Mittwoch, 4. Februar 2015

Ein großer Liebhaber der Keuschheit: der heilige Franziskus von Assisi

Ein ganz wichtiger Wesenszugs des großen Heiligen von dem man so gut wie nie hört, es sei denn man liest seine Lebensbeschreibung, verfasst vom heiligen Kirchenlehrer Bonavenatura*:
(…) So stand er in strenger Selbstzucht auf der Wache, um mit aller Sorgfalt die Reinheit des inneren und äußeren Menschen zu bewahren.  
Im Anfang seiner Bekehrung stieg er zur Winterszeit öfters in eine mit Eis bedeckte Grube, um den in seinem Inneren lauernden Feind** vollkommen zu unterjochen und das fleckenlose Kleid der Schamhaftigkeit vor der Verlockung durch die Sinnlichkeit zu bewahren.  
Denn er sagte, einem geistlichen Manne sei es unvergleichlich erträglicher, große Kälte am Körper zu erdulden, als auch nur in geringerem Maße die Glut der Sinnlichkeit im Geiste zu spüren. 
Als er einmal des Nachts in der Einöde von Sarthiano in seiner Zelle betete, rief ihn der alte Feind (der Teufel) an: „Franziskus, Franziskus, Franziskus!“  
Der Heilige fragte, was er wolle, und der verschmitzte Versucher antwortete: „Keinen Sünder gibt es auf der Welt, dem Gott nicht verziehe, wenn er sich bekehrt. Aber wer sich durch harte Buße selbst tötet, wird in Ewigkeit keine Barmherzigkeit finden.“*** 
Doch der Mann Gottes erkannte alsbald die trügerischen Vorspiegelungen des Feindes, der ihn zu einem lauen Leben zurückzuführen suchte; denn sofort empfand er eine heftige Versuchung.  
Um diese zu überwinden, legte der Liebhaber der Keuschheit sein Kleid ab, fing an, sich heftig mit dem Strick zu schlagen und sprach:  
„Wohlan, Bruder Esel (Anmerk.: so nannte er seinen Leib), so musst du bleiben, so die Geißel dir gefallen lassen. Das Ordensgewand dient der Religion, es trägt das Zeichen der Heiligkeit; der Wollüstige darf es nicht stehlen. Geh nun hin, wohin du willst.“  
Dann riss er, von wunderbarer Geistesglut erfasst, die Zelle auf und lief hinaus in den Garten, warf sich in den tiefen Schnee, knetete sieben Schneeklumpen zusammen und sprach also zu seinem äußeren Menschen:  
„Siehe, dieser große Klumpen ist deine Gattin, die vier anderen sind zwei Söhne und zwei Töchter, die beiden anderen Knecht und Magd, die du zu deiner Bedienung notwendig hast. Beeile dich nun, sie alle zu kleiden, denn sie sterben vor Kälte. Wenn dir aber die vielfältige Sorge für sie lästig ist, so diene mit Eifer dem Herrn allein.“  
Und alsbald wich der Versucher besiegt zurück, und der heilige Mann begab sich als Sieger in seine Zelle.  
Die Kälte aber, die er zu seiner Abtötung empfinden wollte, löschte so sehr die Glut der Leidenschaft aus, dass er nie mehr von einer ähnlichen Versuchung auch nur im Geringsten angefochten wurde.

*Aus. Franziskus von Assisi vorgestellt von dem Heiligen Kirchenlehrer Bonaventura, Deutsche Übersetzung von Gisbert Menge O.F.M., 2. Auflage, Paderborn 1921, Bonifatius-Druckerei, S.35

**Das ist die böse Begierlichkeit, die als Folge der Erbsünde auch nach der heiligen Taufe noch zurückbleibt.

*** Wie der Teufel eine falsche Lehre über die Barmherzigkeit Gottes verkündete, ist eine interessante Parallel zu heutigen Zeiten, wo er es wieder versucht und seine Helfer dazu gefunden hat.


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