Freitag, 22. Februar 2013

Hl. Margareta von Cortona - aus dem öffentlichen Ärgernis der Unkeuschheit zur hohen Heiligkeit

Sie müsste in den heutigen Zeiten eigentlich beständig um Fürsprache angerufen werden.

Du hast gewiss schon gehört vom guten Hirten Jesus, der dem verlorenen Schäflein nachläuft und nicht eher ruht, bis er es findet, ja vor lauter Bekümmernis; um das Verlorene, alle seine übrigen treuen Schäflein zurücklässt und dem einzig Verlorenen nacheilt, um es heimzuholen. 

Nachdem er es endlich gefunden, nimmt er es freudig auf seine Schultern und trägt es nach Hause. — 

Dass Jesus wirklich ein solch guter Hirt ist, dass er wirklich den Sünder auf allerhand Weise ruft und sucht, das kannst du sehen im Leben der großen Sünderin, aber auch großen Büßerin Margareta von Cortona, so genannt, weil sie in der Stadt Cortona ihr strenges Bußleben geführt und selig verstorben ist. 

In ihrer Kindheit hatte sie das Unglück, ihre gute Mutter durch den Tod zu verlieren, und so kam es, dass sie frühe schon in böse Gesellschaften geriet, wo sie nicht unbefleckt blieb. Sie war schön, sehr lebhaft, voll Eitelkeit und liebte schöne und kostbare Kleider. Vergeblich warnte sie ihr Vater; leichtsinnig überhörte sie all seine guten Worte. 
Sechszehn Jahre alt geworden, verließ sie heimlich das väterliche Haus, hing sich an einen leichtfertigen Edelmann und führte mit diesem neun Jahre lang ein recht garstiges, sündhaftes Leben. Gott, den sie vergessen und verlassen hatte, ließ sie sinken, aber doch nicht versinken. Er rief sie auf eine ganz besondere, eindringliche Weise zu sich. — 

Ihr Buhle (heute würde man verschönernd sagen: Lebensgefährte) machte einst eines Geschäftes halber eine Reise und wurde unterwegs von Räubern erschlagen. Der Erschlagene hatte seinen treuen Hund bei sich, der drei Tage lang bei der Leiche blieb. Am dritten Tage kam derselbe nach Hause zu Margareta, heulte fortwährend und suchte sie am Kleide mit sich fortzuziehen. 
Margareta, erstaunt über das Benehmen des Hundes, ahnte, dass etwas Schreckliches geschehen sein müsse und folgte dem Hunde. Dieser lief wimmernd voraus bis zu einem Haufen Holz, wo er stehen blieb und mit den Füßen scharrte, als wollte er etwas ausgraben. Margareta räumte nun das Holz hinweg und was sah sie?

Den stinkenden, schon von Würmern angefressenen Leichnam ihres Liebhabers. Jetzt gingen ihr die Augen auf; sie sah den Abgrund, in den sie sich gestürzt hatte, und mit der Frage: „Wo wird seine Seele sein?" warf sie sich vor den Leib ihres Sündengenossen nieder und weinte bitterlich. — 

Eine tiefe Reue über ihre Sünden hatte sie ergriffen, der gute Hirt Jesus hatte das verlorene Schäflein gefunden. — Ganz zerknirscht stand sie auf, fest entschlossen, die Sünde und die Welt mit ihrer eitlen Luft zu verlassen. Aber wohin soll sie sich wenden? Da gedachte sie wieder ihres Vaters, den sie so lange schon verlassen hatte. Sie machte sich sogleich auf den Weg und eilte in das väterliche Haus. 
Dort wirft sie sich dem Vater zu Füssen und bittet ihn flehentlich um Verzeihung. Der gute Vater will sie, von Mitleid gerührt, aufnehmen, allein die Stiefmutter ist entgegen und stoßt sie als einen Schandfleck ihrer Familie aus dem Hause. 
So verlassen wusste nun Margareta nirgends eine Hilfe. — Da setzte sie sich weinend unter einen Baum und denkt trauernd nach über ihre schreckliche Lage. 

Plötzlich fällt ihr ein, einen anderen Vater aufzusuchen, der keinen Sünder verstößt, der sich zu ihm wendet. 
Aber da suchte sie der Teufel von diesem Vorhaben abzubringen.„Du bist noch jung und schön, sprach er innerlich zu ihr, such' dir einen anderen Liebhaber, der sich deiner annimmt." 

Margareta gab dem listigen Verführer jedoch kein Gehör; er hatte sie ja schon einmal betrogen. Sie stand gefasst auf und ging nach Cortona, wo sie einem Priester aus dem Orden des heiligen Franziskus eine reumütige Lebensbeichte ablegte und dann in ein rauhes Bußgewand gehüllt, mit einem Strick um den Hals, zur Klosterpforte der büssenden Schwestern sich begab und um  Aufnahme bat. 

Nach langem Bitten erhält sie die Aufnahme. Im Kloster begehrte sie eine enge Zelle, welche sie nie verließ, außer wenn der Gehorsam es verlangte. Ihre Nahrung war trockenes schwarzes Brod und Wasser; ihr Bett die harte Erde und ihr Kopfkissen ein Stein. Alle Tage geißelte sie ihren Leib bis aufs Blut zur Strafe seiner Luft. Unaufhörlich flössen Tränen bitterer Reue aus ihren Augen, oft waren sie mit Blut vermischt. 
Wer sie so weinen sah, musste auch mitweinen. Was man ihr gab, verteilte sie unter die Armen, nur das Schlechteste behielt sie für sich. Keinem Menschen wollte sie mehr ins Gesicht schauen und keine weltlichen Gespräche mehr führen.

Die heilige Margareta von Cortona als Büßerin
von Antonio Bresciani
Auch der Hund, 
der bei ihrer Bekehrung dabei war,
ist rechts unten im Bild
Immer war sie in Betrachtung des Leidens Christi versunken, nur von Jesus wollte sie reden hören. Alle Menschen liebte sie ohne Unterschied; von niemandem wollte sie Arges denken, viel weniger reden; die Leidenden, die Trostlosen hatte sie am liebsten. 

Oft sagte sie: „Wenn es in meiner Macht stünde, so wollte ich alle Elende und Bedrängte von ihren Trübsalen befreien und all ihre Bedrängnisse auf mich laden." — 
Ihr unablässiger Bußeifer, womit sie die Gelüste ihres Herzens bestrafte und abtötete, verbunden mit unaufhörlichem Gebete, vereinigte sie immer mehr mit Gott.
Sie wurde eine zweite heilige Magdalena.

Aber eben dieses heilige Leben missfiel dem bösen Feinde und sie hatte deshalb viele heftige Versuchungen auszustehen. Bald flößte er ihr ein, sie solle von ihren strengen Bußübungen ablassen, damit sie nicht frühzeitig sterben müsse und ihren Mitmenschen und Gott länger dienen könne. Ein anderes Mal spiegelte er ihr vor, dass all die innerlichen Tröstungen und Freuden, welche sie im Gebete empfinde, Trug und Täuschung seien. Wieder einmal versuchte er sie mit dem Gedanken, dass sie schon eine Heilige sei, denn Gott habe sie wegen ihrer Tugenden schon so berühmt gemacht, dass die Leute zahlreich kommen, um sie nur zu sehen. 

Doch all diese Versuchungen überwand sie im Vertrauen auf Gott durch heißes Gebet und tiefe Verachtung ihrer selbst. Ihre Demut ging so weit, dass sie sich vornahm, schlecht gekleidet, mit abgeschnittenen Haaren und barfuß von Tür zu Tür in jenen Orten zu betteln, wo sie einst vornehm, mit Gold geschmückt, voll Stolz einhergegangen; aber ihr Beichtvater ließ es nicht zu. 


Dafür begab sie sich an einem Sonntag in ihren Geburtsort und flehte dort in der Kirche während der heiligen Messe mit einem Strick um den Hals auf den Knien vor allem Volke um Vergebung des gegebenen Ärgernisses. Für diese Beharrlichkeit in der Übung der schönsten Tugenden und für diese Treue im Kampfe gegen die Versuchungen belohnte sie der Herr mit hohen Gaben. 

Jesus und seine göttliche Mutter erschienen ihr öfters und erfüllten ihr Herz mit himmlischer Wonne; sie erhielt die Gabe der Weissagung und der Erforschung der Herzen ihrer Mitmenschen und eine große Macht über die bösen Geister. 

So hatte also die Sünde einst Margareta lange Zeit von Gott getrennt und tief in das Verderben gestürzt, aber ihre große Reue, ihr fortdauerndes Ringen nach einem wahrhaft gottseligen Leben, ihre glühende Liebe zu Gott und den Menschen hat diese Trennung wieder aufgehoben; Gott ließ sich zu ihr herab und zog sie aus dem Schlamm der Sünde zu sich empor; aus seiner Feindin wurde sie seine Geliebte. O welch ein Trost ist dies für alle armen Sünder!

Endlich nach 23 Jahren strenger Buße, vielen Weinens und harten Kampfes sollte das Verlangen der heiligen Margareta nach dem Tode und der Anschauung Gottes erfüllt werden.
Die Todesstunde hatte ihr Jesus vorausgesagt. Mit leuchtendem Antlitze gab sie am 22. Februar 1297 ihren Geist auf. Ihr Leichnam blieb unverwest, und wird in der Klosterkirche der büßenden Schwestern zu Kortona aufbewahrt.

Die Heilige wird abgebildet als Franziskaner-Nonne mit dem Kreuze und den Leidenswerkzeugen Christi in der Hand, weil sie beständig das Leiden des Herrn betrachtete.

Worte der heiligen Margareta von Cortona

Herr Jesus Christus, Du wahres Licht, das die Finsternisse verscheucht, der Du alles siehst, und vor Dem sich nichts verbergen kann, zeige mir alle meine Sünden, die in meinem Herzen verborgen liegen, damit ich durch eine vollständige Beicht von denselben gereinigt werde.

O du mein Leib! warum hilfst du mir nicht, meinem Schöpfer und Erlöser zu dienen? Warum bist du nur stark, seine Gebote zu übertreten? 

O Gott, spät habe ich angefangen, dich zu lieben! O hätte ich dich doch immer geliebt!!

alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858

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