Sonntag, 29. März 2015

Letzte Ölung beim verblutenden Ehemann auf der Intensivstation

Gestern vor drei Wochen hat mein Mann das Sakrament der Letzten Ölung empfangen.

Die Letzte Ölung
 (noch in Zeiten ohne Kirchenkrise)
Die Angehörigen haben ja eine schwere Pflicht dafür zu sorgen, dass ein Schwerkranker rechtzeitig das Sakrament der Letzten Ölung empfängt. (Es ist ein Dogma, dass die Letzte Ölung nur von schwerkranken Gläubigen gültig empfangen werden kann.) 
Rechtzeitig heißt, wenn er noch bei Bewusstsein ist und idealerweise noch beichten kann.

Ein Kranker ist häufig so sehr mit seiner Krankheit beschäftigt, dass er vergisst, an das Sakrament zu denken oder auch seine Lage falsch einschätzt. 
Mein Ehemann fand noch zwei Tage vorher, dass es noch nicht so weit wäre, aber ich fand das, denn ich sah seine zunehmende Leichenblässe überdeutlich, wenn ich an seinem Krankenbett saß. 

Er hatte zu dem Zeitpunkt nämlich schon seit 10 Tagen unstillbare Darmblutungen unbekannter Ursache, die seine Blutwerte ins Lebensbedrohliche hatten fallen lassen.

Wen man einmal in den Mühlen eines Krankenhauses ist, ist es nicht so einfach, dieses Sakrament zu empfangen, zumindest nicht, wenn man einen Priester von außerhalb bestellt. 

So kam der von uns herbeigerufene Priester schon einen Tag zuvor, als mein Mann noch nicht auf der Intensivstation lag und musste unverrichteter Dinge wieder gehen, weil er nicht in den Aufwachraum durfte, in dem sich mein Mann nach einem Eingriff am Darm gerade befand.

Die große Angst von mir war vor allem, dass mein Mann sterben würde, ohne das Sakrament der letzten Ölung empfangen zu haben.

Leider schätzen heutzutage viele Katholiken dieses Sakrament gering, halten es gar für überflüssig oder haben sogar Angst davor, wie hier in „Familienterror am Sterbebett“ beschrieben. 

Dabei kann man es gar nicht hoch genug einschätzen, denn laut Dogmatik entfaltet es herausragende Wirkungen, z. B. folgende: 
Die letzte Ölung verleiht dem Kranken heiligmachende Gnade um ihn aufzurichten und zu stärken. De fide.

Die letzte Ölung bewirkt Nachlassung der noch vorhandenen schweren und lässlichen Sünden. De fide.

Die letzte Ölung bewirkt bisweilen, wenn es dem Seelenheil dienlich ist, die Wiederherstellung der leiblichen Gesundheit. De fide. 
alles aus: Ott, Dogmatik
In den zwei Wochen nach der letzten Ölung kamen wir uns vor wie unter dem Fleischklopfer des lieben Gottes, so weich wurden wir Tag und Nacht geklopft, oder wie in seiner Waschmaschine, in der man in der einen Stunde nach oben (immer wenn die Ärzte behaupteten, die Blutung sei gestoppt) und kurz darauf wieder nach unten geschleudert wird (immer wenn sie anhand der Blutwerte zugeben mussten, sie hatten sich leider geirrt). 
Seitdem verstehe ich das Gedicht der heiligen Kreszentia von Kaufbeuren auch besser.

Unser Daueranblick im Krankenhaus:
 Erythrozyten-Konzentrat
Insgesamt hat mein Mann über drei Liter Erythrozyten-Konzentrat erhalten, das, so wie es oben in ihn hineinfloss, in seinen Darm wieder herausblutete. 

Nach zwei Wochen auf der Intensivstation, wo wir auch unseren dreißigsten Hochzeitstag feierten, fand das Drama dann auf dem OP-Tisch ein hoffentlich nicht nur vorläufiges Ende. 
Es wurden ihm 90 cm Dünndarm entfernt, an der er eine Fehlbildung der Blutgefäße hatte, die in der medizinischen Literatur seit 1958 weltweit bislang nur 200 Mal beschrieben wurde und seitdem steht die Blutung. 

Seit drei Tagen ist mein Mann wieder zu Hause und macht Gott sei Dank gute Fortschritte in der Genesung, wenn er auch durch den immer noch bestehenden Mangel an roten Blutkörperchen noch recht bleich ist.

Offensichtlich war es seinem Seelenheil dienlich, dass seine leibliche Gesundheit wiederhergestellt wird. 
Aber wenn er doch gestorben wäre, so wäre für meinen Sohn und mich das betreffende Dogma, dass die Wiederherstellung der leibliche Gesundheit vom Seelenheil abhängig macht (s. o.), ein sehr großer Trost gewesen, denn wer möchte schon, dass der Vater bzw. Ehemann weiterlebt, wenn das seinem Seelenheil nicht dienlich ist? 
Schließlich muss man als Katholik immer an die Ewigkeit denken, denn die Ewigkeit hört niemals aufim Gegensatz zu allem Kummer und Elend in diesem Jammertal, das früher oder später ein Ende hat

Über die anderen Erkenntnisse, die man auf der Intensivstation am Bett eines verblutenden Ehemannes gewinnt, irgendwann mehr.

Ein ewiges Vergelt’s Gott für alle, die aufgrund dieses letzten Posts für meine Familie gebetet haben, wir hatten jedes Gebet bitter nötig! 

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