Sonntag, 13. Oktober 2013

Über das Ewige in der Ewigkeit

Die Predigt des hl. Kirchenlehrers Alphons Maria von Liguori für heute, den 21. Sonntag nach Pfingsten, hat die Ewigkeit, und zwar die Ewigkeit der Hölle, zum Thema.

Beim Lesen fiel mir eine frühere Bekannte ein, die nur wenige Monate bevor ich in die katholische Kirche eingetreten bin, aus ihr ausgetreten ist. Kurz vor meinen Eintritt sagte sie zu mir: „Du denkst ja nur noch an das Jenseits!“ Schon damals habe ich ihren Vorwurf als Lob gesehen.


Seitdem ist einiges passiert und mein Mann und mein Sohn sind auch konvertiert. Nun denken wir alle drei nur noch an das Jenseits. 
Immer, wenn uns was Schreckliches passiert, sagen wir uns: „Stell´ Dir vor, in der Hölle ist es noch unendlich viel schrecklicher und das auf ewig! Alles hier vergeht. Trag´ es mit Geduld und Ergebung in den Willen Gottes, dann kannst Du Dir sogar Verdienste für die Ewigkeit erwerben.“ 
Oder wir trösten uns mit dem berühmten Gebet des hl. Augustinus in Widerwärtigkeiten: „Schneide hier, brenne dort, aber verschone mich in Ewigkeit!“

Zwei ältere Damen, mit denen ich mich einmal über die seit Jahren erfolglosen Versuche der beiden, ihre Verwandten zu bekehren, unterhielt, benannten das Grundhindernis mit kummervollem Gesichtsausdruck in einem Satz: "Sie wissen nicht, was die Ewigkeit ist!"

Was sagt also der hl. Alphons zu diesem Thema? Er sagt u.a.:

"Der hl. Augustinus nannte den Gedanken an die Ewigkeit einen großen Gedanken. Der Heilige sagt, dass uns Gott deshalb zu Christen gemacht habe und in den Wahrheiten der Religion unterweisen lasse, damit wir an die Ewigkeit denken.  
Dieser Gedanke ist es, der so viele Große dieser Welt bewogen hat, den irdischen Reichtümern zu entsagen, sich in ein Kloster einzuschließen und dort ein armes und bußfertiges Leben zu führen. Dieser Gedanke ist es, der so viele Jünglinge dazu gebracht hat, in Höhlen und Wüsten zu fliehen, der so viele Märtyrer ermutigt, die größten Peinen und den Tod zu erdulden, um ihre Seele für die Ewigkeit zu retten: Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, ruft ein hl. Paulus aus, sondern suchen die zukünftige. Hebr. 13,14. 
Nicht diese Erde, meine Christen, ist unser Vaterland, sie ist nur ein Ort, den wir durchwandern, um bald in die Ewigkeit einzugehen: Der Mensch gehet in sein Haus, wo er ewig bleiben soll. Eccl. 12,5 Aber in dieser Ewigkeit ist der Wohnort der Gerechten sehr verschieden von dem der Sünder; jener ist ein Sitz aller Freuden, dieser ein Gefängnis der Peinen. In eines dieser Häuser wird indes ein Jeder von uns ganz unfehlbar eingehen (Ambrosius in Ps. 118). 
Wo die Seele aber einmal eingekehrt ist, da wird sie ewig bleiben: Wenn der Baum fällt nach Süden oder Norden, so bleibt er auf dem Orte, wo er gefallen ist, liegen. Eccl. 11,3. Wohin fällt aber wohl ein Baum, wenn man ihn umhaut? Er fällt, wohin er sich zuvor schon neigte. 
Wohin aber wirst du wohl fallen, o mein Christ, wenn der Baum deines Leben durch den Tod gefällt wird? Du wirst fallen, wohin du dich neigtest.(…) 
Der hl. Cyprian fragt, was denn so viele Heilige bewogen habe, hier auf Erden durch die vielen Bußwerke, die sie an sich selbst übten, ein stetes Martertum zu führen, und er antwortet: Der Gedanke an die Ewigkeit bewog sie dazu. Ein gewisser Mönch schloss sich in eine Höhle ein und rief unaufhörlich aus: „ Ewigkeit, o Ewigkeit! Jene bekannte Sünderin, welche der Abt Paphnutius bekehrte, hatte unausgesetzt die Ewigkeit vor Augen und rief aus: "Ach, wer gibt mir die Versicherung, dass ich zur ewigen Glückseligkeit gelangen werde, und dass nicht eine unglückselige Ewigkeit auf mich wartet!" 
Dieselbe Furcht bewirkte, dass der hl. Andreas Avellino bis zu seinem Tode in steter Furcht und Angst erhalten ward, so dass er jeden, dem er begegnete, fragte: "Was meint ihr, werde ich wohl selig werden oder werde ich in Ewigkeit verloren gehen?"
Wenn wir die Ewigkeit vor Augen hätten, würden wir gewiss nicht so große Anhänglichkeit an diese Erde haben. Der hl. Gregorius sagt, dass wer an die Ewigkeit denkt, weder vom zeitlichen Glück aufgeblasen, noch von der Widerwärtigkeit niedergebeugt werde, denn da er nichts auf Erden wünscht, so hat er auch nichts von dieser Welt zu fürchten.  
Der hl. Augustinus sagt, dass derjenige, welcher an die Ewigkeit denken könne, ohne sich zu Gott zu bekehren, entweder den Glauben oder den Verstand verloren habe.  
Und der hl. Chrystosomus erzählt ausdrücklich, dass die Heiden den Christen vorwarfen, sie seien entweder Toren oder Lügner; Lügner, wenn sie zu glauben behaupteten, was sie nicht glaubten, oder Toren, wenn sie, da sie an eine Ewigkeit glauben, dennoch weiterhin sündigten. 
"Wehe den Sündern", ruft der hl. Cäsarius von Arles aus, "sie gehen in die Ewigkeit ein, ohne dieselbe vorher gekannt zu haben; aber wie groß wird ihr Wehklagen sein, wenn, nachdem sie in dieselbe getreten, sie nie mehr verlassen können! Wer in die Hölle eingeht, dem öffnet sich die Pforte zum Eintritt, hierauf schließt sich dieselbe aber für immer."(...) 
Der hl. Augustinus (in Ps. 36) sagt: "Alles, was ein Ende hat, kann mit der Ewigkeit nicht vergleichen werden. (...) Wäre die Hölle nicht von ewiger Dauer, so würde sie nicht eine so große Strafe sein." 
"Kurz und gering", sagt Thomas von Kempen, "ist alles, was mit der Zeit vorüber geht. Jede Pein, die ein Ende nimmt, ist nicht sehr bedeutend. (...)"
Der hl. Alphons hat noch mehr dazu sagen, in seinen Predigten auf alle Sonntage des Jahres. Ich kann nur empfehlen, zuzugreifen, wenn sich die Möglichkeit bietet, noch eines der seltenen Bücher mit seinen Predigten zu erstehen.

Zum Thema Ewigkeit in der Hölle erzählte Bischof Fulton Sheen gerne folgende Anekdote: 
Die Verdammten in der Hölle fragen sich oft: "Welche Zeit haben wir?" Die Antwort ist immer die gleiche: 
"Ewigkeit!"


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