Dienstag, 13. November 2012

Über das Lehramt der katholischen Kirche

"(...) Die Kir­che hat ein Lehr­amt. Ja, der Hei­land gab ja sei­nen Apos­teln den Lehr­auf­trag: „Gehet hin in alle Völ­ker und leh­ret sie – leh­ret sie! – alles hal­ten, was ich euch gesagt habe.“ „Pre­digt das Evan­ge­lium allen Geschöp­fen“, so sagt der Herr nach der Auf­er­ste­hung, und: „Ihr sollt meine Zeu­gen sein in Jeru­sa­lem und Judäa und Gali­läa bis an die Gren­zen der Erde.“ 

Das war der Lehr­auf­trag, den Jesus den Apos­teln gege­ben hat. Und sie haben ihn auf­ge­nom­men, und sie haben ihn aus­ge­führt. Schon am Pfingst­tage tritt Petrus vor die Menge und hält die erste große Mis­si­ons­pre­digt. Keine Gewalt konnte sie vom Glau­bens­zeug­nis abhal­ten, keine Dro­hung konnte sie ein­schüch­tern. „Wir kön­nen unmög­lich von dem schwei­gen, was wir gese­hen und gehört haben“, so sagen sie dem Hohen Rat, als er sie zur Stille, zum Schwei­gen ver­pflich­ten will. Nein, nicht ein­mal die Pflicht der Liebe konnte sie hin­dern, das Evan­ge­lium zu ver­kün­den. 

Als sie sahen, dass der Dienst an den Armen ihnen zu viel Zeit und Kraft kos­tete, da haben sie die Dia­kone bestellt, die Dia­kone, die dem Tisch die­nen soll­ten, wäh­rend sie das Wort Got­tes ver­kün­den. Und schließ­lich haben sie auch ihren Lehr­auf­trag wei­ter­ge­ge­ben. Vier von den Jün­gern Jesu haben ein Evan­ge­lium geschrie­ben, Matt­häus, Mar­kus, Lukas und Johan­nes. 

Die Apos­tel haben Mis­sio­nare bestellt, den Pau­lus und den Bar­na­bas, und diese wie­derum haben Bischöfe auf­ge­stellt, die Herde Got­tes zu wei­den, und ihnen Auf­träge gege­ben. „Ich beschwöre dich vor Gott“, schreibt Pau­lus an sei­nen Schü­ler Timo­theus, „ich beschwöre dich vor Gott, dass du das Wort ver­kün­dest, gele­gen oder unge­le­gen. Was du gehört hast von mir, das ver­traue zuver­läs­si­gen Män­nern an.“ Damit ist das Tra­di­ti­ons­prin­zip in der Kir­che begrün­det, wie es im 2. Timo­theus­brief heißt. 

So trägt die Kir­che die Wahr­heit Got­tes wei­ter, von Jahr­hun­dert zu Jahr­hun­dert, unbe­irrt und nie ver­ges­send. Eben erle­ben wir es wie­der in der Bischofs­syn­ode, wie die Kir­che im Hei­li­gen Vater und sei­nem Mit­ar­bei­ter­stab die Wahr­heit ver­tei­digt. 

Kar­di­nal Arinze hat fei­er­lich bekräf­tigt: „Es ist nicht Men­schen­sat­zung, son­dern es ist Got­tes Wort, dass der Kom­mu­ni­o­nun­wür­dige nicht kom­mu­ni­zie­ren kann.“ Das ist die Spra­che der ewi­gen Wahr­heit. 
Wer nicht frei von schwe­rer Sünde ist, ist unfä­hig, wür­dig, frucht­bar die hei­lige Kom­mu­nion zu emp­fan­gen. 

Die Kir­che ist auto­ri­tär. Sie biegt sich nicht vor den Win­den. Sie unter­wirft sich nicht Mei­nungs­um­fra­gen. Sie ruft nicht unreife Jugend zur Höhe des Lehr­am­tes. Sie löscht auf den Tafeln ihrer Gesetze nicht die Form der Ver­pflich­tung: „Du sollst!“ So will es die Struk­tur des Dog­mas.

Und so ist die Kir­che Leh­re­rin bis heute geblie­ben in der all­täg­li­chen Ver­kün­di­gung wie in der fei­er­li­chen Leh­rent­schei­dung. Wir wis­sen, dass die Kir­che im Besitz der Unfehl­bar­keit ist. 


Die ganze Kir­che kann nie­mals in Irr­tum ver­fal­len, denn sonst hät­ten die Pfor­ten der Hölle sie über­wäl­tigt; dann wäre das Wort des Herrn unnütz gewor­den: „Ich bin bei euch.“ Nein, die Kir­che kann nie­mals als ganze in den Irr­tum ver­fal­len, und zur Garan­tie ihrer Wahr­heit hat der Herr ein unfehl­ba­res Lehr­amt auf­ge­stellt. Jawohl: Unfehl­bar! 

Wenn der Papst als obers­ter Hirt und Leh­rer der Kir­che spricht, wenn er her­vor­hebt, dass er jetzt die ganze Fülle sei­ner Gewalt in Anspruch nimmt, wenn er erklärt, dass es eine end­gül­tige und nie­mals auf­zu­he­bende Ent­schei­dung ist, dann ist er als Ein­zel­per­son, aber obers­ter Reprä­sen­tant der Kir­che im Besitz der Unfehl­bar­keit, die der gan­zen Kir­che zukommt.

Neben ihm könnte – könnte – auch ein All­ge­mei­nes Kon­zil, also die Bischöfe, die mit ihm ver­eint sind, unfehl­bare Wahr­hei­ten ver­kün­den. Das ist zuletzt gesche­hen im Jahre 1870. Damals hat das Erste Vati­ka­ni­sche Kon­zil zwei Dog­men ver­kün­det, näm­lich ers­tens, dass der Papst die Unfehl­bar­keit besitzt, und zwei­tens, dass er den Uni­ver­sale­pis­ko­pat über die ganze Kir­che inne­hat. 

Seit­dem hat kein Kon­zil mehr unfehl­bar gespro­chen. Das letzte Kon­zil war ein Pas­to­ral­kon­zil, das Wahr­hei­ten dar­ge­legt hat, aber an kei­ner Stelle in Anspruch genom­men hat, unfehl­bar zu ver­kün­den. (...)

Alles aus der Predigt Der Auftrag der Kirche von Prälat Georg May

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...