Sonntag, 14. April 2013

Nicht den Schlafenden, sondern den Eifrigen werden die göttlichen Wohltaten gespendet

Papst Pius XII. wendete sich in seiner Enzyklika Mystici Corporis - Über den Mystischen Leib Christi auch gegen allerlei damals verbreitete Irrtümer. 
Die beiden folgenden Irrtümer sind wohl auch heute noch (oder schon wieder?) weit verbreitet, nämlich, das man nichts oder kaum etwas tun muss, um gerettet zu werden und zweitens, dass man nicht oft zum Beichten gehen muss, wenn man "nur" lässliche Sünden zu beichten hat:

"(...) Nicht weniger entfernt sich von der Wahrheit der gefährliche Irrtum derer, die aus unserer geheimnisvollen Verbindung mit Christus einen ungesunden Quietismus* herleiten wollen. 
Danach wird das ganze geistliche Leben der Christen und ihr Fortschritt in der Tugend nur der Wirksamkeit des Heiligen Geistes zugeschrieben unter völliger Verkennung und Beiseitelassung der persönlichen Mitwirkung, die wir Ihm schulden. 

Gewiß kann keiner leugnen, daß der Heilige Geist Jesu Christi die einzige Quelle ist, aus der alles übernatürliche Leben in die Kirche und ihre Glieder herabfließt. Denn die "Gnade und Glorie verleiht der Herr" (Ps, 83,12), sagt der Psalmist. 
Daß aber die Menschen beständig in den Werken der Heiligkeit verharren, daß sie unverdrossen in der Gnade und Tugend voranschreiten, daß sie selbst mannhaft zum Gipfel der christlichen Vollkommenheit emporstreben und auch andere nach Kräften dazu anspornen, das alles will der Geist Gottes nur dann wirken, wenn die Menschen selbst durch tägliches, tatkräftiges Bemühen ihren Teil dazu beitragen

"Nicht den Schlafenden", sagt der heilige Ambrosius, "sondern den Eifrigen werden die göttlichen Wohltaten gespendet" (Expos. Evang. sec. Luc. 4, 49: Migne, P.L. XV, 1626)

Wenn nämlich schon in unserem sterblichen Leib die Glieder nur bei ständiger Übung gesund und kräftig bleiben, so gilt das noch in viel höherem Grad vom gesellschaftlichen Leib Jesu Christi, in dem ja die einzelnen Glieder alle ihre persönliche Freiheit und Verantwortlichkeit behalten. 
Deswegen konnte auch derselbe, der das Wort aussprach: "Ich lebe, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2, 20), ohne Zögern behaupten: "Seine (d. h. Gottes) Gnade ist in mir nicht unwirksam geblieben, sondern ich habe mich mehr gemüht als sie alle; doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir" (1 Kor 15, 10). Es ist demnach klar, daß durch jene falschen Lehren das Geheimnis, von dem Wir handeln, nicht dem geistlichen Fortschritt der Gläubigen, sondern in beklagenswerter Weise ihrem Verderben dienstbar gemacht wird.

Dasselbe geschieht auch durch die falschen Anschauungen jener, die behaupten, man dürfe die häufige Beichte der läßlichen Sünden nicht so hoch einschätzen; das allgemeine Sündenbekenntnis, das die Braut Christi Tag für Tag zusammen mit den ihr im Herrn vereinten Kindern durch die Priester am Fuß des Altares ablege, sei ihr vorzuziehen. 
Gewiß können solche Sünden, wie euch bekannt ist, Ehrwürdige Brüder, auf mannigfache, höchst lobenswerte Weise gesühnt werden. 

Aber zum täglich eifrigeren Fortschritt auf dem Wege der Tugend möchten Wir angelegentlichst den frommen Brauch der häufigen Beichte empfohlen wissen, der nicht ohne den Antrieb des Heiligen Geistes in der Kirche eingeführt wurde. Wird doch durch ihn die Selbsterkenntnis gefördert, die christliche Demut vertieft, die sittliche Schwäche an der Wurzel gefaßt, die geistliche Nachlässigkeit und Lauheit bekämpft, das Gewissen gereinigt, der Wille gestärkt, eine heilsame Seelenleitung ermöglicht und kraft des Sakramentes die Gnade vermehrt. 

Mögen also die, welche in den Reihen des jüngeren Klerus die Hochschätzung der häufigen Beichte zu verringern und herabzusetzen suchen, wohl bedenken, daß sie eine Sache betreiben, die dem Geiste Christi fremd und für den mystischen Leib unseres Heilandes ein Unsegen ist.
(...)"
* Anmerkung von mir: Der Quietismus ist eine im 17. Jahrhundert von Rom verurteilte Irrlehre, aufgebracht vom Priester Miguel de Molinos, nach der fast jede Aktivität vonseiten des Menschen unerwünscht war, man durfte z. B. nicht einmal Gott um etwas bitten oder Ihm Dank sagen. 
Papst Innozenz XI., verurteilte neben diesem 67 weitere quietistische Irrtümer.

Siehe auch: Warum man sich auch vor lässlichen Sünden hüten mussvom heiligen Kirchenlehrer Alphons Maria von Liguori
und
... heilig musst du werden - und fange heute noch an!


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