Sonntag, 6. Oktober 2013

Verwirrt durch Äußerungen von Papst Franziskus? P. Lombardi gibt Hilfestellung, die noch mehr verwirrt

Nachtrag: siehe auch:
Das "neue Genre" päpstlicher Ansprachen erfordert eine neue "Hermeneutik"


Nachdem ich die letzten Wochen damit verbracht habe, zu recherchieren, wie es den Argentiniern unter Kardinal Bergoglio gegangen ist, wundert mich mittlerweile nichts mehr, was an höchst verwirrenden Äußerungen und Handlungen aus Rom kommt. Am Anfang habe ich Papst Franziskus noch einen Papstvorsprung geben, der ist aber durch seine Taten und Worte der letzten Monate auf Null zusammengeschrumpft. 


Wenn, sagen wir mal, Kardinal Lehmann zum Papst gewählt worden wäre, was die Katholiken hier vor Ort statt Kardinal Ratzinger enorm begrüßt hätten, damit er endlich „die Kirche der Zeit anpasst“, hätte auch keiner erwartet, dass er sich wesentlich in seiner ultraprogressiven Einstellung ändert, nur weil er Papst geworden ist, weshalb sie ihn ja auch als Papst hätten haben wollen, eben in der Hoffnung, er ändert sich nicht.

Papst Franziskus  scheint sich im Vergleich zu seinen Zeiten als Kardinal Bergoglio auch nicht geändert zu haben. So schreiben die Argentinier alle, dass sie die jetzige Verwirrung und Widersprüche nur zu gut kennen. 
Mein Mann hat übrigens gemeint, ich solle statt hier auf dem Blog endlich mal dem Papst selbst schreiben, jeweils mit Kopie an unseren Bischof, falls er bald wieder einmal etwas sagt, was nachweisbar der katholischen Dogmatik widerspricht. Das werde ich auch tun.

Da es international enorme Probleme mit den Papstäußerungen der letzten Monate gibt, hat der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, P. Lombardi, mittlerweile "Hilfestellung" gegeben, wie man mit der entstandenen Verwirrung umgehen soll.

Welche Herangehensweise P. Lombardi bei verwirrenden Papstäußerungen allen angeraten hat, folgt hier in eigener Übersetzung aus dem Englischen, Original findet sich unten:

Die wohlmöglich aufschlussreichste Herangehensweise an das ganze kam von Lombardi selbst, der sagte, wir sähen die Entstehung eines ganz neuen Genres päpstlicher Ansprachen – informell, spontan und manchmal bezüglich der endgültigen Ausfeilung anderen anvertraut
Frage von mir: Meint P. Lombardi mit letzterem Leute wie den Atheisten Eugenio Scalfari und sein berüchtigtes Papstinterview?
Ein neues Genre, so meinte Lombardi, brauche auch eine neue „Hermeneutik“, eine die nicht so viel Wert auf einzelne Worte legt, sondern mehr auf den Gesamtsinn.
„Dies (die Ansprachen im neuen päpstliche Genre) ist nicht der Denzinger,“ sagte er unter Bezugnahme auf die berühmte deutsche Sammlung offizieller kirchlicher Lehrschreiben, „und es ist nicht Kirchenrecht."
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
„Was der Papst macht, ist pastorale Reflektionen zu geben, die nicht vorab Wort für Wort von 20 Theologen überprüft wurden, damit sie in allem präzise sind.“ sagte Lombardi ferner.
Ein weiteres Schmankerl.
„Seine Ansprachen müssen von Enzykliken oder einer postsynodalen Apostolischen Exhortation unterschieden werden, die beide lehramtliche Dokumente sind.“
Es dürfte dem Vatikan nicht entgangen sein, dass sich die internationalen Medien inklusive aller LGTB-NGOs aber so benehmen und so jubeln, als gehörte jedes seiner in den letzten Monaten geäußerten Worte zu einem lehramtlichen Dokument und zwar zu dem "neuen" von der Welt seit 2000 Jahren gewünschten Lehramt. 

Außerdem, was sagt P. Lombardi hiermit: Der Papst ist nicht fähig, sich auch ohne 20 Theologen so auszudrücken, dass es, abgeglichen mit dem Lehramt und dem Kirchenrecht, nicht zu beanstanden ist. 
Dazu passt die Art der Probleme, die Papstfreund und Tübinger Dogmatiker Peter Hünermann beschrieb:
Nach Einschätzung des 84-Jährigen wird das neue Kirchenoberhaupt künftig Bistümern und Gemeinden mehr Freiheiten gewähren und die Kontrollen durch Rom zurückfahren. Wie weit in der Vergangenheit die Gängelung ging, schildert Hünermann an einem eindrücklichen Beispiel. 
So habe einmal Bergoglio selbst ein Dokument der argentinischen . Bischofssynode erstellt nach Rom geschickt. Das Papier sei dann aber vom Vatikan an sage und schreibe 127 Stellen korrigiert worden. 
Aber machen wir weiter im Text mit P. Lombardi:
In eine solche Reaktion eingeschlossen ist, dass der Papst wahrscheinlich weiter fortfahren wird, aus der Hüfte zu schießen und manchmal wird er Stimmen außerhalb des engen Kreises von autorisierten Sprechern erlauben, der Welt zu sagen, was er gesagt hat, im Vertrauen darauf, dass sie das Wesentliche verstanden haben, wobei sie wohlmöglich nicht alle Einzelheiten darlegen. Zu versuchen, jede Zeile oder jede Anekdote unter ein Mikroskop zu legen, würde unter diesen Umständen Zeitverschwendung sein.
Mit anderen Worten: was gerade Kardinal Dolan macht, nämlich aufklären zu wollen, ob die Anekdote, dass dem Papst ein Licht erschienen ist, als er allein war nach seiner Wahl, wie Herr Scalfari im berüchtigten Interview behauptet hat (hier der betreffende Teil im Wortlaut), oder ob es ihm nicht erschienen ist, weil der Papst laut Kardinal Dolan nach seiner Wahl gar nie allein warist Zeitverschwendung, weil das ganze nur eine Anekdote ist, die man nicht unter das Mikroskop legen muss!
Der Papst hat eben einfach dem Atheisten und Kirchenfeind Scalfari, der außerhalb des offiziellen Zirkels seiner Sprecher steht, anvertraut, der Welt mitzuteilen, was dieser meint, in der Unterhaltung mit dem Papst im Wesentlichen verstanden zu haben. 
Na bravo, in Absurdistan wird es nicht anders zugehen.

P. Lombardi meinte zudem, dass der Papst sich wohl außerdem zu Wort gemeldet hätte, wenn er meinen würde, in der Unterhaltung bzw. dem Interview mit Herrn Scalfari, von dem dieser übrigens interessanterweise keinerlei Aufzeichnungen gemacht hat, "ernsthaft missverstanden" worden zu sein.

Da P. Lombardi zum offiziellen Kreis der autorisierten Sprecher des Papstes gehört, können wir aber hier wohl sicher sein, dass dieser das sagt, was auch der Papst meint, diesmal sogar Wort für Wort. Daher noch mal alles genau lesen.

Der Atheist Herr Scalfari hat Erfahrung mit hochrangigen kirchlichen Interviewpartnern. Er hat schon mit Kardinal Martini ein Interviewbuch gemacht hat, der Mitglied der italienischen Freimaurerei war. „Zufällig" ist Herr Scalfari selber auch Freimaurer und kommt aus einer Familie mit langer Freimaurertradition. 
Dass Papst Franziskus Kardinal Martini schon mehrmals über den grünen Klee gelobt hat und ihn gar als Vater der Gesamtkirche bezeichnet hat, ist allgemein bekannt. Dass Kardinal Martini Kardinal Bergoglio schon beim vorletzten Konklave zum Papst haben wollte, auch.

Und dies sagte P. Lombardi auch noch:

Wenn der Papst sich selbst formell und mit Präzision ausdrücken möchte, hat er andere Möglichkeiten. (d.i. als das neue Genre von päpstlichen Ansprachen oder Interviews mit Personen, die außerhalb des Kreises seiner offiziellen Sprecher stehen und gerne auch zur Freimaurerei gehören dürfen).
Mit anderen Worten von mir zusammengefasst (heutzutage genannt das "wesentliche“ laut Lombardi): Jetzt wissen alle, dass Papst Franziskus genau weiß, was er mit solchen Interviews und Stehgreifhomilien tut. 

Damit müssen sich die international zahlreichen Papstapologeten, die ihn seit Monaten ungewollt für etwas bis ziemlich dumm erklären, indem sie für ihn, einen 76jährigen, der vorher 12 Jahre lang Kardinal war, anführen, er hätte eben immer noch nicht ganz verstanden, welches Amt er in der Kirche bekleidet und ihm daher auch nach sechs Monaten immer noch Zeit geben wollen, das irgendwann in Erfahrung zu bringen, nun etwas anderes zur Entschuldigung der Verwirrung, die er stiftet, einfallen lassen.

Die Verwirrung unter den Katholiken ist international jedenfalls perfekt, ich kann mich in meinen sieben Jahren als Katholikin nicht erinnern, je Zeiten gesehen zu haben, in denen in diesem Ausmaß jeder Katholik gegen jeden war. Die Verwirrung wird wohl noch zunehmen, da wir laut P. Lombardi, einem offiziellen Sprecher des Papstes, auf weitere "Hüftschüsse" und Interviews
mit "Stimmen außerhalb des engen Kreises von autorisierten Sprechern" von Papst Franziskus warten dürfen.

There continues to be debate over how reliable the text of the conversation presented in La Repubblica is at the level of detail. While Lombardi took pains to stress that the "sense" of the text is "trustworthy," saying that if Francis felt his thought had been "gravely misrepresented" he would have said so, he stopped short in reply to a question I asked during a briefing of affirming that the pope actually pronounced, word-for-word, all the lines attributed to him.
(...)
Perhaps the most insightful take on all this came from Lombardi himself, who said we're seeing the emergence of a whole new genre of papal speech -- informal, spontaneous and sometimes entrusted to others in terms of its final articulation. A new genre, Lombardi suggested, needs a "new hermeneutic," one in which we don't attach value so much to individual words as to the overall sense.
"This isn't Denzinger," he said, referring to the famous German collection of official church teaching, "and it's not canon law."
"What the pope is doing is giving pastoral reflections that haven't been reviewed beforehand word-for-word by 20 theologians in order to be precise about everything," Lombardi said. "It has to be distinguished from an encyclical, for instance, or a post-synodal apostolic exhortation, which are magisterial documents."
Implicit in that reaction is that the pope is probably going to continue to shoot from the hip, and sometimes he'll allow voices outside the narrow circle of authorized spokespersons to tell the world what he said, trusting them to get the gist of it and perhaps not sweating the details. Trying to put every line or every anecdote under a microscope in those circumstances may be a waste of time.
If the pope wants to express himself formally and with precision, Lombardi implied, he has other ways of doing it.
http://ncronline.org/blogs/all-things-catholic/council-cardinals-pope-interviews-assisi-francis-mystic-and-war-christians



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