Montag, 18. Februar 2013

Warum die Kirche ein Fastengebot eingesetzt hat

"(...) Die Kir­che weiß, dass der Mensch ohne Ent­sa­gung nicht beste­hen und auf dem Wege des Guten blei­ben kann. 
Des­we­gen hat sie ein regel­mä­ßi­ges Opfer­ge­bot ein­ge­setzt, näm­lich das Fas­ten­ge­bot. In Zei­ten, in denen die Kir­che weni­ger nach­gie­big war als heute, hat das Fas­ten­ge­bot einen gro­ßen Umfang gehabt. 

Da war zunächst ein­mal die große Fas­ten­zeit von Ascher­mitt­woch bis Kar­sams­tag. Vier­zig Tage lang durfte der Christ sich nur ein­mal täg­lich sät­ti­gen. 
Zu der gro­ßen Fas­ten­zeit kamen die vier klei­nen Fas­ten­zei­ten, näm­lich an den Qua­tem­ber­ta­gen. Vier­mal im Jahre waren der Mitt­woch, der Frei­tag und der Sams­tag Fast­tage. Zu die­sen bei­den Zei­ten kamen die Vigil­tage. Fünf Tage, die als Vor­tage von gro­ßen Fes­ten gehal­ten wur­den, waren Fast­tage. Vigil – Vor­tag – von Weih­nach­ten, Ostern, Pfings­ten, Mariä Him­mel­fahrt und Aller­hei­li­gen.

Beim Fas­ten unter­schei­det die Kir­che zwei Arten, das Abbruchs­fas­ten und das Ent­hal­tungs­fas­ten. 
Das Ent­hal­tungs­fas­ten besteht darin, dass man auf Fleisch ver­zich­tet, nicht weil das Fleisch böse ist, son­dern weil wir die Ent­hal­tung brau­chen, um uns zu zügeln, um der Ess­lust eine Schranke zu set­zen. Wer sich im Essen nicht beherr­schen kann, der kann sich gewöhn­lich auch auf ande­ren Gebie­ten nicht beherr­schen

Des­we­gen hat die Kir­che das Frei­tags­ge­bot ein­ge­führt, Frei­tag des­we­gen, weil die­ser Tag der Ster­be­tag unse­res Herrn ist. Wir sol­len da nicht nur an sein Lei­den den­ken, wir sol­len auch sein Lei­den üben, und das geschieht eben durch die Ent­hal­tung von Fleisch. Das ist ein wich­ti­ges Kenn­zei­chen des katho­li­schen Chris­ten.

Dazu kommt das Abbruchs­fas­ten. Ich hatte eben die Zei­ten genannt, die als Abbruchs-Fas­ten­zei­ten gal­ten. Sie sind eine Erin­ne­rung. 
Es ist fast unver­ständ­lich, dass die kirch­li­chen Auto­ri­tä­ten so nach­gie­big sind, dass sie all diese gewich­ti­gen und uner­läss­li­chen Übun­gen haben fal­len las­sen. Wir haben heute nur noch zwei volle Fast­tage, näm­lich Ascher­mitt­woch und Kar­frei­tag. Das Frei­tags­fas­ten ist ent­fal­len, jeder kann es hal­ten, wie er will. Er kann Fleisch essen oder nicht. Er soll irgend ein Opfer brin­gen. 
Ja, was bringt er denn für ein Opfer, wenn er nicht ein­mal vom Fleisch sich ent­hal­ten kann? Ich halte diese Ent­wick­lung für bedenk­lich. 
Wir soll­ten in die­ser Lage das, was uns an Füh­rung fehlt, durch eigene Über­le­gung und durch eigene Anstren­gung wett­zu­ma­chen ver­su­chen. Abbruchs­fas­ten und Ent­hal­tungs­fas­ten soll­ten uns ste­tige und liebe Gewohn­hei­ten sein, denn wir kön­nen nicht anders beste­hen, als dass wir uns durch Über­win­dung im Guten üben. 

„Durch das Fas­ten des Lei­bes“, so heißt es in der Prä­fa­tion, „unter­drückst du die Sünde, erhebst du den Geist, spen­dest Tugend­kraft und Lohn.“ 
Das sind die Wir­kun­gen des Fas­tens: Unter­drü­ckung der Sünde, Erhe­bung des Geis­tes, Gewinn an Tugend­kraft und an Ver­dienst. (...)"

alles aus der Predigt von Prof. Dr. Georg May: Opfer und Leid im Leben des Christen



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