Der heutige Sonntag hat den Beinamen Quinquagesima; wie vor acht Tagen Sexagesima, und jener vor vierzehn Tagen Septuagesima genannt wird. Es sind dies lateinische Worte, so heißt Septuagesima der siebzigste Tag, Sexagesima der sechzigste und Quinquagesima der fünfzigste Tag. In den alten Zeiten, wie uns die Kirchengeschichte erzählt, haben manche Christen, besonders Geistliche, nicht nur vierzig Tage vor Ostern, wir wir noch tun; sondern gar fünfzig, sechzig, siebzig Tage gefastet.
Zum Andenken jenes strengen Fastens unserer Voreltern heißen die Sonntage vor der Fasten noch so und erinnern uns an die siebzig-, sechzig- und fünfzigtägige Fasten der alten Zeit, damit wir uns in dieser Zeit desto weniger scheuen, die vierzigtätige Fasten herzhaft auf uns zu nehmen.
Man nennt den heutigen Tag auch Fastnachtssonntag, weil zwei Tage darauf die Fastnacht folgt, die letzte Nacht vor der heiligen Fastenzeit, auf welche uns die christliche Kirche schon in diesen Tagen vorbereiten will.
Die Zeit der vierzigtätigen Fasten ist von ihrem Ursprung teils dem Leiden Christi, teils der Buße der Christen bestimmt und eingeweiht, wie schön passt zu diesem doppelten Endzwecke das heilige Evangelium, welches heute zu erklären ist! (Luc. 18, 31-43)*
* wird auch heute noch in der Forma extraordinaria des Römischen Ritus gelesen
I. Christus weissagt da von seinem Leiden, welches wir in der Fastenzeit fleißig betrachten sollen; dies ist er erste Teil.Alles aus: Katholische Homilien oder Erklärungen der heiligen Evangelien auf alles Sonn- und gebotene Feiertage, von Dekan Martin Königsdorfer, mit Approbation der Ordinariate Augsburg und Eichstätt, 1848
II. Christus macht einen blinden Bettler wieder sehend, der das Vorbild eines jeden Sünder ist, welcher sich in der Fastenzeit bekehren soll: dies ist der zweite Teil des heiligen Evangeliums.
* wird auch heute noch in der Forma extraordinaria des Römischen Ritus gelesen
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