Hauptteil
Der Herr wollte seine Familie prüfen, und weil die uns von Gott überlieferte Lehre durch den langen Frieden1 gelitten hatte, so hat das himmlische Strafgericht den gesunkenen und, fast hätte ich gesagt, schlafenden Glauben wieder aufgerichtet; und obwohl wir durch unsere Sünden mehr verdienten, hat der Herr in seiner großen Milde alles so gnädig gefügt, daß alles Geschehene eher einer Prüfung glich als einer Verfolgung.
Die Männer fälschten den Bart1 , die Frauen schminkten ihr Gesicht; entstellt wurden die von Gottes Hand geschaffenen Augen und die Haare mit lügnerischen Mitteln gefärbt2 . Schlauer Trug diente dazu, die Herzen der Einfältigen zu täuschen, tückische Ränke halfen die eigenen Brüder überlisten.
Mit Ungläubigen knüpfte man das Band der Ehe, Heiden gab man die Glieder Christi preis. Man war nicht nur leichtfertig im Schwören, sondern man schwur auch Meineide; die Vorgesetzten verachtete man in übermütigem Dünkel, mit vergiftetem Munde verleumdete man einander, mit unerbittlichem Haß lebte man in gegenseitiger Feindschaft.
Gar viele Bischöfe, die doch den übrigen eine Mahnung und ein Vorbild sein sollten, vernachlässigten ihr göttliches Amt und wurden die Beamten weltlicher Herrscher3 ; sie verließen ihren Stuhl, ließen die Gemeinde im Stiche, reisten durch fremde Provinzen und trieben auf den Märkten ihr einträgliches Geschäft. Während die Brüder in der Gemeinde darbten, wollten sie Geld im Überflusse haben, brachten Grundstücke durch tückischen Betrug an sich und mehrten durch hohen Wucherzins ihr Kapital.
Was hätten wir demnach nicht alles für derartige Sünden zu erdulden verdient, da ja schon längst die göttliche Strenge im voraus gemahnt und gesagt hat:
„Wenn sie mein Gesetz verlassen und in meinen Rechten nicht wandeln, wenn sie meine Satzungen entheiligen und meine Gebote nicht halten, so will ich mit der Rute ihre Missetaten heimsuchen und mit Geißeln ihre Vergehen“4 .
Das alles ist uns vorausverkündigt und vorhergesagt. Ohne aber an das gegebene Gesetz und seine Beobachtung zu denken, haben wir selbst es durch unsere Sünden dahin gebracht, daß wir die Ahndung unseres Vergehens und die Prüfung unseres Glaubens durch strengere Mittel nötig machten, indem wir die Gebote des Herrn verachteten.
Ja, nicht einmal nachträglich ließen wir uns zur Furcht des Herrn bekehren, so daß wir dieser unserer Bestrafung und der göttlichen Prüfung uns geduldig und mutig unterzogen hätten.
Kap. 5. Denn die Verfolgung ist nichts anderes als eine von Gott gesandte Heimsuchung zur Prüfung unseres Glaubens.
Und dennoch, geliebteste Brüder, muß man der Wahrheit die Ehre geben, und das düstere Dunkel der feindseligen Verfolgung darf Herz und Sinn nicht so mit Blindheit geschlagen haben, daß gar kein helles Licht mehr übrig geblieben wäre, um die göttlichen Vorschriften überblicken zu können. Erkennt man die Ursache des Unheils, so läßt sich auch ein Heilmittel für die Wunde finden.
Der Herr wollte seine Familie prüfen, und weil die uns von Gott überlieferte Lehre durch den langen Frieden1 gelitten hatte, so hat das himmlische Strafgericht den gesunkenen und, fast hätte ich gesagt, schlafenden Glauben wieder aufgerichtet; und obwohl wir durch unsere Sünden mehr verdienten, hat der Herr in seiner großen Milde alles so gnädig gefügt, daß alles Geschehene eher einer Prüfung glich als einer Verfolgung.
1: Die Christen waren fast vierzig Jahre lang unbehelligt geblieben.
Kap. 6. Die schweren Mißstände, die sich mit der Zeit auch bei den Christen einschließlich ihrer Bischöfe eingeschlichen haben, hätten ein noch viel schlimmeres Strafgericht verdient
Da war jeder nur auf die Vergrößerung seines Vermögens bedacht, und ohne daran zu denken, was die Gläubigen früher zur Zeit der Apostel getan hatten und immer tun sollten, verlegte man sich, von unersättlicher Habgier entflammt, nur auf die Mehrung seines Besitzes.
Vergebens suchte man die ergebene Gottesfurcht bei den Priestern, die unbefleckte Treue bei den Dienern; da kannte man keine Barmherzigkeit in den Werken, keine Zucht in den Sitten.
Vergebens suchte man die ergebene Gottesfurcht bei den Priestern, die unbefleckte Treue bei den Dienern; da kannte man keine Barmherzigkeit in den Werken, keine Zucht in den Sitten.
Die Männer fälschten den Bart1 , die Frauen schminkten ihr Gesicht; entstellt wurden die von Gottes Hand geschaffenen Augen und die Haare mit lügnerischen Mitteln gefärbt2 . Schlauer Trug diente dazu, die Herzen der Einfältigen zu täuschen, tückische Ränke halfen die eigenen Brüder überlisten.
Mit Ungläubigen knüpfte man das Band der Ehe, Heiden gab man die Glieder Christi preis. Man war nicht nur leichtfertig im Schwören, sondern man schwur auch Meineide; die Vorgesetzten verachtete man in übermütigem Dünkel, mit vergiftetem Munde verleumdete man einander, mit unerbittlichem Haß lebte man in gegenseitiger Feindschaft.
Gar viele Bischöfe, die doch den übrigen eine Mahnung und ein Vorbild sein sollten, vernachlässigten ihr göttliches Amt und wurden die Beamten weltlicher Herrscher3 ; sie verließen ihren Stuhl, ließen die Gemeinde im Stiche, reisten durch fremde Provinzen und trieben auf den Märkten ihr einträgliches Geschäft. Während die Brüder in der Gemeinde darbten, wollten sie Geld im Überflusse haben, brachten Grundstücke durch tückischen Betrug an sich und mehrten durch hohen Wucherzins ihr Kapital.
Was hätten wir demnach nicht alles für derartige Sünden zu erdulden verdient, da ja schon längst die göttliche Strenge im voraus gemahnt und gesagt hat:
„Wenn sie mein Gesetz verlassen und in meinen Rechten nicht wandeln, wenn sie meine Satzungen entheiligen und meine Gebote nicht halten, so will ich mit der Rute ihre Missetaten heimsuchen und mit Geißeln ihre Vergehen“4 .
1: In der Schrift Ad Quirinum'[III, 84] zitiert Cyprian Lev 19, 27.
2: Vgl. die Schrift „De habitu virginum“ 14.
3: Nach einer anderen, vielleicht richtigeren Lesart ist hier statt regum zu setzen rerum: „sie wurden die Verwalter weltlicher Geschäfte“. Den Klerikern war es nämlich verboten, Sachwalter für das Eigentum anderer zu werden. [Vgl. den 1. Brief Cyprians.]
4: Ps 88,31f.
2: Vgl. die Schrift „De habitu virginum“ 14.
3: Nach einer anderen, vielleicht richtigeren Lesart ist hier statt regum zu setzen rerum: „sie wurden die Verwalter weltlicher Geschäfte“. Den Klerikern war es nämlich verboten, Sachwalter für das Eigentum anderer zu werden. [Vgl. den 1. Brief Cyprians.]
4: Ps 88,31f.
Kap. 7. Für den Kenner der Heiligen Schrift und ihrer warnenden Weissagungen kamen die Ereignisse keineswegs überraschend.
Ja, nicht einmal nachträglich ließen wir uns zur Furcht des Herrn bekehren, so daß wir dieser unserer Bestrafung und der göttlichen Prüfung uns geduldig und mutig unterzogen hätten.
Gleich bei den ersten Worten des drohenden Feindes hat eine ganz große Anzahl von Brüdern ihren Glauben preisgegeben, und nicht der Sturm der Verfolgung hat sie zu Boden geschmettert, sondern sie haben sich selbst in freiwilligem Falle niedergeworfen.
Was war denn, ich bitte euch, so Unerhörtes, was war denn so Außerordentliches vorgefallen, daß man den Christus geleisteten Treueid in jäher Hast brach, gleich als ob ganz unbekannte und unvermutete Ereignisse eingetreten wären?
Was war denn, ich bitte euch, so Unerhörtes, was war denn so Außerordentliches vorgefallen, daß man den Christus geleisteten Treueid in jäher Hast brach, gleich als ob ganz unbekannte und unvermutete Ereignisse eingetreten wären?
Haben das alles nicht schon zuerst die Propheten und dann später die Apostel verkündigt? Haben sie, des Heiligen Geistes voll, nicht stets die Drangsale der Gerechten und die Übergriffe der Heiden vorhergesagt?
Heißt es nicht in der göttlichen Schrift, die stets unseren Glauben waffnet und Gottes Diener durch himmlischen Zuspruch stärkt: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen“?1 Sagt sie nicht abermals, indem sie auf den Zorn des göttlichen Unwillens hinweist und zur Furcht vor der Strafe mahnt: „Sie haben solche angebetet, die ihre Finger gemacht haben, und der Mensch bückte sich, und der Mann demütigte sich, und ich werde es ihnen nicht vergeben“?2
Und wiederum spricht Gott und sagt: „Wer Göttern opfert außer dem Herrn allein, der wird ausgerottet werden“.3
Hat nicht auch im Evangelium nachmals der Herr, ein Lehrer in Worten, ein Vollbringer in Taten – denn er hat gelehrt, was zu tun sei, und getan, was er gelehrt hatte –, hat nicht auch er all das mit mahnender Stimme vorhergesagt, was jetzt geschieht und noch geschehen wird?
Hat er nicht schon im voraus den Leugnern ewige Strafen und den Bekennern heilbringende Belohnungen in Aussicht gestellt?
Der Rest seiner Schrift "De Lapsis", findet sich hierHeißt es nicht in der göttlichen Schrift, die stets unseren Glauben waffnet und Gottes Diener durch himmlischen Zuspruch stärkt: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen“?1 Sagt sie nicht abermals, indem sie auf den Zorn des göttlichen Unwillens hinweist und zur Furcht vor der Strafe mahnt: „Sie haben solche angebetet, die ihre Finger gemacht haben, und der Mensch bückte sich, und der Mann demütigte sich, und ich werde es ihnen nicht vergeben“?2
Und wiederum spricht Gott und sagt: „Wer Göttern opfert außer dem Herrn allein, der wird ausgerottet werden“.3
Hat nicht auch im Evangelium nachmals der Herr, ein Lehrer in Worten, ein Vollbringer in Taten – denn er hat gelehrt, was zu tun sei, und getan, was er gelehrt hatte –, hat nicht auch er all das mit mahnender Stimme vorhergesagt, was jetzt geschieht und noch geschehen wird?
Hat er nicht schon im voraus den Leugnern ewige Strafen und den Bekennern heilbringende Belohnungen in Aussicht gestellt?
Siehe auch : Prälat Prof. Georg May über den hl. Cyprian: Ein heiliger Martyrerbischof
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