Montag, 2. September 2013

Der Prediger muss zuerst selbst von Liebe zu Gott brennen

Der heil. Thomas von Villanova sagt, die Worte des Predigers müssten ebenso viele feurige Pfeile sein, welche die Zuhörer mit göttlicher Liebe verwunden und entflammen; wie sollte es auch nur möglich sein, fährt der Heilige fort, dass jene Predigten die Herzen entzünden, welche aus einem Berge von Schnee hervorgehen, mögen dieselben auch noch so lange und sorgfältig ausgearbeitet sein. 
Der heil. Franz von Sales sagt, die Stimme spreche zum Ohr, das Herz aber zum Herzen; wenn nämlich die Worte nicht aus dem Herzen des Predigers kommen, so werden sie nur schwerlich die Herzen seiner Zuhörer zur Liebe Gottes entzünden. – Vor allem muss man also zuerst selbst von Liebe zu Gott entflammt sein: Ihre Leuchten sind feurige und flammende Leuchten. Hohel. 8,6. Erst nachdem man selbst brennendes Feuer geworden, kann man zur Flamme werden, welche die anderen entzündet. 
Der heil. Bernhard lehrt dasselbe mit anderen Worten; er sagt nämlich, man müsse zuerst ein Wasserbehältnis sein, das heißt voll Geist und Eifer, wozu man nur durch die Übung des betrachtenden Gebetes gelangt, und erst hernach kann man eine Leitung werden, welche anderen das, was man selbst besitzt, mitzuteilen vermag.

Alles aus: Gesammelte Predigten des heiligen Kirchenlehrers Alphons Maria von Liguori, Bischof von St. Agatha und Stifter der Versammlung des allerheligsten Erlösers. Aus dem Italienischen übersetzt von M.A. Hughues, Priester aus der Versammlung des allerheiligsten Erlösers. Erster Teil. Predigt-Skizzen über die sonntäglichen Evangelien.Regensburg, 1842, Verlag G.J. Manz

Siehe auch: Was die Grundbedingungen für eine segensreiche Predigt sind



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