Sonntag, 7. Januar 2018

Warum wurde Gott ein Mensch?

An Weihnachten feiern wir ja die Menschwerdung der zweiten Person in Gott, auch "Sohn Gottes" oder "Logos" (Wort) genannt. Warum der Sohn Gottes aber eine menschliche Natur annahm, ist vielen nicht klar. 

Übrigens nahm der Sohn Gottes zwar eine menschliche Natur an, aber er wurde deshalb keine menschliche Person, weshalb  die Frage, ob Jesus Christus Jude war, dogmatisch richtig auch mit "nein" beantwortet wird. Im Gottmenschen Jesus Christus waren zwar zwei Naturen, aber nur eine Person, eine göttliche.

Warum wurde Gott ein Mensch? Cur Deus homo?
(alles Folgende ist aus der Predigt: Stell­ver­tre­tende Genug­tu­ung Jesu)

Ein gro­ßer Theo­loge, der hei­lige Anselm von Can­ter­bury – er war Erz­bi­schof von Can­ter­bury in Eng­land – hat diese Lehre in einem Buche, das uns erhal­ten ist, zusam­men­ge­faßt. Das Buch heißt „Cur deus homo?“ Warum wurde Gott ein Mensch? 
Und er faßt die ganze Lehre der Kir­che, die Lehre der Schrift, die Lehre der Kir­chen­vä­ter zusam­men, wenn er fol­gen­des erklärt:

Die Sünde ist eine unend­li­che Belei­di­gung Got­tes. Der kleine Mensch erhebt sich gegen sei­nen Schöp­fer. Diese unend­li­che Belei­di­gung kann der Mensch nicht süh­nen. Dazu ist er zu gering, dazu ist er zu min­der­wer­tig. Eine unend­li­che Belei­di­gung kann nur Gott sel­ber süh­nen. 
Süh­nen aber kann Gott nur, wenn er eine mensch­li­che Natur annimmt, denn er ist ja lei­dens­un­fä­hig als Gott. Also mußte Gott, wenn er eine voll­wer­tige, eine adäquate Genug­tu­ung leis­ten wollte, Mensch wer­den, eine mensch­li­che Natur anneh­men und in die­ser mensch­li­chen Natur das Erlö­sungs­werk voll­brin­gen.

Das ist die berühmte Satis­fak­ti­ons­theo­rie des hei­li­gen Anselm von Can­ter­bury. (Näheres hier)

Die stell­ver­tre­tende Genug­tu­ung, die der Herr voll­bracht hat, ist voll­wer­tig, d.h. sie wiegt das Unrecht auf, und sie wiegt es des­we­gen auf, weil es eine gött­li­che Per­son ist, die diese Genug­tu­ung leis­tet, von deren Han­deln eben gilt: Es ist von über­strö­men­dem Wert. 
Es ist eine gött­li­che Per­son, und deren Hand­lun­gen haben kraft der Ver­ei­ni­gung einer mensch­li­chen Natur mit der gött­li­chen Per­son gött­li­chen, unend­li­chen Wert. 
Und des­we­gen ist die Genug­tu­ung, die der Herr geleis­tet hat, nicht nur voll­wer­tig und aus­rei­chend, sie ist viel­mehr über­quel­lend, sie ist rei­cher als die Sünde. „Als die Sünde sich mehrte, da ist die Gerech­tig­keit Got­tes über­strö­mend gewor­den,“ schreibt der Apos­tel Pau­lus. (...)



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