Donnerstag, 15. November 2012

Wie ich mir gerade ein zerrissenes Hemd anzog

Vor eineinhalb Stunden wollte ich anfangen zu bloggen und dazu die Kurzgeschichte „Wer ist gebildet“ aus dem Büchlein Licht und Schatten, Zeitgemäße Plaudereien eines Volksmissionars, geschrieben vom großen deutschen Priester Max Kassiepe OMI, abtippen. 
Dummerweise – weil ich zu gerne lese – machte ich den Fehler und blätterte das Buch durch und las hier und da. Bis ich auf Folgendes stieß:

Überschrift: "Sie versteht nichts vom Haushalt

Viel hat sie nie verstanden. Vielleicht gelten ihr die Worte des Dichters:

Du verdirbst die Braten und die Saucen, 
Das Kochen ist dir gänzlich fremd, 
Du hast viele noble Passionen, 
Und ich ein zerrissenes Hemd!" 

O je, das saß. P. Kassiepe ist zwar schon seit 1948 tot, aber bei uns predigt er immer noch. Die ersten beiden Zeilen trafen zwar Gott sei Dank nicht zu, aber das Hemd und den Satz davor musste ich mir wohl sofort anziehen.

Stand nicht, seit ich vor fünf Wochen mit meinem "house-organizing" begonnen hatte, ein Korb mit zu reparierender Kleidung, inklusive knopfloses Hemd meines Ehemannes, immer noch ausgerechnet im Wohnzimmer? 

Also Computer wieder aus und in der zumindest mittlerweile aufgeräumten Schublade mit den Nähutensilien nach passender Nadel und Faden gesucht. 
Das ist eine meiner "absoluten" Lieblingsbeschäftigungen, besonders seit ich eine Lesebrille brauche und allein das Einfädeln drei bis fünf Minuten dauert, immerhin ist jetzt der Korb weg. 

Jemand, der richtig vom Buß-und Sühnegedanken durchdrungen gewesen wäre, hätte den Korb niemals so lange stehen lassen, sondern sich gedacht, ganz gut: "Das ist meine schönste Arbeit!" und 
"Nie fühle ich mich wohler, als wenn ich mich nicht wohl fühle." 
(letzteres ist vom Hl. Franz von Sales)



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