Montag, 13. Mai 2013

Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen

„Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen." Pred. 3, 7. 
Der hl. Johannes war ein besonderer Freund des Stillschweigens, er tat dies aber nur, um desto mehr mit Gott im Gebete reden zu können, um immer gesammelten Geistes zu sein und mit seiner Zunge nicht anzustoßen. 
Aber du musst nicht denken, dass Johannes gar kein Wort geredet hat; er redete, aber zur rechten Zeit. Es wäre ja ein Fehler, zu schweigen, wo man reden musswie es ein Fehler ist, zu reden, wo man schweigen soll.

O wie zahlreich und wie groß sind oft die Sünden, welche mit der Zunge geschehen; mit Recht nennt der hl. Jakob die Zunge eine Welt voll Ungerechtigkeit; und betet der weise Mann (22,23): 
„Wer stellt vor meinen Mund eine Wache und drückt auf meine Lippen ein festes Siegel, dass ich durch sie nicht falle und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürze!"
Wann aber soll man reden; oder welches sind die Regeln des Redens, um nicht anzustossen? Die Heiligen geben folgende an:

1) Soll man reden nach reiflicher Überlegung. „Jedes Wort werde zuerst erwogen, dann gesprochen," schreibt der hl. Augustin. 

„Der Toren Herz ist in ihrem Munde" heißt es im Buche Sirach 2l, 29, d. h. die törichten Menschen schwätzen, ohne zu denken, sie reden nur, um reden zu können. 
„Von jedem unnützen Worte aber musst du Rechenschaft geben", sagt Jesus.

2) Soll man nur reden, was ehrbar ist und das mit reiner Absicht zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen. Gar manche, sagt der hl. Bonaventura, reden Gutes und Frommes, aber aus Eitelkeit!!

3) Soll man beim Reden bedenken, zu wem und vor welchen Leuten man redet;

4) Soll man immer zur rechten Zeit reden; wenn nämlich das Reden einen Nutzen bringt und Schweigen eine Sünde wäre.

5) Soll man mit sanfter Stimme reden, mit heiterem Gesicht; und im Zorne und bei aufgeregtem Gemüte schweigen, bis die Ruhe wieder eingekehrt ist.

Übrigens ist es immer besser, nicht viel zu reden und gerne zu schweigen. Das Schweigen wird dich selten, wohl aber oft das Reden reuen, und wegen des Schweigens wirst du gewiss einst nicht so gestraft werden, als wegen des Redens. 
Daher hat auch der hl. Arsenius öfters ausgerufen: 
„Oft hat es mich gereut, gesprochen, aber nie, geschwiegen zu haben." 
Entschließe dich daher, deine Zunge beständig zu bezähmen; gelingt es dir, dann hast du ein großes Werk vollbracht. Mache daher öfters ein Kreuz auf deinen Mund und denke: 
„O mein Gott, ich weihe dir meine Zunge; ich will sie nicht anders als zu deiner Ehre gebrauchen, hilf mir, daß ich sie bezähme!!"
alles aus: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben. Stadtpfr. Georg Ott, mit oberhirtlicher Gutheißung, Verlag F. Pustet, 1858


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