Über einen Teil der Wunder Gregors hier
Das Folgende ist alles aus alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858
Worin besteht die wahre Heiligkeit?
Unglaublich würden die Wundertaten des heiligen Gregorius sein, wenn nicht zwei heilige Männer, der heilige Basilius und der heilige Gregor von Nyssa, sie uns erzählten, welche sie von ihrer heiligen Großmutter Makrina, die den heiligen Gregor sah und predigen hörte, vernommen hatten.
So viele und große Wunder auch der heilige Gregor wirkte, so hielt er sich deswegen doch nicht für gerecht, vielmehr wurde er dadurch nur noch demütiger und noch besorgter für das Heil seiner Seele. Er wußte, dass ihm Gott die Wundergabe nur verliehen habe, um das Reich des Satans unter den Heiden zu zerstören und Seinen heiligsten Namen zu verherrlichen.
Wenn man ihn der Wunder wegen, die er wirkte, bewunderte oder lobte, dann wurde er betrübt und beschämt. Er trug deshalb auch immer heilige Reliquien bei sich, um diesen die Wunder zuschreiben zu können. — So sehr er von dem Gedanken entfernt war, wegen der Wundergabe sich für heilig zu halten, geht aus der Furcht hervor, welche er immer vor Gottes Gericht hatte. „Fürchtet Gott, fürchtet seine Gerichte," das waren die Worte, welche er immer den Gläubigen zurief.
Er wußte gar wohl, dass Judas, der Apostel, trotzdem, dass er Teufel austrieb, dennoch verdammt wurde und in die Gewalt des Teufels fiel.
Er setzte daher die Heiligkeit, nach der er strebte, und alle Menschen, auch du, lieber Leser, streben müssen, nicht in Wunderwirken, sondern in die Demut, in die Gottesfurcht, in die Zurückgezogenheit von der Welt, in die Verachtung der Erdengüter und in die Liebe zu Gott und dem Nächsten.
Daher rief er oft seinen Schäflein zu: „Das ist das größte Gut, sich an Gott halten, in ihm bleiben, und sich von jeder Sünde enthalten. Heilige Gottesfurcht aber ist das vortrefflichste Gut. Ich sage euch offen und kurz: „Fürchtet Gott den Herrn aller Wesen, und haltet seine Gebote; und seid überzeugt, dass einst Alles vor sein Gericht gezogen und jeder von ihm Lohn oder Strafe empfangen wird, wie er es durch gute oder böse Werke verdient hat!" —
Wenn du daher, lieber Leser, im Leben so mancher Heiligen große Wundertaten erzählt findest, welche sie wirkten, so bewundere und lobe die Allmacht Gottes, in dessen heiligem Namen sie dieses taten, schaue aber mehr auf ihr tugendhaftes Leben, auf ihre guten Werke, und ahme sie nach. Nur dadurch wirst du heilig und selig.
Gewiß ist im Himmel eine unzählbare Schar von Heiligen, von denen kein Wunder bekannt ist und von denen viele auch kein Wunder gewirkt haben, aber demütig, sanftmütig, gottesfürchtig, arm im Geist, reinen Herzens, barmherzig, von der Welt zurückgezogen und über Alles Gott liebend mußten sie alle gewesen sein.
Nach diesen Tugenden strebe aus allen Kräften und du wirft heilig und selig werden auch ohne Wunder. Danach hat auch der heilige Gregor sein ganzes Leben lang gestrebt, und so wenig auf die Wunder gehalten, die er mit Gottes Gnade gewirkt, dass er nach seinem Tode wie ein Fremdling vergessen sein wollte, zufrieden, dass sein Name im Himmel angeschrieben war.
Gebet. O lieber heiliger Gregorius, bitte für mich bei Gott, dass er mir ein recht großes Verlangen nach einem heiligen Leben einflößen und die Gnade geben möge, jene Tugenden eifrig zu üben, welche zur Heiligkeit und Seligkeit führen. Amen.
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