Donnerstag, 6. April 2017

Wie ein Katholik das Leiden sehen sollte

Oft hört man ungerechte Anklagen gegen Gottes Vorsehung, denn der Unglaube wendet ein: Wenn ein gütiger Gott die Welt regiert, so dürfte es in ihr keine Leiden geben.

Wofür hält der Christ die Leiden?


Der Christ hält die Leiden für Gnadenerweise, durch die Gott seine Auserwählten zur ewigen Seligkeit führen will.

„Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er.“ (Hebr. 12,6)

Viele wollen nicht glauben, dass Gott ihr bester Vater ist, weil er sie mit Leiden heimsucht. „Wo ist Gottes Vatersorge,“ sprechen sie, „wenn Unglück über Unglück über mich hereinbricht!“ Wie manches schwachgläubige Menschenherz ist daran gescheitert. 


Warum gibt es überhaupt Leiden? Das ist das große „Warum“, über das manche nicht hinwegkommen, das ihren Glauben wankend macht und sie mit Bitterkeit erfüllt. Sind die Leiden wirklich ein Beweis, dass es keinen Gott gibt? Darauf gibt uns der christliche Glaube eine klare und bestimmte Antwort.
Das Christentum erst hat Licht über alle Fragen ausgegossen, besonders auch über die Leidensfrage. Christus hat Licht in die rechte Auffassung vom Leid gebracht, besonders auch in das schwer verständliche Leid des Gerechten. Die wahre Religion lehrt uns nicht nur fromm leben, sondern auch geduldig leiden. 

Wenn Gott uns Leiden schickt, so tut er es in bester Absicht.

„Kommt dir ein Schmerz , so halte still
und frage, was er von dir will.
Die ewige Liebe schickt dir keinen
nur darum, dass du solltest weinen.“

Das Leiden soll nach Gottes heiligem Willen für uns die Segensquelle werden. Gott liebt uns, aber seine Liebe zu uns ist nicht blind. Er hat nicht nur unser zeitliches Wohl, sondern vor allem unser ewiges Heil im Auge. Das Leiden soll uns Wegweiser nach oben sein. Das Leiden soll unser Herz von der Welt lösen. Erst im Leiden lernt der Mensch begreifen, dass die Erde nicht seine wahre Heimat ist.

Auf dem Dornenpfad des Leidens gelangen wir sicherer und schneller zum Himmel als auf jedem anderen Wege. Das Leiden bringt uns zur Sinnesänderung und ist eine Aufforderung zur Besserung.

Wir sollen die Leiden und Mühsale des Lebens im Geiste der Buße willig auf uns nehmen. Kreuz und Sünde stehen in enger Beziehung zueinander. Durch willig getragenes Leiden können wir überreichen Lohn verdienen und Sündenstrafen sühnen. Das Leid endet bald und wandelt sich in der Ewigkeit in unaussprechliche Freude und Seligkeit.

Doch erst beim Weltgericht werden wir in allen Rätseln und Dunkelheiten unseres Lebens gnadenvolle Fügungen Gottes erkennen. Schau einen Teppich auf der Rückseite an, und du siehst nur ein planloses Durcheinander von Fäden, kehre ihn aber um, so treten kunstvoll gearbeitete Bilder dir vor Augen.


Alles aus: Pfr. Friedrich Rosenmeyer, Konvertitenkatechismus, mit Imprimatur, 1933


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