Montag, 12. November 2012

Der Abschiedsbrief des Weltpriesters Franz Pfanner

an seine Familie zu seinem Eintritt ins Kloster, in den Orden der Trappisten, gefunden bei der Recherche zu P. Eduard Scheby OCR auf der Website des Klosters Mariawald :
P. Franz Pfanner
Agram, 9. Sept. 1863 
„Liebste Mutter und Geschwister!
Es wird Euch überraschen, was ich Euch heute zu wissen mache. Ich verlasse Agram, und zwar auf immer. Morgen reise ich ab, und hinaus nach Deutschland in die Rheinprovinz, in ein dortiges Trappistenkloster. Ich tue es, weil ich es so für Gottes Willen erkenne, wie ich schon vor 13 Jahren es als Gottes Willen erkannte, daß ich Priester wurde.  
Schon lange war dieser Gedanke in mir, ein Ordensmann zu werden, seitdem ich aber in Jerusalem war, und jene heiligen Orte sah, habe ich mir diesen Gedanken nicht mehr aus dem Kopfe bringen können, und mein Bischof von Brixen hat es gutgeheißen, nachdem ich ihn dreimal darum gebeten habe. Wie man in einem Trappistenkloster lebt, könnt Ihr aus dem Trappistenbüchlein lesen, das ich Euch schicke.  
Ich will auch so leben mit der Hilfe Gottes, und möchte darum auch diesen Stand. Ich tue das mit guter Überlegung und gesundem Verstande, und wenn vielleicht hie und da einer meint und Euch sagt, ich handle nicht gescheit, so kümmere ich mich nicht darum.  
Ich will nicht reich werden und keine Ehrenstellen suchen, und nichts gelten in der Welt, sondern arm und ungekannt in der Einsamkeit dort leben, und hoffentlich für immer, wenn man mich dort brauchen kann. Übers Jahr werde ich Euch schreiben, was mit meinem Geld und Geldforderungen und Sachen zu tun ist. 
Ich bitte Euch alle, daß Ihr für mich betet, daß ich Kraft habe, zu erfüllen, was dort gefordert wird. Vielleicht werdet Ihr sagen, ich hätte doch sollen nach Hause kommen und bei Euch Abschied nehmen. Ja, gerne hätte ich von Euch Abschied genommen mündlich, aber es wäre mir und Euch viel schwerer gefallen, von einander uns zu trennen auf immer; der schriftliche Abschied tut nicht so weh.  
Zu diesem Abschied sage ich Euch dieses: Lebet so, daß wir alle einst im Himmel uns wiederfinden können. Mutter! Seid nicht blind an Euren Kindern, weder an den kleinen noch an den erwachsenen. Ihr müßt als Mutter einst Rechenschaft ablegen. 
Und Ihr Geschwister! Unterstützet und helfet der alten Mutter und machet ihr ihre Pflicht leicht durch Gehorsam. Denket oft ans Sterben, nicht bloß ans Hausen (Sparen).  
Und Ihr verehelichten Geschwister, lebet christlich in Eurer Ehe, in hl. Frieden und denket: Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an der Seele Schaden leidet. 
Erziehet Eure Kinder in Zucht: Man braucht nicht reich zu sein, um in den Himmel zu kommen, wohl aber brav. Ich werde mein Leben lang für Euch beten, daß Ihr in den Himmel kommt, und sonst um gar nichts, das ist genug. 
Ich habe den Schwestern hier im Kloster noch nicht gesagt, daß ich ins Kloster gehe, erst morgen werde ich es sagen und dann gleich abreisen, damit ich das Weinen und Jammern nicht lange hören muß, so muß man es machen, wenn man von der Welt los werden will. 
Fürchtet Euch nur nicht, wenn ich in jenem Kloster nicht haben kann, was man in der Welt haben darf. Weinet nicht über mich, sondern weinet über Euch selbst und über Eure Kinder! 
Ich bin nicht zu bedauern, ich wähle frei diesen strengen Stand, es zwingt mich niemand dazu. Im Gegenteil braucht es einen hitzigen Kampf, von hier fortzukommen.  
Also, lebet wohl und gut! Auf Wiedersehen im Himmel! Ich sage Euch, besonders der Mutter, für alles Gute herzliches Vergelts Gott.  Ich verbleibe in den hl. hl. Herzen Jesu und Mariä
Euer stets zugetaner Sohn und Bruder
W. Pfanner. 
NB. Ich wünsche, daß diesen Brief alle lesen, ich hatte nicht Zeit, jedem der Geschwister eigens zu schreiben.“
Pater Pfanner wurde später Abt des von ihm unter größten Schwierigkeiten mitbegründeten, bedeutenden Klosters Mariastern in Bosnien und später in Südafrika erster Abt der von ihm begründeten weltbekannten Mission Mariannhill. 

Den Geist, der aus diesem Brief spricht, bräuchte man dringend für eine erfolgreiche "Neu-Evangelisierung".

Nachtrag: Gebet um die Seligssprechung des Dieners Gottes Franz Pfanner hier.
Gott, Du hast Deinen Diener Franziskus mit solchem Verlangen nach Vollkommenheit erfüllt, daß er die Welt verließ; / Du hast ihn in vielen Verdemütigungen erprobt / und ihn in allen Schwierigkeiten des Lebens mit unerschütterlichem Gottvertrauen und christlichem Starkmut begnadigt; / Du hast von Jugend auf sein Herz mit dem Verlangen beseelt, / allezeit den Willen Gottes zu erfüllen; / Du hast sein Herz entflammt mit dem Feuereifer eines wahren Missionars, / dem kein Opfer zu groß war, um Seelen zu retten: wir bitten Dich, verherrliche Deinen Diener Franziskus und gewähre auf seine Fürbitte hin uns Hilfe in unseren Anliegen …, vollkommene Ergebung in den göttlichen Willen / und erwecke nach seinem Geiste heilige Priester, opferfreudige Ordensleute und seeleneifrige Missionare. Amen.

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