Dienstag, 12. Februar 2013

Die bleibende Warnung des Papstes zur Zukunft der Welt

ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
BEIM WEIHNACHTSEMPFANG FÜR DAS KARDINALSKOLLEGIUM UND DIE MITGLIEDER DER RÖMISCHEN KURIE
SOWIE DES GOVERNATORATS:

"Sala Regia", Apostolischer Palast
Montag, 20. Dezember 2010:

Neben sehr wichtigem und lesenswerten anderem, sagte der Papst damals:
"(...) Dieser aus dem christlichen Erbe gekommene Grundkonsens ist da gefährdet, wo an seine Stelle, an die Stelle der moralischen Vernunft, die bloße Zweckrationalität tritt, von der ich vorhin gesprochen hatte. Dies ist in Wirklichkeit eine Erblindung der Vernunft für das Eigentliche. 
Gegen diese Erblindung der Vernunft anzukämpfen und ihr die Sehfähigkeit für das Wesentliche, für Gott und den Menschen, für das Gute und das Wahre zu erhalten, ist das gemeinsame Anliegen, das alle Menschen guten Willens verbinden muß. Es geht um die Zukunft der Welt.(...)"
Der letzte Satz kommt in der ingesamt besseren englischen Übersetzung des Vatikan deutlicher heraus und hat daher im englischen Sprachraum auch für etwas mehr Aufsehen gesorgt, als bei uns, übersetzt lautet er etwa so: Nichts weniger als die Zukunft der Welt steht auf dem Spiel.
This fundamental consensus derived from the Christian heritage is at risk wherever its place, the place of moral reasoning, is taken by the purely instrumental rationality of which I spoke earlier. In reality, this makes reason blind to what is essential. 
To resist this eclipse of reason and to preserve its capacity for seeing the essential, for seeing God and man, for seeing what is good and what is true, is the common interest that must unite all people of good will. The very future of the world is at stake.
Unter anderem spricht der Papst über die Apokalypse des Johannes:

"(...) Es gibt einen Markt der Kinderpornographie, der irgendwie von der Gesellschaft immer mehr als etwas Selbstverständliches angesehen zu werden scheint. Die seelische Zerstörung der Kinder, in der Menschen zum Marktartikel gemacht werden, ist ein erschreckendes Zeichen der Zeit. Von Bischöfen aus den Ländern der Dritten Welt höre ich immer wieder, wie der Sextourismus eine ganze Generation bedroht und sie in ihrer Freiheit und Menschenwürde beschädigt.

Die Apokalypse des heiligen Johannes rechnet es unter die großen Sünden Babylons, das heißt der gottlosen Riesenstädte der Welt, daß sie mit Leibern und mit Seelen Handel treiben und sie zur Ware machen (Apk 18, 13). 
In diesem Zusammenhang steht auch das Problem der Droge, die mit wachsender Gewalt ihre Polypenarme um den Erdball streckt – sichtbarer Ausdruck der Diktatur des Mammons, der den Menschen pervertiert. Alle Lust wird zu wenig, und die Übersteigerung in der Lüge des Rausches wird zur Gewalt, die ganze Regionen zerfleischt und dies im Namen eines fatalen Mißverständnisses von Freiheit, bei dem gerade die Freiheit des Menschen untergraben und schließlich vollends aufgelöst wird.

Um diesen Mächten entgegenzutreten, müssen wir einen Blick auf ihre ideologischen Grundlagen werfen. In den 70er Jahren wurde Pädophilie als etwas durchaus dem Menschen und auch dem Kind Gemäßes theoretisiert. Dies aber war Teil einer grundlegenden Perversion des Konzepts von Ethos.

Es wurde – auch bis in die katholische Theologie hinein – behauptet, das in sich Böse gebe es so wenig, wie es das an sich Gute gebe. Es gebe nur „besser als“ und „schlechter als“. Nichts sei in sich gut oder schlecht. Alles hänge von den Umständen und von der Zwecksetzung ab. Je nach den Zwecken und Umständen könne alles gut oder auch schlecht sein. Moral wird durch ein Kalkül der Folgen ersetzt und hört damit auf, als solche zu bestehen. Die Folgen dieser Theorien sind heute offenkundig.

Ihnen gegenüber hat Papst Johannes Paul II. 1993 in seiner Enzyklika Veritatis Splendor mit prophetischer Kraft in der großen rationalen Tradition des christlichen Ethos die wesentlichen und bleibenden Grundlagen moralischen Handelns herausgestellt. Dieser Text muß heute als Weg der Gewissensbildung neu ins Zentrum gerückt werden. 
Es ist unsere Verantwortung, in der Menschheit diese Maßstäbe als Wege der wahren Humanität neu hörbar und verstehbar zu machen in der Sorge um den Menschen, in die wir hineingeworfen sind. (...)"

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