bewahren.
Im Kampfe mit der Unlauterkeit, sagt der heilige Philipp Neri, bleiben nur die Feigen Sieger, das heißt, jene, welche die Gelegenheit fliehen. Es ist unmöglich, sich in Flammen befinden und dennoch nicht brennen.
Ähnliches hat der heilige Geist selbst gesagt mit den Worten: „Kann auch jemand auf glühenden Kohlen gehen, ohne die Fußsohlen zu verbrennen?" (Sprichw. 6, 38.)
Dies wäre gewiss ein Wunder; aber, sagt der heilige Bernard, es ist ein noch größeres Wunder keusch zu bleiben, da man sich doch der nächsten Gelegenheit aussetzt, als wenn man einen Toten zum Leben erweckte.
Wer es dennoch wagt, sich freiwillig in die Gelegenheit zur Sünde zu begeben, der wird schwerlich selig werden.
Deshalb müssen wir täglich bei unserm Gebete mehrmals die Bitte des Vaterunsers wiederholen: Und führe uns nicht in Versuchung, d. h. lass nicht zu, o Herr, daß ich mich einer Gefahr zur Sünde aussetze, böse Gelegenheiten selbst aufsuche oder dieselbe nicht fliehe. —
Siehe also, christliche Seele, so spricht ein Heiliger, willst du seinen Worten kein Gehör geben? Überdenke die Worte noch einmal: „Schwerlich wird selig werden, wer sich freiwillig in eine Gelegenheit zur Sünde begibt," und meide, fliehe von heute an alle jene Personen, Häuser, Gesellschaften, kurz alles, was dich zu einer Sünde verleiten könnte!
Wenn man sich jedoch freiwillig in die Höhle des Löwen begibt, ist es leicht möglich, dass man erliegt, weil Gott in solchen Fällen nicht verpflichtet ist, seine Beistandsgnade zu schenken.
Von der Flucht der "bösen Gelegenheit" handelt der folgende Auszug aus einer früher jahrzehntelang sehr beliebten und weit verbreiteten Heiligenlegende:
Der fromme Germanus kannte gar gut die Schwachheit und Unbeständigkeit des menschlichen Herzens und die Gefahren, welche dasselbe umgeben, darum gab er auch der hl. Büßerin Eudoria den heilsamen Rat, die Stadt zu verlassen, wo sie früher so viel gesündigt hatte, damit sie nicht durch den Anblick der Personen, womit sie Umgang gepflegt, und der Orte, wo sie sich den eitlen Vergnügungen hingegeben, aufs Neue angereizt und zum alten sündhaften Leben verleitet würde.
Hätte Eudoria den Rat nicht befolgt, allem Anscheine nach wäre sie wieder gefallen.
Hast du also gesündigt und willst du dich wahrhaft bessern, so ist durchaus notwendig, dass du dir selbst nicht mehr traust und die böse Gelegenheit fliehst.
Eine böse Gelegenheit nennt man jenen Ort, jene Person, jene Gesellschaft, jene Betätigung etc., wodurch man leicht und gewöhnlich in eine Sünde fällt.
Solange du also eine solche böse Gelegenheit nicht meidest, da du sie doch meiden könntest, solange wirst du immer in die alten Sünden fallen.
Damit du aber diese Wahrheit besser einsiehst und zu Herzen nimmst, so will ich die Worte eines großen Heiligen hersetzen, der sich besonders um die armen Sünder angenommen, und viele Hunderte zu einem wahrhaft frommen, gottseligen Leben angeleitet hat; es ist dies der heilige Alphons von Liguori, der also spricht:
„Wer selig werden will, muss nicht nur die Sünde verlassen, sondern auch die Gelegenheiten zur Sünde fliehen. Der böse Feind schleicht stets um eine jede Seele herum, damit er in dieselbe eindringen und von ihr Besitz nehmen könne.
Deshalb suchte er ihr Gelegenheit zur Sünde darzubieten, wonach er schon tiefer in das Herz eindringen wird. Lässt die Seele sich bewegen, sich der Gelegenheit auszusetzen, so findet der Teufel leicht einen Eingang, worauf er die Seele verschlingt.
Darum geschah es denn auch, dass, als der Teufel eines Tages gezwungen ward, zu bekennen, welche Predigt ihm am meisten missfalle, er aussagte, dies sei die Predigt über die Flucht der Gelegenheit.
Und das mit Recht, denn der böse Feind lacht und spottet über unsere guten Vorsätze, über alle Gott gemachten Versprechungen und ist einstweilen nur darauf bedacht, uns dahin zu bringen, dass wir die Gelegenheit nicht fliehen, denn die Gelegenheit ist wie eine Binde, welche uns die Augen verdeckt und bewirkt, dass wir die empfangenen Erleuchtungen, dass wir die ewigen Wahrheiten und all unsere gemachten Vorsätze nicht mehr schauen, kurz, dass wir alles verachten, und auf solche Weise beinahe gezwungen sind, zu sündigen. —
Was insbesondere jene betrifft, welche dem Laster der Unkeuschheit ergeben gewesen, so müssen diese jede Gelegenheit fliehen. Denn in Bezug auf dieses Laster bedürfen wir eines ganz besonderen Beistandes Gottes, damit wir nicht unterliegen, weshalb wir denn auch, um diesen göttlichen Beistand zu verdienen, notwendigerweise die Gelegenheiten fliehen und uns stets Gott anempfehlen müssen, damit wir die heilige Keuschheit bewahren.
Im Kampfe mit der Unlauterkeit, sagt der heilige Philipp Neri, bleiben nur die Feigen Sieger, das heißt, jene, welche die Gelegenheit fliehen. Es ist unmöglich, sich in Flammen befinden und dennoch nicht brennen.
Ähnliches hat der heilige Geist selbst gesagt mit den Worten: „Kann auch jemand auf glühenden Kohlen gehen, ohne die Fußsohlen zu verbrennen?" (Sprichw. 6, 38.)
Dies wäre gewiss ein Wunder; aber, sagt der heilige Bernard, es ist ein noch größeres Wunder keusch zu bleiben, da man sich doch der nächsten Gelegenheit aussetzt, als wenn man einen Toten zum Leben erweckte.
Wer es dennoch wagt, sich freiwillig in die Gelegenheit zur Sünde zu begeben, der wird schwerlich selig werden.
Deshalb müssen wir täglich bei unserm Gebete mehrmals die Bitte des Vaterunsers wiederholen: Und führe uns nicht in Versuchung, d. h. lass nicht zu, o Herr, daß ich mich einer Gefahr zur Sünde aussetze, böse Gelegenheiten selbst aufsuche oder dieselbe nicht fliehe. —
Siehe also, christliche Seele, so spricht ein Heiliger, willst du seinen Worten kein Gehör geben? Überdenke die Worte noch einmal: „Schwerlich wird selig werden, wer sich freiwillig in eine Gelegenheit zur Sünde begibt," und meide, fliehe von heute an alle jene Personen, Häuser, Gesellschaften, kurz alles, was dich zu einer Sünde verleiten könnte!
Gebet und Vorsatz. O göttlicher heiliger Geist! lass mich es doch recht klar erkennen, welch große Gefahren von Seite meines Fleisches, der Welt und des Satans meiner armen Seele drohen; ich will diese Gefahren meiden, ich will besonders jene Gelegenheit fliehen, welche mich schon so oft zum Falle gebracht hat; o hilf mir, dass ich meinen Vorsatz halte und nicht mehr sündige.alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858