Mittwoch, 4. März 2015

Vor allem von der Andacht hängt der Erfolg eines Gebetes ab

Welche Eigenschaften sollte ein Gebet haben?
Als erste Eigenschaft ist die Andacht zu nennen. Die beim Beten notwendige Andacht ist nicht mit der dabei notwendigen Aufmerksamkeit gleich zu setzen.

Dank der Aufmerksamkeit richtet sich der Geist auf Wortlaut und Inhalt des Gebetes; dank der Andacht gibt sich der Wille leicht und gern dem Dienste Gottes hin (S.th.2,2,q.82,a.1). 
Es wäre also denkbar, dass etwa die Aufmerksamkeit vorhanden wäre, jedoch die Andacht fehlte. 

Worin besteht die Andacht?
Die Andacht besteht somit in der bereitwilligen Hingabe an den Dienst Gottes, in einer andauernden Willensrichtung auf Gott, in dem demütigen Willen, Gott als den höchsten Herrn zu verehren.

Wie gelangt man zur Andacht?
Die andächtige Stimmung des Herzens ergibt sich aus der Betrachtung der Güte Gottes und der göttlichen Wohltaten, diese Betrachtung führt zur Liebe Gottes, die sich als nächste Ursache der Devotion erweist, verstärkt wird die Stimmung der Devotion durch die Betrachtung der eigenen Fehler. (Matth. 6,5. IPetri 5,5. Jak. 4,6. Luk. 18,10ff. u.ö. S.th. 2,2,q.82,a.3).

Vor allem von der Andacht hängt der Erfolg des Gebetes ab (S.th. Suppl., q.72,a.2ad2). 
Der heilige Augustinus sagt daher: „Sit orantis affectus, et erit exaudientis effectus“, ist der Affekt des Betenden vorhanden, so wird der Erfolg nicht ausbleiben (Sermo 56,5)

Entscheidend ist immer die Richtung des Herzens auf Gott, corde clamandum est, mit dem Herzen muss man laut zu Gott rufen (Augustinus, Enarr. in Ps. 118, sermo 29,1.) .

Dies ist jedoch nicht so gemeint, als müsste man die Andacht fühlen, und als wäre ein Gebet bei Trockenheit des Gemütes (ariditas mentis) wertlos, vielmehr gilt auch hier: 
je mehr Energie des Willens, Affekt in diesem Sinne genommen, aufgewendet wird, umso größer wird die sittliche Bedeutung des Gebetes; ja wenn das Gefühl kalt bleibt und wir das bedauern, so heißt das schon beten, quia, si vel hoc dolemus, iam oramus. (Augustinus, De div. quaest. Ad. Simplic. I, 21.)
(…)

Ursachen des Mangels an Andacht

Andachtslosigkeit kann auf verschiedene Ursachen zurückgehen. Es kann sich dabei um Versuchung oder um göttliche Heimsuchung und Erprobung handeln, deren Frist von Gott weise festgesetzt ist; zuweilen jedoch ist der Grund in krankhaften Zuständen zu suchen. 
Ferner kann die Dürre des Gemütes eine selbstverschuldete sein, so beim Sünder, der in schweren Sünden dahinlebt oder dahinlebte, so bei Indifferenten und Trägen, der jede Anstrengung im Dienstes des Seelenheils für überflüssig hält oder feig vermeidet, oder beim Kinde dieser Welt, dessen Gedanken im Nichtigen aufgehen.

Ist jedoch der gute Wille und entsprechende Energie vorhanden, so ist das Gebet um das für das Seelenheil Nützliche niemals umsonst, trotz der Dürre des Gemütes; ja tatsächlich wird das Gebet umso wertvoller sein, je mehr Energie aufgewandt wird und je mehr man bedauert, nicht andächtiger beten zu können. 

Soll man nur beten, wenn man Lust dazu hat?
Dem Satze man solle nur beten, wenn man sich dazu angetrieben fühlt, ist daher im Sinne wahrhaft christlicher Denkweise der andere entgegenzustellen, man soll, wenn die Umstände das Gebet erfordern oder nahelegen, davon sich nie lediglich wegen Unlust abhalten lassen, überzeugt, dass Gott, was er anfänglich, um die Geduld und Sehnsucht der Herzens zu stärken, versagt, vielleicht bald gewähren wird.

Alles - bis auf die kursiven Zwischenüberschriften - aus: Lehrbuch der Moraltheologie von Otto. Schilling, II. Band, Max Hueber Verlag, München, mit Imprimatur, 1928. S. 172



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